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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Als die Liste fertig war, sagte das Faktotum: »Herr, es wird langsam spät. Ich weiß nicht, wie ich all die Dinge auf dieser Einkaufsliste vor Einbruch der Dunkelheit beschaffen soll. Einen Tagesvorrat an Nahrungsmitteln … einen Korb zum Tragen derselben … einen Holzkeil und einen Hammer … Hautfarbe in den folgenden Tönen … Pinsel zum Auftragen derselben …«
    »Lass mich die Liste mal sehen«, sagte Alicia. »Das sind alles Sachen, die du zur Befreiung des alten Professors brauchst, stimmt’s?«
    »Mmmh-mmh«, grunzte Mjipa.
    »Und wie hast du vor, ihn rauszuholen?«
    »Das sage ich dir besser nicht.«
    »Ach, komm schon! Wir stecken da alle mit drin, wohl oder übel.«
    »Also gut – mit einem gefälschten Befehl vom Palast. Ich wusste gar nicht, dass ich Talent zum Fälschen hatte, noch dazu in einer fremden Schrift.«
    »Und wann soll das Ganze über die Bühne gehen?«
    »Heute Nachmittag, sobald ich weg kann.«
    »Aber das Schiff geht erst übermorgen. Wo willst du in der Zwischenzeit mit ihm hin? Hier können wir ihn ja wohl kaum verstecken.«
    »Ich habe einen Platz für ihn im Turm. Den morgigen Tag wird er dort verbringen, und morgen Nacht bring ich ihn aufs Schiff.«
    »Und wie willst du in den Turm reinkommen? Vielleicht die Wände raufklettern?«
    »Dank Maibud, dem Gott der Diebe, habe ich einen von Arrajs Schlüsseln stibitzt.«
    »Aber wenn sie merken, dass Isayin weg ist, werden sie das ganze Königreich auf den Kopf stellen. Und wenn sie rauskriegen, dass du mit der Sache zu tun hast, werden sie auch nach dir suchen.«
    Mjipa zuckte die Achseln. »Ich habe mit diesen Eingeborenen seit vielen Jahren zu tun. Manche von ihnen sind nette Burschen – aber tüchtig sind sie nicht. Ich gehe jede Wette ein, dass es mindestens eine Fünfnacht dauern wird, bevor irgend jemandem im Palast plötzlich einfällt, dass Isayin dorthin überstellt werden sollte.«
    »Ich hoffe nur, dass du recht behältst. Du, es wird spät, wie Minyev schon gesagt hat. Mach eine Liste mit der Hälfte der Sachen – sagen wir, die Lebensmittel – und gib sie mir. Ich kann sie ebenso gut einkaufen, das spart Zeit. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich auf einem krishnanischen Markt Lebensmittel einkaufe. Früher habe ich das immer getan.«
    »Ich dachte, du wolltest nichts mit der Sache zu tun haben«, sagte Mjipa.
    »Ach, Papperlapapp! Wenn wir schon mit drinhängen, dann will ich auch meinen Teil dazu beitragen. Ich kann doch nicht zulassen, dass ein Mann das ganze Risiko allein trägt.«
    »Übrigens«, sagte Mjipa, »habe ich vorhin unseren Freund Kuimaj gesehen, den Herold von Ainkhist. Er lungert mit ein paar Schlägertypen auf der anderen Straßenseite herum. Du gehst besser nicht durch den Vordereingang, wenn Minyev oder ich nicht dabei sind.«
    »Glaubst du, dass sie mich mitten auf der Straße kidnappen würden?«
    Mjipa zuckte die Achseln. »Man kann nie wissen. Auf jeden Fall wollen wir kein unnötiges Risiko eingehen.«
    »Eine schöne Hilfe wäre mir Minyev in einem solchen Fall! Er würde laufen wie ein Hase.«
    Als er hörte, dass sein Name fiel, er die Worte aber nicht verstand, starrte Minyev verdutzt von einem zum anderen.
    »Dann geh besser mit mir zusammen raus«, schlug Mjipa vor. »Und auf dem Rückweg treffen wir uns am Brunnen des Verkrüppelten Gottes und gehen von da aus zusammen zurück. Traust du dir zu, den zu finden?«
    »Aber natürlich! Ich kenne die Straßen der näheren Umgebung wie meine Westentasche.«
    »Ja? Hochmut kommt vor dem Fall. Denk dran, dass wir uns vor drei Tagen auch hoffnungslos verlaufen haben, an dem Abend, als wir Khostavorn begegneten.«
    »Erstens war das nicht vor drei, sondern vor vier Tagen, und der Grund war, dass du darauf pochtest, wir müssten nach links abbiegen, als ich sagte, wir müssten nach rechts.«
    »Ach, mach doch, was du willst! Und noch was, Minyev!«
    »Ja, Herr?«
    »Ich möchte mir deinen Kapuzenumhang ausleihen.«
     
    Minyevs Umhang war zwar ein bisschen klein geraten für den hünenhaften schwarzen Mann, aber die Kapuze verbarg wenigstens seine schwarze Haarwolle. Die drei brachen gleichzeitig auf, Minyev in die eine Richtung und Mjipa und Alicia in die andere. Von der anderen Straßenseite warfen Kuimaj und seine Gorillas wütende Blicke herüber.
    Am Brunnen des Verkrüppelten Gottes trennten sich Mjipa und Alicia. Letztere bog zum Lebensmittelmarkt ab, während der Konsul die Richtung zum Alten Gefängnis einschlug. Als Roqir gerade

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