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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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andere. Ihm war allerdings klar, dass er den Auftrag nicht ablehnen konnte. Er konnte höchstens versuchen, den Eisenmann bei der erstbesten Gelegenheit abzuhängen und sich in einen der südlichen Bundesstaaten zu verziehen. In Florida sollte es ein paar nette Sümpfe geben.
    »Und wer ist das Zielobjekt?«, fragte Mulch, um Interesse zu heucheln.
    »Das ist eine Insider-Information«, sagte Mokassin.
    »Und ich vermute mal, ich bin kein Insider.«
    Carla Frazetti zog ein Foto aus ihrer Manteltasche. »Je weniger Sie wissen, desto weniger kann Ihnen der Auftrag den Schlaf rauben. Das hier ist alles, was Sie brauchen. Das Haus. Mehr als das Foto haben wir im Moment nicht, den Rest können Sie auskundschaften, wenn Sie vor Ort sind.«
    Mulch nahm das Foto. Was er darauf sah, traf ihn wie eine Gasexplosion. Fowl Manor. Also war Artemis das Zielobjekt. Dieser kleine Psychopath wurde losgeschickt, um Artemis zu entführen.
    Carla spürte sein Unbehagen. »Stimmt was nicht, Mo?«
    Lass dir bloß nichts anmerken, dachte Mulch. Spiel den Ahnungslosen. »Nein... äh... da ist nur 'ne Menge Zeugs, Alarmanlagen, Außenbeleuchtung und so. Das wird schwierig.«
    »Wenn es einfach wäre, würde ich es selbst machen«, sagte Carla.
    Mokassin kam einen Schritt näher und blickte auf Mulch herab. »Was ist los, Kleiner? Wohl 'ne Nummer zu groß für dich, was?«
    In Mulchs Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wenn Carla Frazetti meinte, er sei nicht gut genug für den Job, würden sie jemand anders schicken. Jemanden, der keinerlei Bedenken hatte, Artemis der Mafia auszuliefern. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass ihm das gegen den Strich ging. Der junge Ire hatte ihm bei der Verschwörung der Kobolde das Leben gerettet und war fast ein Freund geworden. Der einzige, den er hatte, so traurig das war. Er musste den Auftrag übernehmen, und sei es nur, um dafür zu sorgen, dass er nicht nach Plan lief. »He, nur keine Sorge. Das Haus, das Mo Digence nicht knacken kann, muss erst noch gebaut werden. Ich hoffe nur, Mokassin ist dem Job gewachsen.«
    Mokassin packte den Zwerg am Kragen. »Was soll das heißen, Digence?«
    Normalerweise vermied es Mulch, Leute zu beleidigen, die ihn töten konnten, aber es mochte für ihn noch von Nutzen sein, Mokassin als Hitzkopf hinzustellen. Vor allem, wenn er ihm später die Schuld dafür geben wollte, dass die Sache schief gegangen war.
    »Nun, ein zwergwüchsiger Affe ist eine Sache, aber ein zwergwüchsiger Eisenmann? Was kannst du denn schon im Nahkampf ausrichten?«
    Mokassin ließ den Zwerg los und riss sich das Hemd auf. Seine Brust war ein muskelgeblähtes Gewirr von Tätowierungen. »Hier siehst du, was ich ausrichten kann, Digence. Zähl die Tätowierungen. Zähl sie.«
    Mulch warf Miss Frazetti einen viel sagenden Blick zu. Die Botschaft lautete: Und so einem Kerl wollen Sie vertrauen?
    »Schluss jetzt!«, sagte Carla. »Euer Testosteron stinkt allmählich schlimmer als die Wände hier. Das ist ein sehr wichtiger Job. Wenn er zu groß ist für euch zwei, hole ich mir eben ein anderes Team.«
    Mokassin knöpfte sich das Hemd wieder zu. »Kein Problem, Miss Frazetti. Zu groß für uns, das gibt's gar nicht. Die Sache ist so gut wie erledigt.«
    Carla stand auf und fegte ein paar Tausendfüßler vom Saum ihres Blazers. Die Insekten machten ihr nichts aus. Sie hatte im Laufe ihrer fünfundzwanzig Jahre schon ganz andere Dinge gesehen. »Freut mich, das zu hören. Mo, ziehen Sie sich an und schnappen Sie sich Ihre Ausrüstung. Wir warten im Auto.«
    Mokassin bohrte Mulch den Zeigefinger in die Brust. »Fünf Minuten. Dann kommen wir und holen dich.«
    Mulch sah ihnen nach. Dies war die letzte Chance, sich aus dem Staub zu machen. Er konnte sich im Schlafzimmer durch das Fundament fressen und in einem Zug nach Süden sitzen, bevor Carla Frazetti überhaupt bemerkte, dass er verschwunden war.
    Der Zwerg dachte ernsthaft darüber nach. Die ganze Angelegenheit ging ihm gegen den Strich. Nicht, dass er ein schlechter Unterirdischer war, er war es nur nicht gewohnt, anderen zu helfen. Oder höchstens dann, wenn etwas für ihn selbst dabei heraussprang. Artemis Fowl zu helfen wäre eine vollkommen uneigennützige Tat. Mulch überlief ein Schauder. Ein Gewissen war jetzt wirklich das Letzte, was er gebrauchen konnte. Sonst würde er bald noch Kekse für die Pfadfindermädchen verkaufen.

Kapitel 6
     
    Angriff auf Fowl Manor
     
     
    Auszug aus dem Tagebuch von Artemis Fowl
    Diskette 2,

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