Der Gefangene
es keine identischen Haare gegeben. Ich erhebe Einspruch gegen die Verwendung dieses Begriffs.« Dem Einspruch wurde stattgegeben.
Peterson mühte sich weiter und fasste zusammen, was seine Zeugen ausgesagt hatten. Als er zu Terri Holland kam, wurde Ron nervös.
Peterson: »Terri Holland hat Ihnen, den Geschworenen, mitgeteilt, woran sie sich nach zwei Jahren noch erinnern kann. Sie hat ausgesagt, gehört zu haben, wie der Angeklagte zu seiner Mutter sagte, wenn sie ihm das Gewünschte nicht bringe ...« Ron sprang auf und sagte: »Jetzt reicht's aber!«
Peterson: »... werde er sie töten, so, wie er Debbie Carter getötet habe.« Ron: »Halten Sie den Mund! Das habe ich nie gesagt!«
Barney: »Setzen Sie sich hin. Und seien Sie ruhig.«
Das Gericht: »Mr Williamson.«
Ron: »Das habe ich nie zu meiner Mutter gesagt.«
Barney: »Ronnie.«
Das Gericht: »Hören Sie auf Ihren Anwalt.«
Ron setzte sich kochend vor Wut, doch er schwieg tatsächlich. Peterson fuhr fort und verdrehte die Aussagen seiner Zeugen so unverschämt zugunsten der Anklage, dass Barney sich gezwungen sah, wiederholt Einspruch einzulegen und Richter Jones zu bitten, er möge den Staatsanwalt ermahnen, sich an die Fakten zu halten. Am Mittwoch um 10:15 Uhr zogen sich die Geschworenen zur Beratung zurück. Annette und Renee blieben noch eine Weile im Gerichtssaal sitzen, dann gingen sie zum Mittagessen. Es fiel ihnen schwer, etwas zu sich zu nehmen. Nachdem sie alle Aussagen gehört hatten, waren sie noch mehr als bisher davon überzeugt, dass ihr Bruder unschuldig war, doch der Prozess war von Peterson beherrscht worden. Die meisten Entscheidungen waren zu seinen Gunsten ausgefallen. Im Prozess gegen Fritz hatte er dieselben Zeugen mit genauso wenigen Beweisen kombiniert und trotzdem einen Schuldspruch erreicht.
Die beiden Frauen verachteten ihn. Er war laut und arrogant und benahm sich Menschen gegenüber rücksichtslos. Sie hassten ihn für das, was er ihrem Bruder antat. Die Stunden vergingen. Um 16:30 Uhr wurde bekannt, dass die Jury eine Entscheidung gefällt hatte, und der Gerichtssaal füllte sich im Handumdrehen wieder. Richter Jones nahm Platz und warnte die Zuschauer vor Gefühlsausbrüchen. Annette und Renee hielten sich an den Händen und beteten.
Auf der anderen Seite des Mittelgangs saßen die Mitglieder der Familie Carter. Auch sie hatten sich an den Händen gefasst und beteten. Ihre schwere Prüfung war fast zu Ende.
Um 16:40 Uhr übergab der Sprecher der Jury dem Gerichtsdiener das Urteil, der einen Blick darauf warf und den Zettel an Richter Jones weitergab. Dieser verkündete das Urteil - schuldig in allen Punkten der Anklage. Die Carters reckten triumphierend die Faust in die Höhe. Annette und Renee weinten leise, genau wie Peggy Stillwell. Ron ließ den Kopf hängen. Er war tief betroffen, aber das Urteil kam für ihn nicht völlig überraschend. Nach elf Monaten im Gefängnis von Pontotoc County war er Teil eines faulen Systems geworden. Er wusste, dass Dennis Fritz unschuldig war, und doch war dieser von denselben Polizisten belastet und von demselben Staatsanwalt im selben Gerichtssaal verurteilt worden.
Richter Jones wollte den Prozess möglichst schnell beenden. Ohne eine Pause einzulegen, ordnete er an, dass die Staatsanwaltschaft mit der Bestimmung des Strafmaßes beginnen solle. Nancy Shew wandte sich an die Geschworenen und erklärte, da es sich um ein besonders abscheuliches, verwerfliches und grausames Verbrechen handle, das begangen worden sei, um einer Verhaftung zu entgegen, und Ron mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder töten werde und daher eine Gefahr für die Gesellschaft sei, sollte er hingerichtet werden.
Um dies alles zu beweisen, rief die Anklage vier Zeuginnen auf - Frauen, die Ron kannten, ihn aber nie angezeigt hatten. Beth Setliff war die Erste. Sie sagte aus, dass sie am 14. Juni 1981, sieben Jahren zuvor, Ron Williamson spätabends vor ihrem Haus gesehen habe, als sie gerade ins Bett gehen wollte. Er brüllte »Hey!« und »Ich weiß, dass du da drin bist. Ich werde dich schon kriegen!« Sie hatte ihn vorher noch nie gesehen. Nachdem sie alle Türen verriegelt hatte, verschwand er.
Sie kam nicht auf den Gedanken, die Polizei zu rufen, und dass sie Anzeige erstatten könnte, fiel ihr erst am nächsten Tag ein, als sie zufällig einen Polizisten in einem kleinen Supermarkt traf und ihm von dem Vorfall erzählte. Falls ein Bericht darüber geschrieben worden war, hatte sie ihn nie
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