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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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charakteristischen Volkskulturen auf der Erde verschwunden sind.«
    Dann trat eine Tänzerin auf, eingehüllt in ein bauschiges Hemd mit Puffärmeln und einen weiten, langen Rock, der sich über unzähligen Schichten von Petticoats und Spitzenunterröcken wölbte. Mjipa bemerkte: »Wo die Leute, gewohnt sind, Kleider zu tragen, finden sie es ungeheuer aufregend, wenn die Frauen nackt tanzen. Hier, wo sie mehr oder weniger nackt rumlaufen, bereitet es ihnen Prickeln, wenn sie fast in Kleidern ersticken.«
    Als die Tänzerin ihre Darbietung beendet hatte, stimmte das Trio eine flotte Weise an. Ein paar kalwmianische Paare erhoben sich zum Tanz. »Komm, Percy, lass uns auch tanzen!« forderte Alicia ihn auf.
    »Um Himmels willen, Frau, wie soll ich denn diese einheimischen Menuette und Gavotten, oder wie immer die das hier nennen, tanzen können, ohne sie je gelernt zu haben? Dazu brauchte ich erst einmal Unterricht und reichlich Übung. Das einzige, was ich kann, ist der Kriegstanz der Ngwato, den ich in der Schule gelernt habe.«
    »Percy, du wirst jetzt mit mir tanzen! Du wirst doch wohl noch einen simplen Twostepp hinkriegen!«
    Mjipa erhob sich mit einem Seufzer. »Bei Gott, wenn ich hierfür nicht eine Extra-Schwerstarbeitzulage beantrage, dann will ich nicht Percy Kuruman Mjipa heißen …«

 
7
     
    Befreiung
     
    W ährend Alicia die Kampfspuren in ihrem neuen Kilt flickte, arbeitete der Konsul noch spät am Abend an einer revidierten Fassung seiner Fälschung. Sie hatte den gleichen Wortlaut wie die andere, nur dass sie um den Satz ergänzt wurde: DER BISHERIGE BEFEHL, DEN GEFANGENEN ISAYIN ZUM VERHÖR IN DEN PALAST ZU ÜBERSTELLEN, IST HIERMIT WIDERRUFEN.
    Am nächsten Morgen stand Mjipa schon vor Sonnenaufgang auf. Zu Minyev sagte er: »Ich gehe jetzt zum Turm. Ich denke, ich bin spätestens in zwei Stunden wieder zurück. Sag Irants, er soll mir ein bisschen was vom Frühstück aufheben.«
    Er verließ den Gasthof und hielt eine Straßenbahn an. Zwar hätte er zu Fuß den Turm genauso rasch erreichen können, aber er wollte möglichst unauffällig zum Turm und zurück gelangen.
    Er kam am Turm an, bevor die Morgenschicht begonnen hatte. Eine Gruppe von Krishnanern stand vor dem Haupteingang und wartete auf das Eintreffen ihres Chefs. Als Mjipa aus der Straßenbahn stieg, drehten sie sich nach ihm um und gafften. Alle paar Augenblicke trudelten weitere Bauarbeiter ein. Die beiden Wachsoldaten vor dem Tor waren inzwischen ebenfalls aufmarschiert und hatten ihren Posten bezogen.
    Nachdem die Bauarbeiter Mjipa eine Weile neugierig beäugt hatten, traute sich einer vor und begann, ihn auszufragen, was das Signal für die anderen war, ebenfalls ihre Scheu zu überwinden und ihn mit Fragen zu bombardieren: »Sagt, Meister Terraner, ist es wahr, dass auf Terra niemand zu arbeiten braucht und dass alle in eitlem Müßiggang leben?« – »Gibt es Sklaverei auf Terra?« – »Fresst ihr euch gegenseitig, wie die Wilden in Fossanderan?« – »Was tut ihr gegen Krankheiten?« – »Ist es wahr, dass ihr eine Maschine anbetet, die euch alles Denken abnimmt?« – »Wenn eure Welt eine Scheibe ist, so wie unsere, wie kamt ihr dann von dort nach hier?«
    Die letzte Frage brachte Mjipa in Verlegenheit, weil eine Diskussion über das Reisen im Raum unweigerlich das Flachwelt-Dogma des Heshvavu berühren würde. So war er froh, dass Baumeister Arraj auf der Bildfläche erschien, während er sich noch den Kopf über eine möglichst unverbindliche Antwort zerbrach. Als er Mjipa entdeckte, rief er voll Überschwang: »Dreimal willkommen, mein lieber Herr Terraner! Was führt Euch hierher?«
    »Ich fand neulich solchen Gefallen an Euren Ausführungen über die Konstruktion des Bauwerks, dass ich hoffte, Ihr könntet vielleicht noch einmal ein wenig von Eurer Zeit abzweigen, um mir mehr davon zu erzählen.«
    »Aber gewiss, mein guter Herr! Eurem Wunsche soll sogleich entsprochen werden. Ich will nur schnell meine Männer an ihre Arbeitsplätze weisen.«
    Arraj zog einen massiven, etwa zwanzig Zentimeter langen Schlüssel hervor und schloss die Eingangstür auf. Als die Arbeiter hereinströmten, gab er Anweisungen an die Poliere und Vorarbeiter aus. Dann ging er selbst hinein und bedeutete Mjipa mit einem Wink, ihm zu folgen.
    Arraj führte Mjipa zu seinem Büro im Erdgeschoß. Er schloss die Tür mit einem weiteren Schlüssel auf und ging hinein.
    An einer Wand des Büros entdeckte Mjipa eine Reihe von Haken, an denen mehrere

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