Der Geheimcode
so 'n Markenzeichen zu haben.«
Mokassin verfolgte die Fortschritte auf seinem Arm. »Geht's jetzt los?«
»Gleich«, sagte Inky. »Ich bin gerade fertig mit der Zeichnung. Ich muss nur noch eine frische Nadel einsetzen.«
»Es wird doch nicht wehtun, oder?«
Natürlich wird das wehtun, du Trottel, dachte Inky, schließlich pikse ich dir mit einer Nadel in den Arm. Laut sagte er jedoch: »Nur ein kleines bisschen. Ich habe den Arm mit Betäubungsmittel eingerieben.«
»Wehe, wenn es wehtut«, warnte ihn Mokassin. »Dann tut dir nämlich auch bald was weh.«
Niemand außer Mokassin McGuire wagte es, Inky zu drohen. Inky machte alle Tätowierungen für die Mafia. Er war der Beste im ganzen Bundesstaat.
Da kam Carla Frazetti zur Tür herein. Ihre schwarz kostümierte Eleganz wirkte in dem heruntergekommenen Laden reichlich fehl am Platz.
»Hallo, Jungs«, sagte sie.
»Hallo, Miss Carla«, grüßte Inky und lief dunkelrot an. In den Ink Blot verirrten sich nur selten Ladys.
Mokassin sprang auf. Vor der Patentochter vom Boss hatte selbst er Respekt. »Miss Frazetti, Sie hätten mich doch anpiepen können, statt persönlich in dieses Loch zu kommen.«
»Dafür war keine Zeit. Die Sache ist dringend. Sie machen sich sofort auf den Weg.«
»Selbstverständlich. Wohin geht's denn?«
»Nach Irland. Ihr Onkel Pat ist krank.«
Mokassin runzelte die Stirn. »Onkel Pat? Ich habe keinen Onkel Pat.«
Carla tappte mit der Spitze ihres Stilettos auf den Boden. »Er ist krank, Mokassin. Sehr krank, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Endlich fiel der Groschen. »Oh, ich verstehe. Ich muss ihn also besuchen.«
»Genau. Ihm geht's wirklich schlecht.«
Mokassin griff nach einem Stofffetzen, um sich die Tinte vom Arm zu wischen. »Okay, ich bin bereit. Fahren wir direkt zum Flughafen?«
Carla hängte sich bei dem kleinen Gangster ein. »Bald, Mokassin. Aber erst müssen wir Ihren Bruder abholen.«
»Ich habe keinen Bruder«, protestierte Mokassin.
»Natürlich haben Sie einen. Den, der die Schlüssel zu Onkel Pats Haus hat. Er ist ein richtiger kleiner Affe.«
»Ach so«, sagte Mokassin. » Der Bruder.«
* * *
Carla und Mokassin fuhren mit der Limousine zur East Side. Mokassin staunte noch immer über die unglaubliche Höhe amerikanischer Gebäude. In Kilkenny gab es nichts, was mehr als fünf Stockwerke hoch war, und er selbst hatte sein ganzes Leben in einem Vorstadtbungalow gewohnt. Obwohl er das gegenüber seinen Mafiafreunden natürlich nie zugegeben hätte. Ihnen hatte er erzählt, er sei Waise und habe seine ganze Jugend in diversen Besserungsanstalten verbracht.
»Wer ist denn der Affe?«, fragte er.
Carla Frazetti holte einen kleinen Spiegel heraus und zupfte ihr rabenschwarzes Haar zurecht. Es war kurz geschnitten und zurückgegelt. »Ein Neuer. Mo Digence. Er ist Ire, wie Sie. Das macht die Sache schön einfach. Keine Visa, keine Papiere, keine komplizierte Tarngeschichte. Nur zwei kleine Kerle, die zu einem Familienbesuch nach Hause fahren.«
Mokassin runzelte verärgert die Stirn. »Was soll das heißen, zwei kleine Kerle?«
Carla ließ den Spiegel zuschnappen. »Was glauben Sie, mit wem Sie gerade reden, McGuire? Doch sicher nicht mit mir, oder? Nicht in diesem Tonfall.«
Mokassin erbleichte. Er sah bereits sein Leben an sich vorüberziehen. »Tut mir Leid, Miss Frazetti. Es ist nur wegen dem ›kleinen Kerl‹. Das verfolgt mich schon mein ganzes Leben.«
»Wie sollen die Leute Sie denn sonst nennen? Lulatsch? Sie sind nun mal klein, Mokassin. Finden Sie sich damit ab. Das gibt Ihnen doch erst den richtigen Biss. Mein Patenonkel sagt immer, es gibt nichts Gefährlicheres als einen kleinen Mann mit einem Minderwertigkeitskomplex. Deshalb sind Sie ja bei uns unter Vertrag.«
»Aha.«
Carla klopfte ihm auf die Schulter. »Kopf hoch, Mokassin. Im Vergleich zu dem Affen sind Sie ein regelrechter Riese.«
Mokassins Miene hellte sich auf. »Wirklich? Wie klein ist dieser Mo Digence denn?«
»Verdammt klein«, sagte Carla. »Die genaue Größe weiß ich nicht, aber wenn es nur ein paar Zentimeter weniger wären, würde ich ihm Windeln anlegen und ihn in einen Kinderwagen setzen.«
Mokassin grinste. Dieser Auftrag hörte sich gut an.
Der Affe
Mo Digence hatte bessere Zeiten gesehen. Nicht einmal vier Monate zuvor hatte er in einem Penthouse in Los Angeles das Leben genossen und über eine Million Dollar auf dem Konto gehabt. Doch das Dezernat für Wirtschaftskriminalität
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