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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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miteinander waren. Eine Familie? Konnten die Fowls womöglich eine ganz normale Familie sein?
     
    Ein Rumpeln aus dem Innern des Eiszeit -Transporters riss Artemis aus seinen Erinnerungen. Der Wagen begann heftig zu schwanken, und unter der Türritze funkelte ein blaues Licht hindurch.
    Artemis blieb ruhig. Er hatte schon eine Heilung miterlebt. Im vergangenen Jahr, als Hollys abgetrennter Zeigefinger wieder mit dem Körper verbunden wurde, hatte die Kraft der Magie eine halbe Tonne Eis zersplittert. Und das für nur einen Finger. Man konnte sich ausmalen, was für einen Schaden erst Butlers Körper bei der Heilung einer tödlichen Verletzung anrichten musste.
    Das Getöse und Geschaukel dauerte mehrere Minuten an, brachte zwei Reifen zum Platzen und ruinierte sämtliche Stoßdämpfer. Zum Glück hatte das Institut bereits Feierabend, sonst hätte Dr. Lane die Kosten für die Reparatur sicher auf ihre Rechnung aufgeschlagen.
    Nach einer Weile ließ der magische Sturm nach, und das Fahrzeug kam zur Ruhe wie ein Autoscooter am Ende der Runde. Holly öffnete die hintere Tür und lehnte sich erschöpft an den Rahmen. Sie war am Ende ihrer Kraft. Ihre karamellbraune Haut zeigte eine ungesunde Blässe.
    »Und?«, fragte Artemis. »Lebt er?«
    Holly antwortete nicht. Eine anstrengende Heilung rief oft Übelkeit und Erschöpfung hervor. Sie holte ein paarmal tief Luft und setzte sich auf die Stoßstange.
    »Lebt er?«, fragte der Junge erneut.
    Holly nickte. »Ja, er lebt. Aber...«
    »Aber was, Holly? Sagen Sie es mir!« Holly zog ihren Helm vom Kopf. Er glitt ihr aus der Hand und rollte über den Hof.
    »Tut mir Leid, Artemis. Ich habe getan, was ich konnte.« Etwas Schlimmeres hätte sie kaum sagen können.
     
    * * *
     
    Artemis stieg in den Transportwagen. Der Boden war nass und übersät mit bunten Kristallen. Aus dem geborstenen Gitter der Klimaanlage drang Rauch, und die Neonleuchte an der Decke flackerte wie ein gefangener Blitz.
    Der Kryogentank war aus der Halterung gerutscht, und aus seinen Kreiselstabilisatoren leckte eine Flüssigkeit. Einer von Butlers Armen lugte heraus und warf einen geisterhaften Schatten an die Wand.
    Die Instrumente funktionierten jedoch noch, und voller Erleichterung sah Artemis, dass das Symbol für den Herzschlag gleichmäßig blinkte. Butler lebte. Holly hatte es wieder einmal geschafft. Doch etwas hatte sie beunruhigt. Irgendetwas war nicht in Ordnung.
    Sobald Artemis in den Tank blickte, wusste er, was nicht in Ordnung war. Das frisch gesprossene Haar war von grauen Strähnen durchzogen. Butler war vierzig gewesen, als man ihn in den Kryogentank gelegt hatte. Der Mann, den er jetzt vor sich hatte, war mindestens fünfzig. Wenn nicht sogar älter. Innerhalb von drei Stunden war Butler alt geworden.
    Holly tauchte an Artemis' Seite auf. »Zumindest lebt er«, sagte sie.
    Artemis nickte. »Wann wird er zu sich kommen?«
    »In ein paar Tagen. Vielleicht.«
    »Wie ist das passiert?«, fragte der Junge und strich Butler eine Locke aus der Stirn.
    Holly zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Das ist Foalys Gebiet.«
    Artemis nahm die Sprechanlage aus der Tasche und befestigte sie an seinem Ohr. »Irgendwelche Theorien, Foaly?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher«, antwortete der Zentaur, »aber ich vermute, Hollys Magie hat nicht ausgereicht. Ein Teil von Butlers eigener Lebenskraft war nötig, um die Heilung zu vollziehen. Ungefähr fünfzehn Jahre, so wie's aussieht.«
    »Kann man da irgendwas tun?«
    »Nein, leider nicht. Eine Heilung kann nicht rückgängig gemacht werden. Vermutlich wird er länger leben, als es normalerweise der Fall gewesen wäre, wenn Sie das tröstet. Aber seine Jugend können wir nicht zurückholen, und vor allem wissen wir nicht, wie es um seinen Verstand steht. Die Heilung könnte sein Gehirn so leer geräumt haben wie eine frisch formatierte Festplatte.«
    Artemis stieß einen tiefen Seufzer aus. »Was habe ich dir nur angetan, alter Freund?«
    »Heb dir das für später auf«, unterbrach Holly ihn. »Ihr beide solltet zusehen, dass ihr von hier verschwindet. Das Getöse ist bestimmt nicht unbemerkt geblieben. Habt ihr ein Transportmittel?«
    »Nein. Wir sind mit einem Linienflug herübergekommen und haben dann ein Taxi genommen.«
    Holly zuckte die Achseln. »Ich würde dir gerne helfen, Artemis, aber ich habe hier schon genug Zeit verloren. Ich habe einen Auftrag zu erledigen. Einen überaus wichtigen Auftrag, und um den muss ich mich jetzt

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