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Der Gefundene Junge

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Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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konnte an nichts anderes mehr denken als daran, dass mit ihnen zusammen nur eine begrenzte Luftmenge in diesem Schiffsrumpf eingeschlossen war. Er hatte das Gefühl, dass ein Gürtel gegen seine Rippen drückte und sich eine unsichtbare Hand um seinen Mund und seine Nase legte.
    Lenk dich ab , befahl er sich selbst. Und er wandte sich einem anderen Thema zu, das ihn beschäftigte. Mit butterweichen Knien ging er zu Umber, der eine Karte an der Wand studierte. »Lord Umber?«, sagte er.
    Â»Hmmmm?«, machte Umber gedankenverloren.
    Â»Ich würde wirklich gern wissen, was in diesem Brief stand. Auch wenn er nur für Ihre Augen bestimmt war.«
    Umber wandte sich zu Hap um. Seine Miene war ausdruckslos. »Ich glaube nicht, dass ich das tun sollte, Happenstance.«
    Haps Nerven waren ohnehin schon angespannt, und irgendwie machte ihn das reizbar. Seine Finger krümmten sich. »Aber … stand darin, wer ich bin? Stand da, woher ich komme?«
    Umbers Körper schien sich anzuspannen. »Nein. Darüber stand nichts darin. So viel kann ich dir sagen.«
    Â»Aber was denn dann? Warum sagen Sie es mir nicht?«
    Umbers Miene wurde hart und düster. Er schloss einen Moment die Augen. »Irgendwann werde ich es dir vielleicht sagen. Aber jetzt noch nicht. Du würdest es nicht verstehen.«
    Haps Stimme wurde lauter und die anderen schauten in ihre Richtung. »Aber ich weiß gar nichts ! Weder, wer ich bin, noch, wo ich herkomme oder was ich tun soll!«
    Umber legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es tut mir leid, Hap. Ich kann es dir nicht sagen.«
    Hap schüttelte die Hand ab und trat einen Schritt zurück. »Der Brief war in meiner Tasche. Und er betraf mich .«
    Umber schüttelte den Kopf. »Er betraf nicht nur dich, Hap. Er betraf auch mich.«
    Hap starrte Umber an, unsicher, was er als Nächstes sagensollte. Der Boden schwankte unter seinen Füßen, und er hörte ein dumpfes Geräusch. Der Apfel, der auf die eine Seite der Kajüte gerollt war, kullerte jetzt zurück auf die andere.
    Â»Ah, wir tauchen auf«, sagte Umber erleichtert über die Unterbrechung.
    Die Barke neigte sich mit dem Bug voraus nach oben, dann hörte man Wasser durch die Luft spritzen. Lautstark knarzend öffnete sich die Luke. Nimas tropfnasser Kopf erschien vor dem Sternenhimmel. »Schick den Jungen an Deck, um Ausschau zu halten!«
    Â»Hoch mit dir, Hap«, sagte Umber.
    Hap stieg mit zusammengebissenen Zähnen die Stufen hoch und gesellte sich zu Nima, die im Heck stand. »Ich sehe das Schiff nicht mehr«, murmelte er.
    Nimas Brust hob sich, als sie tief die Luft in ihre Lungen sog. Hap hatte das auch schon beobachtet, als sie beim letzten Mal aus dem Wasser gekommen war. Sie schien sich jedes Mal neu an das Atmen gewöhnen zu müssen. »Gut«, sagte sie keuchend. »Sag den anderen, dass es Zeit zum Schlafen ist. Boroon wird sich ebenfalls bald ausruhen.«
    Als Hap wieder unter Deck kletterte, stellte er fest, dass die anderen schon dabei waren, sich schlafen zu legen. Im hinteren Teil des Schiffes gab es einige Unterkünfte, mit einer separaten Schlafkoje für Umber, einer schmalen Koje, die Sophie für sich beanspruchte, und einem größeren Raum mit Pritschen und Hängematten für weitere Passagiere. Hap wählte ein Bett in der entlegensten Ecke des Raums aus. Balfour und der geräuschvollschnarchende Oates waren eingeschlafen, noch bevor eine Minute vergangen war.
    Umbers Kopf erschien in der Türöffnung. »Bist du müde, Hap?«
    Hap antwortete, ohne ihn anzusehen: »Eigentlich nicht.«
    Umber machte einen Buckel und gähnte. »Nein? Nun, vielleicht liegt es an der ganzen Aufregung heute; ich könnte eine Woche lang schlafen. Aber wir sehen uns in aller Frühe wieder. Wir erreichen Kurahaven gegen Mittag, glaube ich. Versuch zu schlafen, okay?«
    Â»Ja, das werde ich«, murmelte Hap. Er sah zu, wie Umber die Tür zudrückte. Dann legte er den Kopf aufs Bett und schloss die Augen. Aber es nützte nichts, er war nicht im Geringsten müde und konnte sich auch überhaupt nicht vorstellen, wie sich das anfühlte. Er versuchte es, indem er sich auf den Rücken legte wie Oates oder sich zusammenrollte wie Balfour, doch keine dieser Positionen brachte ihn dem Schlaf auch nur einen Schritt näher. Nach einer Weile, die ihm wie eine Stunde vorkam, stand er leise auf und

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