Der Gefundene Junge
entstiegen, als sie die Kruste aufbrachen.
»Lasst uns nicht vergessen, Nima für die groÃzügigen Meeresgaben zu danken«, sagte Umber »Sie hat das alles selbst gefangen, Hap. Während wir wie die Verrückten durch die StraÃen von Alzumar gelaufen sind, hat sie sich für uns um das Abendessen gekümmert. Oates, du Kretin, du hättest ruhig warten können, bis alle sitzen.«
»Hatte Hunger«, lieà Oates sich durch einen Viertel Brotlaib vernehmen, den er sich in den Mund gestopft hatte.
Balfours Laune hob sich, kaum dass er Umber aus seiner Kombüse bugsiert hatte, und Umber freute sich riesig, ein williges, neugieriges Publikum für seinen Bericht über die Ereignisse des Tages in Alzumar zu haben. Umber erzählte die Geschichte, während Oates jede noch so kleine Ãbertreibung sofort korrigierte. Sophie sagte gar nichts, aber sie lächelte bei jedem Scherz. Hap sprach nur wenig; er versuchte immer noch, dieseWelt und diese Reisegesellschaft zu verstehen, in die er da geraten war. Während er den anderen zuhörte, fiel ihm auf, dass Umber ein wenig anders sprach als die anderen; er hatte einen Akzent, den sie nicht teilten.
Runde Fenster aus dickem Glas säumten die Wände der Hauptkajüte. Durch sie sah Hap, wie der Himmel sich erst rot, dann dunkelblau und zuletzt schwarz färbte.
SchlieÃlich hielt Umber sich seinen Kelch über den offenen Mund, lieà den letzten Tropfen Wein herausfallen, lehnte sich zurück und rieb sich den Bauch. »Herrlich!«, sagte er, gefolgt von einem Seufzer. »Jetzt brauche ich nur noch ein bisschen frische, salzige Luft. Komm, Hap, lass uns mal nachsehen, was aus unserem Verfolger geworden ist.«
Hap folgte Umber aus der Luke. Es war ein lauer Abend, und ein kräftiger Gegenwind war aufgekommen. Jetzt, da er nicht mehr durch das milchige Glas der Bullaugen schaute, konnte er die zahllosen Sterne am dunklen Firmament sehen. Nima stand hinten an der Reling, ihre langen Haare flatterten im Fahrtwind wie ein Banner.
»Haben wir schon unseren Kurs geändert?«, fragte Umber.
Nima nickte. »Es ist schon eine Weile dunkel. Wir sollten das Schiff inzwischen abgeschüttelt haben.«
»Haben wir aber nicht«, sagte Hap. Nima und Umber drehten sich zu ihm um. Hap zuckte die Achseln. »Das Schiff ist noch da. Genau wie vorher.« Er schaute noch mal hin, um ganz sicher zu sein. Im Licht der Sterne konnte er das Schiff nicht so deutlich sehen wie zuvor, doch es verfolgte sie weiterhin. Und es war weder näher gekommen noch zurückgefallen.
Umber beantwortete die Frage, die Nima sich jetzt vermutlich stellte. »Hap kann im Dunkeln sehen. Wenn er sagt, dass es noch da ist, kannst du ihm glauben.« Er schaute Hap an und lächelte. Hap war ein wenig stolz darauf, dass dieser seltsame, aber bedeutende Mann, dem eine ganze Welt von Hilfsmitteln zur Verfügung zu stehen schien, so über ihn sprach.
Nima runzelte in der Dunkelheit die Stirn. »Das Schiff verfolgt uns also durch das tiefschwarze Meer. Noch dazu gegen einen kräftigen Wind, der jedes andere Schiff zurückfallen lassen würde. Dann gibt es nur noch einen Weg, es loszuwerden. Umber, lass Balfour das Feuer in der Kombüse löschen.«
Umber schlug seine Hacken zusammen und nickte. »Aye, aye, Käptân! Komm, Hap â jetzt wird es hier an Deck ungemütlich.«
Hap spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Er folgte Umber dicht auf den Fersen, als dieser durch die Luke einstieg. »Warum? Warum kann ich nicht an Deck bleiben?«
Umber hob einen Finger, um Hap zu bedeuten, dass er warten sollte. »Balfour! Lösch das Feuer! Alle Mann herhören, wir tauchen ab. So, Hap, was wolltest du mich fragen? Ach, du wolltest wissen â¦Â«
»Tauchen?« , rief Hap. »Unter die Wasseroberfläche?«
Umber kratzte sich am Kinn. »Hat das Wort tauchen noch eine andere Bedeutung? Nicht in diesem Kontext. Ja, Hap, unter die Wasseroberfläche. Aber es gibt nichts zu befürchten.« Auf der anderen Seite der Kombüsentür hörte man ein lautes Zischen, als Wasser über die heiÃen Kohlen geschüttet wurde. »Die Walfischbarke ist dafür gemacht. Und als du sie zum ersten Mal gesehen hast, war sie auch auf Tauchgang, erinnerst du dich?Und war Balfour nicht die ganze Zeit hier unten, und zwar knochentrocken?«
»Feuer ist aus!«, rief
Weitere Kostenlose Bücher