Der Gefangene von Zhamanak
ein Kind hat, das sie auslöst. Ich habe viele meiner Kolleginnen gesehen, Frauen mit exzellenten Berufsaussichten, die geheiratet haben. Dann wollen die Burschen Kinder; also kriegen sie sie. Sie müssen aufhören zu arbeiten, um die Bälger großzuziehen, und wenn sie dann wieder in den Beruf zurück wollen, dann haben sie fünfzehn oder zwanzig Jahre verloren, die sie nie wieder aufholen können.«
»Ach, hör mir doch damit auf! Seit wir die Langlebigkeitspille haben, kann das doch nicht mehr ein so gewichtiger Faktor sein, wie er es früher einmal war.«
»Doch, ist er aber; ich habe solche Fälle oft genug gesehen. Und irgendwann lassen diese Frauen dann entweder ihren Frust an der Familie aus und werden zu wehleidigen Quengelgurken, die allen auf den Nerv gehen, oder sie drehen durch und reißen aus; oder aber der Mann sagt eines Tages: Leb wohl, meine Teure, ich habe beschlossen, dich gegen ein neueres Modell einzutauschen. Nicht mit mir!
Aber um noch mal auf deinen Vorschlag zurückzukommen: Du hast ganz recht. Du behältst mein schmähliches kleines Geheimnis für dich, und ich deines.«
»Und du wirst doch nichts von mir und Ovanel in den Artikeln und Büchern erwähnen, die du schreiben willst, oder?« fragte Mjipa mit einer Spur Besorgnis in der Stimme.
»Natürlich nicht. Aber jetzt möchte ich unbedingt erst mal ins Badehaus gehen. Ich kann es gar nicht erwarten, diese klebrige Farbe vom Körper zu schrubben. Es war die Idee der Haremswächter. Sie wollten, dass ich so schön aussehe wie Sivandi in der Legende.«
Mjipa lieferte Alicia am Badehaus ab, das als solches gekennzeichnet war durch die große Muschelschale über der Eingangstür. Er bezahlte ihr Eintrittsgeld und ging zurück zum Gasthof. Als er die Treppe hochstieg, kam Minyev aus dem Raum gestürzt, wild winkend. Als sie allein waren, sagte der Kalwmianer: »Herr, Ihr seid in schrecklicher Gefahr! Wir müssen fliehen!«
»Hä? Was ist denn jetzt schon wieder passiert?«
»Während Ihr im Palast weiltet, war ich unten im Schankraum und labte mich mit dem Wirt an einer Flasche Falat-Wein. Da kam eine Schar grober Gesellen herein und fragten, ob wir von einem Terranerpaar wüssten, einer klein und gelbhäutig, der andere groß und schwarz wie der Rauch des Hishkak. Thathord, der Wirt, öffnete schon den Mund, um zu antworten, doch da fuhr ich sogleich beherzt dazwischen und sagte, keiner von uns beiden wäre solcher scheußlichen fremdländischen Wesen ansichtig geworden. Thathord ist kein Tropf, und so hielt er den Mund, während die Kerle herumschnüffelten und schworen, sie könnten die Ausdünstungen der Terraner geradezu wittern. Doch schließlich gingen sie wieder fort.
Nun, diese Grobiane sprachen Khaldoni mit zhamanakianischem Akzent. Was denkt Ihr? Dass Heshvavu Khorosh sie geschickt hat, die Schmach zu rächen, die Ihr ihm zugefügt?«
»Ich glaube, du hast recht. Meister Thathord wird eine Belohnung für sein Stillschweigen erwarten. Pack deine Sachen und hilf mir beim Packen der unsrigen; wir holen die Dame am Badehaus ab.«
Als Mjipa ihre Rechnung bezahlt und dem Wirt ein großzügiges Trinkgeld überreicht hatte, gingen sie, ihre gesattelten Ayas am Zügel führend, die Straße hinunter bis zum Badehaus. Mjipa ärgerte sich, dass er nicht eher an das gedacht hatte, was er einmal, vor langer Zeit, in einem WF-Bericht gelesen hatte: dass nämlich die Krishnaner, die in der, Nähe des Äquators beheimatet waren, wie zum Beispiel die Khaldoni-Nationen, nicht nur größere Geruchsantennen besaßen als die weiter nördlich oder südlich lebenden, sondern auch empfindlichere. Von daher würde es schwierig werden, diese humanoiden Bluthunde, waren sie erst einmal auf seiner Fährte, wieder abzuschütteln.
Vor dem Badehaus stand eine große Reklametafel, deren Aufschrift Minyev ihm vorlas: ECHTE SEIFE AUS DEN TER-PAHLAWERKEN IN DER BANJAO – HIER ERHÄLTLICH. Vor nicht allzu langer Zeit hatte der Interplanetarische Rat die Technologieblockade dahingehend gelockert, dass den Krishnanern die zur Herstellung von Seife erforderlichen Kenntnisse zugänglich gemacht werden konnten. Nach der Niederwerfung der Piraten des Sunqar (der riesigen zusammenhängenden Fläche aus treibendem Terpahla-Tang in der Banjao) und dem damit verbundenen Ende der dort konzentrierten Drogenherstellung hatte ein Terraner namens Barnevelt eine Seifenfabrik in den verlassenen Piratenschiffen des Sunqar errichtet. Die Kenntnis von Seife begann gerade
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