Der Gefundene Junge
Balfour.
»Sophie, melde Nima, dass wir bereit sind«, sagte Umber. Sophie rannte nach oben. »Hör zu, Hap, ich weiÃ, dass du Wasser nicht magst, aber ⦠Hap?«
Hap war sich ganz sicher, dass die Knochen in seinen Beinen sich gerade auflösten. Er wankte zum Tisch und sank auf einen Stuhl. Sophie kam zurück. Hinter ihr fiel die Luke zu.
Umber legte Hap eine Hand auf die Schulter. »Uns wird nichts passieren. Boroon wird unter Wasser, wo unser Verfolger es nicht sehen kann, plötzlich die Richtung wechseln und ungefähr sieben Meilen weit schwimmen â das ist weiter, als dieser Fremde auf dem offenen Meer schauen kann.«
Hap erschauderte. Sieben Meilen unter Wasser! Er klammerte sich an die Tischkante, als die Barke mit einem Ruck nach vorn kippte. Der ganze Raum neigte sich, und die Laternen schaukelten an ihren Ketten. Ein Apfel, der auf dem Tisch liegen geblieben war, rollte herab und kullerte zur vorderen Wand der Kajüte. Hap öffnete den Mund und zwang sich zu atmen.
Die Ãbrigen hatten an anderen Stellen der Kajüte Platz genommen. Umber setzte sich neben Hap und drückte seinen Arm. »Wir tauchen nicht allzu tief ab. Das wäre nicht gesund für uns«, sagte er, doch die Worte verfehlten ihre beruhigende Wirkung. Die schäumende See stieg über die Bullaugen und die Kajüte wurde zu allen Seiten von tosendem Lärm eingehüllt. Hap spürte, wie das Gewicht des Wassers die Barke nach unten presste, und vernahm einen rauschenden Druck in den Ohren.Als er seine Kiefer auf- und zuklappte, endete das Rauschen mit einem hohlen Plopp .
»Ach, das hätte ich fast vergessen«, sagte Umber. »Sieh mal, Hap. Das wird dich interessieren.« Als der Kajütenboden wieder in die Horizontale zurückkehrte, erhob er sich und trat an die Seitenwand, wo neun Sanduhren in einer Reihe angebracht waren. Die Sanduhren wurden von links nach rechts kleiner. Umber drehte das fünfte Glas herum, und der Sand rieselte langsam in die untere Hälfte. »Ich drehe die fünfte Sanduhr um, weil wir fünf Passagiere sind«, sagte er. »Daran können wir ablesen, wie lange wir unter Wasser bleiben können, bevor die Luft verbraucht ist. Obwohl das in diesem Fall eigentlich gar nicht nötig ist. Nima wird uns wieder nach oben bringen, bevor der Sand durchgelaufen ist.«
»Nima?«, rief Hap und sprang auf. »Nima ist gar nicht nach unten gekommen!«
»Nein, du hast Recht«, sagte Umber. »Aber, Hap â¦Â«
»Wir müssen ihr helfen!«, schrie Hap und zeigte auf die Luke.
»Es geht ihr gut, Hap. Nima ist ⦠anders als die meisten Leute.«
»Teilweise ein Fisch«, sagte Oates.
»Oates!«, erwiderte Umber scharf. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich nicht immer in meine Gespräche einmischen. Der Punkt ist der, Hap«, fuhr Umber an Happenstance gerichtet fort, »dass Nima sich unter Wasser vollkommen wohlfühlt. Du hast es ja selbst gesehen, als sie unter Wasser Boroons Flosse genäht hat. Nima ist ⦠nun ja, sie ist â¦Â«, Umber sah erneut wütend zu Oates hin und flüsterte dann in Haps Ohr: »Sie ist teilweise ein Fisch. Mütterlicherseits, um genau zu sein.«
Die Barke neigte sich nach links, als Boroon seinen Kurs änderte. Hap hörte ein rhythmisches Rauschen aus dem Tosen des Wassers heraus, das sicher vom Auf- und Abschwingen der groÃen Schwanzflosse des Wals herrührte. Er setzte sich auf die Bank und holte so tief Luft, wie er nur konnte. Wasser spritzte auf seine Schulter, und er blickte hoch und sah, dass von mindestens einem Dutzend Stellen an der Decke Tropfen herabfielen. Von der Luke ging sogar ein feiner Sprühregen nieder. Hap schlug das Herz bis zum Hals.
»Ach, kümmere dich nicht um die paar winzigen Lecks, Hap«, sagte Umber und schob einen Kelch unter einen Wasserstrahl, der auf den Tisch herabregnete. »Das war zu erwarten. Obwohl besseres Dichtungsmaterial wirklich eine praktische Erfindung wäre; ich finde, in dem Punkt wird es Zeit für einen Fortschritt. Oates, erinnere mich daran, dass ich mir das notiere.«
»Haben Sie denn vor gar nichts Angst?«, fragte Hap mit erstickter Stimme.
»Doch, natürlich, Hap. Vor Hoyle zum Beispiel. Schon wenn ich nur den Namen höre, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Und du wirst Hoyle nur allzu bald kennenlernen, da bin ich sicher.«
Hap
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