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Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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weiß glühend herab und zerfiel zu Asche, noch bevor es den Boden berührte.
    Umber starrte die Ascheflöckchen an. »Toller Trick. Den sollte ich auch mal lernen.« Er kehrte die Asche mit den Händen zu einem Häufchen zusammen. Dann schaufelte er sie zusammen mit dem gebrochenen Siegel in einen leeren Umschlag, den er aus seinen Taschen zog. Nachdem er ihn weggepackt hatte, richtete er den Blick wieder auf Hap. Irgendetwas hatte seine gute Laune kurzzeitig erschüttert, doch das Lächeln kehrte schnell zurück.
    Â»Nun, Hap. Ich glaube, wir haben keine andere Wahl. Du kommst am besten mit uns. Wir können dich nicht allein in diesem Grab von einer Stadt zurücklassen. Ist das in Ordnung für dich? Kommst du mit mir?« Umber stand auf und reichte Hap die Hand.
    Hap holte tief Luft. Er schaute in Umbers sympathisches, vergnügtes Gesicht, und um die freundlichen haselnussbraunen Augen bildeten sich Knitterfältchen. »Ich wüsste nicht, was ich sonst tun sollte«, antwortete Hap. Er nahm Umbers Hand, und genau in diesem Moment erschütterte ein tiefes Grollen den Raum, und Staub und Gesteinsbrocken regneten herab.

2
    Die Erschütterung hörte wenige Sekunden später wieder auf. Umber hustete und kämmte sich mit den Fingern ein Steinchen aus den Haaren. »Nur ein Beben«, sagte er. »Nichts Ernstes. Seit unserer Ankunft hatten wir schon einige. Komm.« Er führte Hap in den Gang hinaus, wo die anderen warteten.
    Â»Hast du das mitbekommen?«, fragte Oates.
    Â»Nein, Oates«, sagte Umber ernst. »Alle meine Sinne haben mich urplötzlich im Stich gelassen, weshalb es mir unmöglich war, ein Erdbeben zu spüren.« Sophie lachte, senkte den Blick jedoch zu Boden, als Hap sie anschaute.
    Hap ließ die Augen über seine neue Umgebung schweifen. Bis zu diesem Moment beschränkte sich seine bewusste Erinnerung auf das, was er in der kleinen Kammer gesehen hatte. Während er sich nun umschaute, begann der Wissensquell in ihm erneut zu sprudeln und versorgte ihn mit den notwendigen Begriffen für die seltsamen Dinge, die er sah.
    Vor ihm lag ein langer, breiter Tunnel, der grob aus dem porösen Felsgestein herausgehauen war. Er war so niedrig, dass Oates sich ständig gebückt fortbewegen musste. Auf beiden Seiten waren Türen, Fenster und schmale Durchgänge herausgemeißelt. Hap spähte in die Finsternis und erblickte andere, schmalere Tunnel, die diesen kreuzten und ein – er wartete, bis das Wort da war – Labyrinth aus Stein bildeten.
    Â»Weißt du, wo wir sind, Hap?«, fragte Umber.
    Hap schüttelte den Kopf. »Sie haben es die begrabene Stadt genannt.«
    Â»Ja, aber sie hat einen anderen Namen: Alzumar. Sophie, warum erzählst du Hap nicht etwas darüber?«
    Als das Mädchen sah, dass Hap zu ihm hinschaute, versteckte es seinen versehrten Arm hinter dem Rücken. »Ach, schon in Ordnung«, sagte sie so leise, dass man es kaum hören konnte. »Machen Sie es ruhig.«
    Umber lächelte sie an und nickte. »Natürlich, meine Liebe. Hap, vor vielen Jahrhunderten war Alzumar eine blühende Stadt von unglaublichem Reichtum. Sie wurde von Kunsthandwerkern bewohnt, die kostbare Metalle und Edelsteine aus allen Ecken der Welt importierten und alle möglichen prächtigen Dinge daraus schmiedeten. Viele Könige und Königinnen tragen noch heute Kronen und Zepter, die hier gefertigt wurden. Doch bedauerlicherweise wurde Alzumar an einem Ort erbaut, der dem Untergang geweiht war – in einem Tal am Fuße des Vulkans Mount Ignis. Weißt du, was ein Vulkan ist, Hap?«
    Hap wartete, bis das Wissen sich einstellte. »Ein Berg aus Feuer«, antwortete er. In dem Moment, als er diese Worte aussprach, erschütterte ein noch stärkeres Beben die unterirdische Stadt und hallte in den sich kreuzenden Tunneln wider. Irgendwo außerhalb ihrer Sichtweite stürzte ein Felsbrocken herab.
    Â»Wir sollten zusehen, dass wir hier rauskommen«, sagte Oates mit einem Blick zur Decke aus grobem Fels.
    Â»Ja, ich glaube auch«, sagte Umber und zog einen losen Faden aus seiner Weste.
    Oates hob einen Finger und stieß ihn in Umbers Richtung. »Moment mal! Du vergeudest absichtlich Zeit! Du lässt uns hier rumstehen, weil du diesen Wurm sehen willst!«
    Umber tat so, als müsste er husten, aber Hap sah, dass er unter seiner Hand ein Lächeln verbarg.

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