Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Gefangene

Titel: Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
behauptete, Ron habe sie vergewaltigt. Anzeige wurde nicht erstattet, sie dachten nicht einmal daran. Obwohl Terri wusste, dass ihre Schwester verrückt war, glaubte sie immer noch, dass Ron die Schuld an ihrem Tod trug. Ron dagegen hatte den Quickie längst vergessen und keine Ahnung, wer Terri Holland war.
    Der erste Tag der Voruntersuchung ging mit der Aussage von Dennis Smith weiter, der zäh und in allen Details Tatort und Ermittlungen schilderte. Eine Überraschung gab es, als Smith zu den verschiedenen handschriftlichen Hinterlassenschaften der Mörder kam - die Botschaft an der Wand in rotem Nagellack, der Satz »Sucht nich nach uns, sonst pasiert was« in Ketchup auf dem Küchentisch und die kaum leserlichen Worte auf Debbies Bauch und Rücken. Die Detectives Smith und Rogers hatten zu Beginn der Ermittlungen gehofft, die Handschrift könnte sie vielleicht auf eine Spur führen. Und so hatten sie Dennis Fritz und Ron Williamson eine weiße Karteikarte hingelegt, auf die sie irgendetwas schreiben sollten.
    Die Detectives hatten keine Erfahrung mit der Analyse von Handschriften, aber - wenig überraschend - das untrügliche Gefühl, einen Treffer gelandet zu haben. Die Schriftproben von Fritz und Williamson - also irgendwelche Wörter, mit Stift auf eine Karteikarte geschrieben - hätten der roten Nagellackbotschaft an der Wand und dem Ketchupgeschmiere in der Küche verdächtig ähnlich gesehen.
    Sie seien mit ihrem Verdacht zu einem nicht näher bezeichneten Beamten des OSBI gegangen, der, Smith zufolge, ihrer Schlussfolgerung zugestimmt und ihnen eine »mündliche Bestätigung« gegeben habe.
    Im Kreuzverhör mit Greg Saunders sagte Smith aus: »Also, laut der Person, mit der wir gesprochen haben, ähnelte die Schriftprobe der Handschrift, die wir an der Wand in der Wohnung gefunden haben.«
    »Was ist mit dem Tisch?«
    »Beide waren ähnlich.«
    Ein paar Minuten später war Barney an der Reihe und quetschte Smith über die Handschriftenanalyse aus. Er fragte ihn, ob er einen Bericht vom OSBI über Rons Handschrift habe.
    »Wir haben keinen angefordert«, räumte Smith ein.
    Barney konnte es nicht fassen. Warum war das OSBI nicht eingeschaltet worden? Dort gab es Fachleute. Vielleicht hätten sie Ron und Dennis als Verdächtige ausschließen können.
    Smith geriet in die Defensive. »Es gab Ähnlichkeiten bei den Handschriften. Aber wissen Sie, das gründete sich ja auf unsere Beobachtungen, das war nicht wirklich wissenschaftlich. Ich meine, wir waren, wissen Sie, wir haben die Ähnlichkeiten eben gesehen. Aber wissen Sie, es ist ja fast ein Ding der Unmöglichkeit, zwei verschiedene Arten von Handschriften so wie diese zu vergleichen. Man hat eine Schrift mit einem Nagellackpinsel, eine Schrift mit einem Stift. Das sind zwei unterschiedliche Arten von Schrift.«
    Barney wollte es genau wissen. »Versuchen Sie etwa, dem Gericht zu erklären, dass diese beiden Jungs hier, Dennis Fritz und Ronnie Williamson, sich möglicherweise abgewechselt haben mit dem Fingernagelpinsel oder Fingernagellackpinsel und so den Satz über Jim Smith geschrieben haben und auch den anderen, Sie wissen schon, also einer schrieb einen Buchstaben, und dann haben sie getauscht, oder so etwas in der Art? Und dass Sie das zu demselben Ergebnis geführt hätte?«
    »Nein, aber ich denke, wir waren der Ansicht, dass sie beide eine Schriftprobe hinterlassen haben, nicht unbedingt in derselben Schriftprobe, aber, wissen Sie, es waren ja mehrere verschiedene Schriftproben in der Wohnung.«
    Die Aussage zu den Handschriften hätte den Fall eigentlich weiterbringen sollen, doch sie war so fadenscheinig, dass nicht einmal Bill Peterson sie in der Hauptverhandlung verwenden wollte.
    Am Ende des ersten Tages befielen Richter Miller Bedenken wegen Rons Abwesenheit. Bei einer Besprechung am Richtertisch erläuterte er den Anwälten das Problem. »Ich habe ein wenig nachgelesen, was es bei Abwesenheit des Angeklagten zu beachten gibt. Ich werde Mr Williamson morgen gegen Viertel vor neun noch einmal herüberholen lassen, um ihn zu fragen, ob er immer noch wünscht, nicht teilzunehmen. Wenn ja, geht er eben wieder zurück.«
    Woraufhin Barney Ward beflissen einwarf: »Soll ich ihn schon mal runterfahren mit hundert Milligramm ...«
    »Ich werde Ihnen gewiss nicht sagen, was Sie zu tun haben«, fiel ihm Richter Miller ins Wort.
    Um 8:45 Uhr am nächsten Morgen wurde Ron in den Gerichtssaal eskortiert. Richter Miller wandte sich an ihn. »Mr

Weitere Kostenlose Bücher