Der Gegenschlag - Extreme Measures
war so wuchtig, dass Hagganis Kopf zurückgerissen wurde und sein ganzer Oberkörper auf dem Boden landete. Seine Augen verdrehten sich, und sein ganzer Körper wurde schlaff. Ein dünner roter Strich erschien an der Stelle, wo die rechte Augenbraue des Terroristen endete. So blieb es ein, zwei Sekunden, ehe das Blut aus der Wunde zu strömen begann.
»Um Himmels willen, Mitch«, sagte Nash mit großen Augen.
»Was soll ich denn machen? Mich von ihm beißen lassen?«
»Nein, aber das hätte trotzdem nicht sein müssen.« Nash beugte sich hinunter, um sich die Wunde genauer anzusehen. »Ich glaube, das muss genäht werden.«
»Dafür ist jetzt keine Zeit.« Rapp packte Haggani an den Füßen und zog ihn durch die Tür, über den Korridor und schließlich in das Verhörzimmer zur Linken. Drinnen warteten bereits zwei Männer. »Setzt ihn auf den Sessel und fesselt ihn«, befahl Rapp. »Ich will, dass er sich nicht bewegen kann, und wenn er euch anspuckt, habt ihr meine Erlaubnis, ihm ein paar kräftige Ohrfeigen zu verpassen.«
Rapp ging auf den Gang hinaus und zurück in den Zellentrakt. Nash erwartete ihn bereits vor der ersten Zelle zur Linken. Drinnen saß Mohammad al-Haq auf der Bettkante, mit seinen Gebetsperlen in den Händen. Der neunundvierzig Jahre alte hochrangige Angehörige der Taliban sah eher aus wie siebzig. Haare und Bart waren fast völlig grau. Seine Haltung und seine knotigen Hände kündeten von dem entbehrungsreichen Leben, das er in den dreißig Jahren seines Kampfes geführt hatte - zuerst in den siebziger Jahren als Revolutionär gegen die eigene Regierung, dann auf der Seite der Sowjets, als es noch so aussah, als würden sie gewinnen, ehe er schließlich, als sich das Blatt wendete, zu den Mudschaheddin wechselte, um die Sowjets zu bekämpfen. Nach dem Abzug der Russen arbeitete al-Haq für verschiedene Gruppierungen der Nordallianz, darunter auch für General Dostum, bevor er wieder einmal die Seite wechselte und sich den Taliban anschloss, als sie Oberwasser
bekamen. Al-Haq war der geborene Opportunist. Seine Vergangenheit ließ vermuten, dass er leicht umzudrehen sein würde.
Nash öffnete die Zellentür. »Mohammad«, sagte er, »ich fürchte, die Zeit ist gekommen.«
Der bärtige Mann blickte nervös auf. Er würde nicht spucken und nicht um sich schlagen. »Wofür?«, fragte er auf Englisch.
»Für ein Wiedersehen mit deinem alten Freund General Dostum.«
Der Mann sah bestürzt auf seine Gebetsperlen hinunter, ehe er schließlich, als Nash ihn dazu aufforderte, vom Bett aufstand. Die drei Männer verließen den Zellenbereich und gingen in das andere Verhörzimmer. Nash setzte al-Haq auf einen Stuhl, so dass er mit dem Rücken zur Tür saß. Rapp trat auf die andere Seite des Tisches, beugte sich vor, legte beide Hände auf die Tischplatte und sah dem Häftling in die Augen. »Mohammad«, fragte er auf Dari, »weißt du, wer ich bin?«
Der Häftling zögerte und blickte schließlich zu ihm auf. Seine Augen musterten Rapps Gesicht, dann nickte er.
»Findest du, dass du während deines Aufenthalts bei der United States Air Force bisher gut behandelt worden bist?«, fragte Nash.
»Ja.«
»Nun, die Party ist vorbei, Mohammad«, sagte Rapp und ging um den Tisch herum. »Deinen alten Kumpel General Dostum habe ich aus Mazar-i-Sharif hergeholt. Er kann es gar nicht erwarten, dich zu sehen.«
Al-Haq sah Rapp argwöhnisch an und sagte mit aller Überzeugung, die er aufbringen konnte: »Ich glaube nicht, dass der General hier ist. Wenn es so wäre, dann würde er jetzt vor mir stehen.«
Nash und Rapp wechselten einen Blick, den al-Haq als nervös deutete. Der Terrorist wischte sich die schweißnassen Hände an seinem Overall ab. »Ich habe euer Land studiert. Ich weiß, wie wichtig euren Führern die Einhaltung der Menschenrechte ist. Sie würden es niemals zulassen, dass ich einem Tier wie General Dostum ausgeliefert werde. Die Senatoren, die vor ein paar Tagen hier waren, haben mir versichert, dass ich human behandelt werde.«
Rapp lachte. Nash schüttelte den Kopf. Al-Haq lächelte über den kleinen Sieg, den er glaubte errungen zu haben.
»Dein Gedanke ist nicht weit von der Wahrheit entfernt«, räumte Nash ein, »aber du übersiehst dabei eine wichtige Sache. Wir sind von der CIA. Wir haben unsere eigenen Spielregeln. Unser Job, die Aufgabe, die uns der Präsident mit auf den Weg gegeben hat, ist, dass wir dich und deine Bande von scheinheiligen Verrückten jagen und
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