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Der Gefangene

Titel: Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Schadens, 225 Dollar Anwaltshonorar in Raten von jeweils fünfzig Dollar im Monat, zehn Dollar im Monat an die Gefängnisbehörde und fünfzig Dollar im Monat an den Crime Victims Compensation Fund, einen Entschädigungsfonds für Opfer von Straftaten.
    Im Mai 1986 zahlte Holland einmalig fünfzig Dollar, danach war die Sache offenbar erledigt.
    Barney war bei seinem letzten Zeugen angelangt, dem Angeklagten selbst. Ron aussagen zu lassen war riskant. Er war unberechenbar - etwas früher an diesem Tag hatte er Terri Holland beschimpft -, und die Geschworenen hatten bereits Angst vor ihm. Er war vorbestraft, was Peterson ihm mit Sicherheit an den Kopf werfen würde, um seine Glaubwürdigkeit zu erschüttern. Niemand war sicher, ob und wie viele Medikamente er bekommen hatte. Er war wütend und schwer einschätzbar - und er war von seinem Anwalt nicht vorbereitet worden, was am schwersten wog. Barney bat um eine Unterredung an der Richterbank und sagte zu Richter Jones: »Jetzt wird's ernst. Ich würde gern unterbrechen, um ihn erst einmal so weit wie möglich zu beruhigen. Er scheint... nun ja, er hat sich heute ganz gut benommen. Außerdem brauchte ich sowieso mal eine Pause.«
    »Sie haben nur noch diesen einen Zeugen?«, fragte Richter Jones.
    »Oh ja, ich habe nur noch diesen einen Zeugen. Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.«
    Als die Verhandlung für eine Mittagspause unterbrochen wurde, führte man Ron die Treppe hinunter, um ihn ins Gefängnis hinüberzubringen. Auf dem Weg nach unten sah er den Vater des Mordopfers und brüllte: »Charlie Carter, ich habe Ihre Tochter nicht getötet!« Die Wärter beeilten sich, ihn wegzubringen. Um dreizehn Uhr wurde Ron vereidigt. Nach einigen einführenden Fragen bestritt er, jemals mit Terri Holland gesprochen zu haben. Er bestritt ebenfalls, Debbie Carter gekannt zu haben.
    Barney fragte Ron, wann er von Carters Tod erfahren habe. »Am 8. Dezember. Meine Schwester, Annette Hudson, hat bei uns angerufen, und meine Mutter ist ans Telefon gegangen. Ich habe gehört, wie Mutter sagte: >Ich weiß, dass Ronnie es nicht getan hat, er war nämlich zu Hause.< Ich habe meine Mutter gefragt, um was es da gegangen ist. Sie sagte, Annette hat angerufen und gesagt, dass ein Mädchen aus der Nachbarschaft umgebracht worden ist.«
    Rons mangelnde Vorbereitung auf seine Zeugenaussage wurde ein paar Minuten später deutlich, als Barney ihn nach seiner ersten Begegnung mit Gary Rogers fragte. »Kurz danach bin ich zur Polizei gegangen und habe dort einen Lügendetektortest gemacht«, antwortete Ron.
    Barney wäre fast erstickt. »Ronnie, nicht ... darüber dürfen Sie nicht sprechen.« Es war streng verboten, vor den Geschworenen einen Lügendetektortest zu erwähnen. Hätte die Anklage das getan, wäre der Freispruch aus Verfahrensgründen erfolgt. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, Ron darüber aufzuklären. Gleich darauf, als er einen Vorfall mit Dennis Fritz schilderte, verstieß er wieder gegen die Vorschriften: »Ich habe mich mit Dennis Fritz getroffen. Wir sind zusammen die Straße runtergegangen, und ich habe ihm erzählt, dass Dennis Smith mich angerufen und gesagt hat, das Ergebnis des Lügendetektortests ist nicht beweiskräftig.«
    Barney wusste sich nicht anders zu helfen, als abrupt das Thema zu wechseln. Sie sprachen kurz über Rons Verurteilung wegen Scheckbetrugs. Bei den nächsten Fragen ging es darum, wo er in der Nacht des Mordes gewesen war. Barney beendete die Befragung seines Zeugen mit einem schwachen »Haben Sie Debbie Carter getötet?«
    »Nein, Sir, das habe ich nicht.«
    »Ich glaube, das ist alles.«
    Barney hatte es so eilig, seinen Mandanten aus dem Zeugenstand zu holen und weiteren Schaden zu verhindern, dass er so gut wie gar nicht auf die Anschuldigungen einging, die die Zeugen der Anklage vorgebracht hatten. Ron hätte sein Traum-Geständnis erklären können, das er am Abend nach seiner Verhaftung Rogers und Featherstone gegenüber abgelegt hatte. Er hätte die Gespräche mit John Christian und Mike Tenney im Gefängnis erklären können. Er hätte den Grundriss des Gefängnisses aufzeichnen und den Geschworenen erklären können, dass Terri Holland das, was sie angeblich gehört hatte, nicht hätte hören können, ohne dass andere es ebenso gehört hätten. Er hätte die Aussagen von Glen Gore, Gary Alen, Tony Vick, Donna Walker und Letha Caldwell widerlegen können.
    Wie alle Staatsanwälte brannte Peterson darauf, den Angeklagten im

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