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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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terranische Rundwelt-Doktrin nahe brachte? Alischa … Aliehscha …«
    »Alicia Dyckman«, vollendete Mjipa. »Ja, das ist sie. Sie und ich segeln in fünf Tagen nach Majbur und von dort aus weiter nach Novorecife. Wenn ich Euch aus dieser Zelle schmuggeln könnte, würdet Ihr dann mit uns mitkommen wollen?«
    Der Kalwmianer spreizte die Hände. »Was soll ich sagen? Liebe ich mein Heimatland auch noch so sehr, so ziehe ich es doch vor, den Henkermeistern des Heshvavu zu entrinnen, so sich eine solche unerwartete Möglichkeit bietet. Wie wollt Ihr meine Befreiung ins Werk setzen?«
    »Ich bin noch nicht ganz sicher, aber ich habe schon einige Ideen. Doch verhaltet Euch trübsinnig und entmutigt, so als hätte ich Euch das letzte Fünkchen Hoffnung geraubt. Ich werde wiederkommen.«
    Als sie am nächsten Morgen beim Frühstück saßen, sagte Mjipa: »Lish, ich hab da noch ein Problem. Kannst du sauberes Khaldoni schreiben?«
    »Hat das irgendwas mit deiner verrückten Idee zu tun, Isayin zu befreien?«
    »Ist doch egal; kannst du’s, oder kannst du’s nicht?«
    »Nein, ich kann’s nicht. Ich habe die Schriftsprache studiert und kann ein bisschen lesen, aber über ein paar Grundzeichen bin ich nie hinausgekommen. Sie sind sehr unregelmäßig und kompliziert.«
    »Dann muss ich’s mit Minyev versuchen. Er kann lesen und schreiben, was bei jemandem aus seiner sozialen Klasse eine echte Seltenheit ist.«
    »Großer Gott, Percy, überleg, was du da tust! Damit wären wir ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert! Bist du sicher, dass er uns nicht bei einer entsprechenden Belohnung ans Messer liefern würde?«
    »Ich gebe zu, es ist nicht ganz ungefährlich. Aber es würde dich nicht betreffen, weil du dann schon sicher an Bord des Schiffs wärst. Und Minyev ist ein so großes Risiko nicht, weil er unbedingt mit uns nach Novorecife mitkommen will; und das kann er nicht, wenn ich hier im Knast sitze.«
    »Percy Mjipa, du bist der verbohrteste Idiot, der mir je untergekommen ist. Mit Vernunft ist dir einfach nicht mehr beizukommen. Du machst mich noch wahnsinnig!«
    »Nein, meine Beste; das warst du schon, lange bevor ich dich kennen gelernt habe. Und jetzt entschuldige mich bitte.«
    Mjipa scheuchte den Wirt von seinem Sitzkissen auf: »Meister Irants, habt Ihr vielleicht so etwas wie einen Maßstock oder eine Mess-Schnur, die Ihr mir leihen könntet?«
    Irants verschwand und kam mit einem Holzstab zurück, in den khaldonische Maßeinheiten eingeritzt waren. Mjipa nahm den Stock an sich und ging zu Minyev.
    »Siehst du das?« Er zeigte dem Faktotum die unbeschriebene Rückseite des Passes, den Chanapar ihm ausgestellt hatte. »Schau es dir genau an und präge dir die Beschaffenheit des Papiers ein. Es ist viereinhalb mal sechs Yestit groß. Ich möchte, dass du mir zwanzig Blatt Papier von exakt demselben Format und derselben Beschaffenheit kaufst. Nimm Meister Irants’ Mess-Stab mit, damit du es nachprüfen kannst. Die Sache ist streng vertraulich. Wenn jemand davon Wind bekommt, kommst du niemals nach Novorecife.«
    »Warum nicht, Herr? Ich verstehe nicht.«
    »Weil ich in dem Fall nicht mehr leben würde und dich also nicht mitnehmen könnte. Und jetzt spute dich.«
    Stunden später kam Minyev mit einem Päckchen zurück. »Die Beschaffenheit ist nicht exakt die des Originals, Herr. Aber es war das Beste, das ich finden konnte.«
    Mjipa wickelte das Päckchen aus und verglich die Blätter mit dem seines Passes. Das Papier war von etwas minderer Qualität, aber Mjipa hoffte, dass der Unterschied zu gering war, um bei einer Prüfung bei Lampenlicht aufzufallen.
    »Das hast du gut gemacht«, lobte er das Faktotum. »Und nun setz dich hin. Hier sind Feder und Tinte. Schreib mir in deinem besten Khaldoni folgendes:
     
    ICH WEISE EUCH HIERMIT AN, DEN GEFANGENEN ISAYIN IN DIE OBHUT DES TERRANERS MJIPA ZU ÜBERGEBEN. AUS GRÜNDENDER STAATSRÄSON UNTERLIEGT DIESER VORGANG STRENGSTER GEHEIMHALTUNG.
    CHANAPAR, PHATHVUM
     
    Nach dem Mittagessen zog Mjipa sich in seine Kammer zurück und verbrachte den Rest des Tages damit, in mühsamer Geduldsarbeit einen neuen Pass zu fälschen. Obwohl er keine Erfahrung im Fälschen hatte, brachte er nach mehreren Versuchen eine recht passable Imitation der einleitenden Sätze des Originalpasses zustande. Anstelle des Schluss-Satzes, der ihn befugte, Isayin in seiner Zelle zu besuchen, kopierte er den Passus, den er Minyev diktiert hatte, wobei er sorgfältig den Schriftstil des Originals

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