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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Brust des Leibwächters zu einem vibrierenden Gitter. Butler hüpfte auf der Trage herum wie eine Kugel in einer Rassel, während die Magie seine Atome neu zusammenfügte. Aus seinen Poren stieg Dampf auf, Gifte, die aus seinem System entfernt wurden.
    Schlagartig löste sich die Eisschicht auf, was erst zu Wolken und dann, als die Wasserpartikel an der Decke kondensierten, zu Regen führte. Kühlelemente explodierten wie Ballons, so dass die Kristalle durch den OP flogen. Es war, als stünde man im Zentrum eines regenbogenfarbenen Sturms.
    »Jetzt geh zu ihm!«, sagte Foaly in Hollys Ohr.
    »Was?«
    »Geh zu ihm. Die Magie wandert seine Wirbelsäule hinauf. Du musst seinen Kopf während der Heilung festhalten, sonst werden eventuell beschädigte Zellen vervielfältigt. Und wenn etwas erst mal geheilt ist, können wir es nicht mehr rückgängig machen.«
    Super, dachte Holly. Butler festhalten. Nichts leichter als das. Sie kämpfte sich durch das Chaos; Kristalle aus den Kühlelementen prallten gegen ihr Visier. Der Körper des Menschenwesens zappelte weiter in dem Kryogentank herum, eingehüllt in eine Dampfwolke.
    Holly presste ihre Hände rechts und links an Butlers Kopf. Die Vibrationen wanderten an ihren Armen hinauf und durch den ganzen Körper.
    »Halt ihn fest, Holly. Halt ihn!« Holly beugte sich über den Tank und fixierte den Kopf des Leibwächters mit ihrem ganzen Gewicht. In dem Durcheinander konnte sie nicht feststellen, ob ihre Anstrengungen überhaupt eine Wirkung hatten.
    »Jetzt kommt's«, sagte Foaly. »Pass auf!« Das Gitter aus Magie breitete sich über Butlers Hals und Gesicht aus. Blaue Funken schossen in die Augen und wanderten über den Sehnerv ins Gehirn. Butlers Augen sprangen auf und rollten in ihren Höhlen. Auch sein Mund wurde reaktiviert und spuckte lange Wortreihen in verschiedenen Sprachen aus. Nichts davon ergab einen Sinn.
    »Sein Gehirn macht einen Systemcheck«, erklärte Foaly. »Um zu prüfen, ob alles funktioniert.«
    Jeder Muskel und jedes Gelenk wurde bis an seine Grenze getestet, gespannt, gedehnt und gedreht. Die Haare wuchsen wie im Zeitraffer und bedeckten Butlers normalerweise rasierten Schädel mit einem dichten Wust. Nägel schossen aus seinen Fingern wie Tigerkrallen, und von seinem Kinn schlängelte sich ein zauseliger Bart.
    Holly konnte sich nur festklammern. So ähnlich musste sich ein Rodeo-Cowboy fühlen, wenn er auf einem besonders übel gelaunten Bullen saß.
    Nach einer Weile verschwanden die Funken, tanzten kreiselnd durch die Luft wie Glutreste in einem Windhauch und verloschen. Butler beruhigte sich und sank zurück in ein fünfzehn Zentimeter hohes Gemisch aus Wasser und Kühlflüssigkeit. Er atmete langsam und tief.
    »Wir haben's geschafft«, seufzte Holly und ließ sich auf die Knie sinken. »Er lebt.«
    »Zum Feiern ist es noch zu früh«, sagte Foaly. »Er hat noch einiges vor sich. Es wird ein paar Tage dauern, bis er zu sich kommt, und wer weiß, in welchem Zustand sein Verstand dann ist. Ganz abgesehen von dem offensichtlichen Problem.«
    Holly klappte ihr Visier hoch. »Was für ein Problem?«
    »Sieh ihn dir doch an.« Fast fürchtete sich Captain Short vor dem, was sie erwartete. Groteske Bilder schossen ihr durch den Kopf. Was für ein missgebildetes Mutantenwesen hatten sie erschaffen? Das Erste, was ihr auffiel, war Butlers Brust. Das Einschussloch war vollständig verschwunden, aber die Haut war dunkler, fast schwarz, mit einer roten Linie darin. Es sah aus wie ein großes I.
    »Kevlar«, erklärte Foaly. »Anscheinend ist ein Teil davon vervielfältigt worden. Zum Glück nicht genug, um ihn zu töten, aber es reicht, um seine Atmung zu behindern. Mit diesen Fasern zwischen den Rippen wird Butler keine Marathons mehr laufen.«
    »Was ist das für eine rote Linie?«
    »Ich vermute mal, das ist Farbe. Auf seiner schusssicheren Weste muss eine Beschriftung gewesen sein.«
    Holly sah sich im OP um. Butlers Weste lag in einer Ecke am Boden. Auf der Brust waren in roter Farbe die Buchstaben FBI aufgedruckt. In der Mitte des I war ein kleines Loch.
    »Nun ja«, sagte der Zentaur. »Das ist ein geringer Preis für sein Leben. Er kann ja so tun, als sei es eine Tätowierung. Die sind bei den Oberirdischen zurzeit schwer in Mode.«
    Holly hatte gehofft, die mit Kevlar verstärkte Haut sei das »offensichtliche Problem«, von dem Foaly gesprochen hatte. Doch da war noch etwas anderes, etwas Unübersehbares, als ihr Blick auf das Gesicht des

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