Der Geheimcode
aufgeregt war er wegen des kleinen Würfels in seinem Aktenkoffer. Der Leiter seiner Forschungsabteilung war schnell ebenso aufgeregt, als Spiro ihm erklärte, was der so harmlos aussehende Kasten alles konnte, und eilte sofort davon, um dem C Cube seine Geheimnisse zu entlocken.
Sechs Stunden später eilte er zu einer mitternächtlichen Besprechung in Spiros Konferenzraum.
»Es funktioniert nicht«, sagte der Wissenschaftler, dessen Name Dr. Pearson war.
Spiro ließ die Olive in seinem Martiniglas tanzen. »Das glaube ich kaum, Pearson«, erwiderte er. »Im Gegenteil, ich weiß, dass dieses kleine Wunderwerk ganz ausgezeichnet funktioniert. Mir scheint eher, dass Sie hier derjenige sind, der nicht funktioniert.«
Spiro hatte eine grauenhafte Laune. Arno Blunt hatte gerade angerufen und ihm mitgeteilt, dass der junge Fowl noch lebte. Und wenn Spiro schlecht gelaunt war, konnte es schon mal vorkommen, dass Leute spurlos vom Erdboden verschwanden - die Glücklichen unter ihnen.
Pearson spürte, wie der Blick der dritten Anwesenden im Konferenzraum ihn durchbohrte. Dies war keine Frau, die man zum Feind haben wollte. Er wusste, sie würde, ohne mit der Wimper zu zucken, jeden Eid schwören, er sei selbst gesprungen, falls Jon Spiro auf die Idee kam, ihn aus dem Fenster hinauswerfen zu lassen.
Pearson wählte daher seine Worte sorgfältig. »Dieses Ding...«
»Der C Cube. So heißt das Gerät. Das habe ich Ihnen bereits gesagt, also benutzen Sie gefälligst den Namen.«
»Der C Cube hat zweifellos ein enormes Potenzial, aber er ist verschlüsselt.«
Spiro warf mit der Olive nach seinem leitenden Wissenschaftler. Eine erniedrigende Erfahrung für einen Nobelpreisträger. »Dann knacken Sie den Code. Wozu bezahle ich euch Typen eigentlich?«
Pearson spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. »So einfach ist das nicht. Dieser Verschlüsselungscode ist nicht zu knacken.«
»Ich glaube, ich träume.« Spiro lehnte sich in seinem ochsenblutfarbenen Sessel zurück. »Ich stecke zweihundert Millionen pro Jahr in Ihre Abteilung, und Sie sind nicht imstande, einen dämlichen Code zu knacken, den sich ein kleiner Junge ausgedacht hat?«
Pearson bemühte sich, nicht darüber nachzudenken, was für ein Geräusch sein Körper beim Aufprall auf den Asphalt machen würde. Sein nächster Satz würde ihn retten - oder zum Tode verdammen.
»Der Würfel ist sprachgesteuert und ausschließlich auf Artemis Fowls Stimme eingestellt. Zusätzlich kann niemand den Geheimcode knacken. Es ist unmöglich.«
Spiro antwortete nicht, ein Zeichen, dass Pearson fortfahren sollte.
»Ich habe schon von dieser Verschlüsselungsmethode gehört. Wir Wissenschaftler entwickeln bereits seit einiger Zeit Theorien darüber. Man nennt so etwas einen Ewigkeitscode. Dieser Code bietet Millionen von möglichen Abwandlungen und basiert obendrein auf einer unbekannten Sprache. Es scheint fast, als hätte der Junge eine Sprache entwickelt, die nur er allein versteht. Wir wissen noch nicht einmal, in welcher Beziehung sie zum Englischen steht. Ein solcher Code dürfte eigentlich überhaupt nicht existieren. Wenn dieser Fowl tot ist, dann ist der C Cube zusammen mit ihm gestorben, Mr. Spiro, so Leid es mir tut.«
Jon Spiro schob sich eine Zigarre in den Mundwinkel, zündete sie jedoch nicht an. Seine Ärzte hatten es ihm verboten. Höflich. »Und wenn Fowl noch lebt?«
Pearson erkannte einen Rettungsanker, wenn er ihm zugeworfen wurde. »Wenn Fowl noch lebt, ist er selbst mit Sicherheit wesentlich leichter zu knacken als der Ewigkeitscode.«
»Okay, Doc«, sagte Spiro. »Sie können jetzt gehen. Alles Weitere hat Sie nicht zu interessieren.«
Pearson schnappte sich seine Notizen und hastete zur Tür, bemüht, das Gesicht der Frau am Tisch nicht anzusehen. Wenn er nicht hörte, was sie weiter besprachen, konnte er sich einreden, sein Gewissen sei rein. Und wenn er die Frau am Konferenztisch nicht ansah, konnte er sie später bei einer eventuellen Gegenüberstellung nicht wieder erkennen.
* * *
»Mir scheint, wir haben ein Problem«, sagte Spiro zu der Frau im dunklen Kostüm.
Die Frau nickte. Alles, was sie trug, war schwarz. Schwarzes Businesskostüm, schwarze Bluse, schwarze Stilettos. Sogar die Rado-Uhr an ihrem Handgelenk war kohlschwarz. »Ja. Aber eins, das in mein Ressort fällt.«
Carla Frazetti war die Patentochter von Spatz Antonelli, dem Stadtoberhaupt der Verbrecherfamilie Antonelli. Carla fungierte als Verbindung zwischen
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