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Der Gefangene

Titel: Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Kreuzverhör auseinanderzunehmen. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass dieser völlig unbeeindruckt bleiben würde. Peterson begann damit, dass er auf Rons Freundschaft mit Dennis Fritz, der jetzt ein verurteilter Mörder war, herumritt.
    »Mr Williamson, ist es richtig, dass Sie außer Dennis Fritz so gut wie keine anderen Freunde haben? Und er bis auf Sie auch nicht?«
    »Sagen wir mal so«, antwortete Ron gelassen. »Sie haben ihn reingelegt, und jetzt versuchen Sie, mich reinzulegen.« Die Worte verhallten im Gerichtssaal, während Peterson empört nach Luft schnappte.
    Er wechselte das Thema und fragte Ron, ob er sich daran erinnern könne, Debbie Carter kennengelernt zu haben, was dieser wiederholt bestritt. Als die Frage noch einmal gestellt wurde, platzte es aus Ron heraus: »Peterson, ich sag's Ihnen gern noch einmal, aber dann reicht's.«
    Richter Jones ging dazwischen und wies den Zeugen an, lediglich die Frage zu beantworten. Wieder bestritt Ron, Debbie Carter kennengelernt zu haben. Peterson plusterte sich auf, stocherte eine Weile im Nebel herum und scheiterte kläglich. Als er mit seinen Märchen weitermachte, bekam er wieder Ärger. »Wissen Sie noch, wo Sie am 7. Dezember nach zweiundzwanzig Uhr gewesen sind?« Ron: »Zu Hause.«
    Peterson: »Und was haben Sie dort gemacht?«
    Ron: »Um zehn Uhr vor fünf Jahren könnte ich ferngesehen oder geschlafen haben.« Peterson: »Ist es nicht vielmehr so, dass Sie das Haus verlassen haben, durch die Gasse gegangen sind ...«
    Ron: »Nein. Auf gar keinen Fall.«
    Peterson: »... durch die Gasse gegangen sind ...«
    Ron: »Auf gar keinen Fall.«
    Peterson: »Sie und Dennis Fritz.«
    Ron: »Sie sind ... auf gar keinen Fall. Auf gar keinen Fall.« Peterson: »Sie sind zu der Wohnung gegangen.« Ron: »Auf gar keinen Fall.«
    Peterson: »Wissen Sie, wo Dennis Fritz in jener Nacht gewesen ist?«
    Ron: »Sagen wir mal so - ich weiß, dass er nicht bei Debbie Carter gewesen ist.« Peterson: »Woher wissen Sie, dass er nicht bei Debbie Carter gewesen ist?« Ron: »Weil Sie ihn reingelegt haben.«
    Peterson: »Woher wissen Sie, dass er nicht bei Debbie Carter gewesen ist?« Ron: »Sagen wir mal so - ich würde mein Leben darauf verwetten.«
    Peterson: »Sagen Sie uns, warum Sie das so genau wissen.«
    Ron: »Ich will einfach nicht, dass ... Stellen Sie mir keine Fragen mehr. Ich verlasse jetzt den Zeugenstand, dann können Sie den Geschworenen erzählen, was Sie wollen, aber Sie haben ihn reingelegt, und jetzt versuchen Sie, mich reinzulegen.«
    Barney: »Ronnie.«
    Ron: »Meine Mutter hat gewusst, dass ich zu Hause gewesen bin. Sie drangsalieren mich jetzt seit fünf Jahren. Machen Sie mit mir, was Sie wollen. Es ist mir egal.« Peterson beendete das Kreuzverhör und setzte sich.
    Während seines Schlussplädoyers tat Barney sein Bestes, um die Polizei und ihre Arbeit schlechtzumachen - die langwierigen Ermittlungen, das Verschwinden von Gores Haarprobe, die Weigerung, Gore als Verdächtigen zu behandeln, Dennis Smith' schlampiges Vorgehen beim Sammeln von Fingerabdrücken am Tatort, die mehrfache Aufforderung an Ron, Haarproben abzugeben, die fragwürdigen Taktiken, mit denen Ron das Traum-Geständnis entlockt wurde, die Tatsache, dass die Verteidigung Rons frühere Aussage nicht erhalten hatte, die ständig wechselnden Meinungen der OSBI-Gutachter. Die Liste der Fehler war lang, und Barney verglich die Polizei mehr als einmal mit den chaotischen Ordnungshütern aus der Slapstick-Serie Keystone Kops. Wie alle guten Anwälte argumentierte er, dass es jede Menge berechtigte Zweifel gebe, und bat die Geschworenen, gesunden Menschenverstand walten zu lassen. Peterson argumentierte, dass es überhaupt keine Zweifel gebe. Die Polizisten, die natürlich allesamt zu den besten Vertretern ihres Berufsstandes gehörten, hätten mustergültige Arbeit geleistet, und er und sein Team hätten den Geschworenen eindeutige Beweise für die Schuld des Angeklagten vorgelegt.
    In Anlehnung an Mel Hetts saloppe Ausdrucksweise in Bezug auf Haaranalysen beschloss Peterson, es mit der Terminologie ebenfalls nicht so genau zu nehmen. Er sagte: »Neben anderen Fällen untersucht Mr Hett über einen geraumen Zeitraum hinweg verschiedene Haarproben, er untersucht und eliminiert, er untersucht und eliminiert. Und dann, 1985, sind zwei Haare identisch.«
    Doch Barney hatte aufgepasst. Er erhob sofort Einspruch und sagte: »Herr Vorsitzender, seit der Gründung des Staates Oklahoma hat

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