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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Leibwächters fiel. Oder genauer gesagt auf die Barthaare, die aus seinem Kinn sprossen.
    »Heilige Götter«, stieß sie aus. »Das wird Artemis gar nicht gefallen.«
     
    * * *
     
    Artemis wanderte unruhig im Hof auf und ab, während sein Leibwächter der magischen Heilung unterzogen wurde. Nun, da sein Plan in die Tat umgesetzt wurde, begannen Zweifel an ihm zu nagen wie Schnecken an einem Blatt. Hatte er das Richtige getan? Was, wenn Butler nicht mehr er selbst wäre? Schließlich war auch sein Vater unleugbar anders gewesen, als er endlich wieder ganz bei ihnen war. Er würde nie ihr erstes Gespräch vergessen...
     
     
    Auszug aus dem Tagebuch von Artemis Fowl
    Diskette 2, verschlüsselt
     
    Die Ärzte in Helsinki waren entschlossen, meinen Vater mit Vitaminen voll zu pumpen. Ebenso entschlossen wie mein Vater, dies nicht zu akzeptieren. Und ein Fowl setzt seinen Willen meistens durch.
    »Mir geht es wunderbar«, beharrte er. »Bitte lassen Sie mir etwas Zeit, mich wieder mit meiner Familie vertraut zu machen.«
    Die Ärzte zogen sich zurück, entwaffnet von seiner Ausstrahlung. Ich war erstaunt über sein Verhalten. Charme hatte nie zu den Waffen meines Vaters gehört. Bisher hatte er seine Ziele durchgesetzt, indem er jeden niedergemäht hatte wie ein Bulldozer, der dumm genug war, sich ihm in den Weg zu stellen.
    Vater saß in dem einzigen Sessel des Krankenzimmers, das verkrüppelte Bein auf einen Stuhl gestützt. Meine Mutter hockte auf der Armlehne, prachtvoll anzusehen in ihrem weißen Kunstpelz.
    Vater bemerkte, wie ich sein Bein anstarrte. »Keine Sorge, Arty«, sagte er. »Morgen werde ich für eine Prothese vermessen. Dr. Hermann Gruber aus Dortmund wird eingeflogen.«
    Ich hatte von Gruber gehört. Er arbeitete für das deutsche Paralympics-Team. Er war der Beste.
    »Ich werde ihn um ein sportliches Modell bitten, vielleicht mit drei Streifen an der Seite.«
    Ein Scherz. Das war vollkommen untypisch für meinen Vater.
    Meine Mutter strich ihm durchs Haar. »Hör auf, ihn zu necken, Liebling. Das ist nicht einfach für Arty, weißt du. Er war noch ein Baby, als du verschwunden bist.«
    »Nicht gerade ein Baby, Mutter«, wandte ich ein. »Ich war immerhin elf.«
    Mein Vater lächelte mir voller Wärme zu. Vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt, um mit ihm zu reden, bevor seine gute Laune verschwand und er wieder so mürrisch wurde wie früher.
    »Vater, seit deinem Verschwinden hat sich einiges verändert. Ich habe mich verändert.«
    Vater nickte ernst. »Ja, du hast Recht. Wir müssen über das Geschäft reden.«
    Ah ja. Zurück zum Geschäft. Das war der Vater, den ich kannte.
    »Ich glaube, du wirst feststellen, dass die Bankkonten der Familie in einem erfreulichen Zustand sind, und ich hoffe, du wirst auch mit dem Aktienportefeuille einverstanden sein. Es hat im vergangenen Geschäftsjahr eine achtzehnprozentige Dividende eingebracht, und achtzehn Prozent sind bei der augenblicklichen Marktlage recht beachtlich. Ich denke, ich habe alles richtig gemacht.«
    »Aber ich habe nicht alles richtig gemacht, mein Sohn«, sagte Artemis senior, »wenn du glaubst, Bankkonten und Aktien seien das Einzige, was zählt. Das musst du wohl von mir haben.«
    Er zog mich zu sich heran. »Ich bin dir kein guter Vater gewesen, Arty, weiß Gott nicht. Alles hat sich nur ums Geschäft gedreht. Ich wurde in dem Glauben erzogen, es sei meine Pflicht, das Imperium der Fowls auszubauen. Ein verbrecherisches Imperium, wie wir beide wissen. Wenn diese Entführung etwas Gutes hatte, dann die Erkenntnis, dass ich andere Prioritäten setzen muss. Ich will, dass wir alle ein neues Leben anfangen.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. Ich erinnerte mich lebhaft daran, dass mein Vater häufig das Familienmotto zu zitieren pflegte: Aurum potestas est . Gold ist Macht. Und jetzt kehrte er diesem Prinzip den Rücken. Was hatte die Magie mit ihm angestellt?
    »Gold ist nicht wichtig, Arty«, fuhr er fort. »Und Macht ebenso wenig. Alles, was wir brauchen, haben wir hier: uns drei.«
    Es war unglaublich. Aber nicht unangenehm. »Aber, Vater, du hast doch immer gesagt... Du bist ganz anders als früher. Wie ein neuer Mensch.«
    Nun meldete sich Mutter zu Wort. »Nein, Arty, kein neuer Mensch. Der alte. Der, in den ich mich verliebt und den ich geheiratet habe, bevor das Fowl-Imperium im Zentrum stand. Jetzt habe ich ihn zurückbekommen, und wir sind wieder eine Familie.«
    Ich betrachtete meine Eltern, wie glücklich sie

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