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Der Gefundene Junge

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Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinweggetragen, als der gerade dazu ansetzte, seine Zähne in Boroons Flosse zu versenken. Nima stieß ein wütendes Geheul aus, während sie dem Hai mit ihrem Schwert den Rücken aufschlitzte.
    Â»Nicht übel«, sagte Umber anerkennend.
    Einen Augenblick lang dachte Hap, Nimas Schwerthieb hätte gar nichts bewirkt. Doch dann schoss ein roter Schwall Blut aus der Wunde im Rücken des Hais. Er warf sich im Wasser hin und her, hob seinen Kopf und schnappte mit einer beängstigenden Menge spitzer Zähne in die Luft. Die kleineren Haie ließen von ihrer Jagd auf Boroon ab und griffen nun ihren verwundeten Gefährten an. Innerhalb von Sekunden wurde die See zu einem schäumenden hellroten Chaos, aufgewühlt von mahlenden Kiefern und hin und her peitschenden Schwanzflossen.
    Nimas Schwung war durch ihren Hieb in den Rücken des Hais abgeschwächt worden. Sie trudelte weiter durch die Luft, verlor aber an Höhe, bis ihre Füße schließlich im Wasser hingen. Sie steckte das Schwert in den Gürtel an ihrer Taille und erklomm das Tau mit beiden Händen, bis sie in die Nähe des Decks kam. Oates schob ihr seine Hände unter die Achseln und hob sie über die Reling.
    Â»Verrückte Frau«, sagte er. »Ich hätte den Hai doch von hier aus mit dem Speer durchbohren können.«
    Â»Boroon zu verteidigen ist meine Aufgabe«, erwiderte Nima scharf. Sie betrachtete die verletzte Flosse und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. Boroon schien mitbekommen zu haben, was passiert war; er begab sich wieder in die Horizontale und schwamm weiter.
    Â»Darf ich einen Vorschlag machen?«, fragte Umber. »Ich nehme an, dass du Nadel und Faden dahast, um die Segel der Jolle und die Hängematten zu reparieren. Wir könnten damit die Wunde schließen. Das heißt, natürlich nur, wenn es Boroon nichts ausmacht, gestopft zu werden wie eine Hose.«
    Nima sah Umber nachdenklich an und nickte dann. »Ich werde es versuchen. Und solange ich die Schneiderin bin, wird es Boroon nichts ausmachen.«
    Nima sprang mit einer langen Nadel aus Knochen und meterweise dickem Garn ausgerüstet ins Wasser und schwamm mühelos zu der Flosse hinab. Der Biss des Hais hatte einen großen Hautlappen gelöst, der im Wasser baumelte. Sie nähte ihn wieder an, während Boroon eine Pause einlegte. Hap und die anderen hielten so lange nach Haien Ausschau, und Oates hatte seinen Speer wurfbereit in der Hand.
    Dann begann Hap die Sache seltsam vorzukommen. Es waren schon Minuten vergangen, seit Nima untergetaucht war, um die Wunde zuzunähen, und sie war noch nicht zum Luftholen wieder nach oben gekommen.
    Â»Wie lange kann sie denn ihren Atem anhalten?«, fragte Hap.
    Â»Was? Oh, sie hält überhaupt nicht den Atem an, Hap«, erklärte Umber. »Und weißt du, was auch interessant ist? Obwohl wir uns nicht von der Stelle bewegt haben, glaube ich, dass unser Freund kein Stück näher an uns herangekommen ist.«
    Hap schaute zurück. Es stimmte: Das Verfolgerschiff war genauso weit entfernt – oder genauso nah – wie zuvor auch.
    Von unten hörte man ein Planschen, und Nima tauchte auf. Sie griff nach dem Tau und hielt sich daran fest, während Oates sie an Deck zog. »Hat ganz gut funktioniert«, sagte sie und öffnete den Mund, um Luft zu holen. »Es blutet nur noch ein winziges bisschen, aber nicht genug, um uns Probleme zu bereiten, glaube ich.«
    Das Tageslicht färbte sich allmählich rötlich, während Boroon weiter durch die Fluten schwamm. Das mysteriöse Schiff nahm denselben Kurs. Diese Verfolgungsjagd bei stets gleichbleibendem Abstand zerrte irgendwie an den Nerven. Hap schlug mit der Faust auf die Reling.
    Umber streckte seinen Kopf durch die Luke nach draußen. »Abendessen ist fertig, Hap!«
    Â»Kommst du auch?«, rief Hap Nima zu, die auf dem breiten Rücken des Wals saß, den Blick starr auf den Horizont gerichtet und das Kinn in die Hand gestützt.
    Nima schüttelte den Kopf. »Ich esse später, Happenstance.«
    Hap stieg durch die Luke. Sein Magen knurrte wie wild, als er das üppige Festmahl sah. Balfour war gerade dabei, einem riesigen, noch brutzelnden Fisch die Haut abzuziehen. Der Tisch bog sich unter Platten mit gekochten Krabben, Muscheln und Austern, Schüsseln mit Früchten, Krügen voller Wein und Apfelmost und heißen Brotlaiben, denen Dampfschwaden

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