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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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brauchte er nicht laut zu sprechen, um seine Anweisungen weiterzugeben.
    »Guten Abend, Freunde«, flüsterte er, der Kamera den Rücken zugewandt. »Alles läuft nach Plan, vorausgesetzt, Mulch ist lebend davongekommen. Seid vorsichtig, ihr bekommt bestimmt bald Besuch von Spiros Aufpassern. Ich bin sicher, dass er die Straßen beobachten lässt, und er soll ruhig glauben, er hätte alle meine Leute ausgeschaltet, damit er sich in Sicherheit wiegt. Mr. Spiro hat mich freundlicherweise durch die Anlage geführt, und ich hoffe, ihr habt alles aufgezeichnet, was wir für unsere Operation brauchen. Soweit ich weiß, nennt man diese Art von Unternehmung in Fachkreisen Beutezug. Also, hört gut zu.«
    Artemis flüsterte seine Anweisungen langsam und sehr deutlich. Es war ungeheuer wichtig, dass das Team sie Wort für Wort befolgte, denn sonst konnte der ganze Plan in die Luft fliegen wie ein aktiver Vulkan. Und er saß dabei im Krater des Vulkans.
     
    * * *
     
    Biz und Chips waren guter Dinge. Bei ihrer Rückkehr in die Needle hatte Mr. Blunt ihnen nicht nur ihre fünftausend Sonderprämie für die Erledigung von Mo Digence gegeben, sondern auch gleich einen weiteren Auftrag erteilt. Die Außenkameras des Hochhauses hatten einen schwarzen Transporter gefilmt, der gegenüber der Eingangstür geparkt war. Er stand bereits seit über drei Stunden dort, und bei der Durchsicht der Aufzeichnungen hatte sich gezeigt, dass das Fahrzeug zuvor eine gute Stunde lang um das Gebäude gekreist war, um einen Platz zu finden. Mr. Spiro hatte sie gewarnt, auf verdächtige Fahrzeuge zu achten, und das hier war garantiert verdächtig.
    »Geht zu dem Wagen«, hatte Blunt ihnen von seinem Sessel im Sicherheitsbüro aus befohlen. »Und falls etwas Lebendes da drin hockt, sagt ihm, es soll woanders weiterhocken.«
    Das war die Art von Befehl, die Biz und Chips verstanden. Keine Fragen stellen, keine komplizierten Geräte bedienen. Einfach die Tür aufmachen, alle erschrecken und die Tür wieder zumachen. Kinderleicht. Sie alberten im Aufzug herum und pufften sich gegenseitig in die Schulter, bis ihre Oberarme taub wurden.
    »Heute Nacht können wir richtig Schotter machen«, sagte Biz und massierte seinen Bizeps, um die Durchblutung wieder in Gang zu bringen.
    »Und ob.« Chips träumte bereits von den ganzen Barney-DVDs, die er sich kaufen würde. »Dafür kriegen wir bestimmt noch eine Prämie. Mindestens fünftausend. Das macht zusammen...«
    Es folgte ein kurzes Schweigen, während die beiden Männer an ihren Fingern abzählten.
    »Jedenfalls eine Menge Kohle«, sagte Biz schließlich.
    »Ja, eine Menge Kohle«, pflichtete Chips ihm bei.
    Juliet hatte ihr Fernglas auf die Drehtür der Needle gerichtet. Es wäre einfacher gewesen, den Optix eines ZUP-Helms zu benutzen, doch leider war ihr Kopf mittlerweile zu groß dafür. Das war nicht das Einzige, was sich verändert hatte. Juliet hatte sich von einem schlaksigen jungen Mädchen in eine durchtrainierte Athletin verwandelt. Allerdings war sie durchaus keine perfekte Leibwächterin. Es gab noch ein paar Falten, die ausgebügelt werden mussten. Charakterfalten.
    Juliet Butler hatte gerne ihren Spaß. Die Vorstellung, mit regloser Miene neben einem aufgeblasenen Politiker zu stehen, fand sie grauenhaft. Sie würde sterben vor Langeweile - es sei denn, Artemis bat sie, in seinem Dienst zu bleiben. In Artemis Fowls Gegenwart wurde es nie langweilig. Aber das war ziemlich unwahrscheinlich. Artemis hatte allen versichert, dies sei sein letzter Coup. Nach Chicago würde er ein anständiges Leben führen. Falls es ein »nach Chicago« gab.
    Diese Observiererei war auch ziemlich langweilig. Still dazusitzen entsprach nicht Juliets Natur. Ihr Hang zur Hyperaktivität hatte ihr schon mehr als eine Prüfung in Madame Kos Akademie vermasselt.
    »Lebe in Frieden mit dir selbst, Mädchen«, hatte die japanische Ausbilderin gesagt. »Finde den stillen Raum in deinem Innern und fülle ihn aus.«
    Juliet musste meist ein Gähnen unterdrücken, wenn Madame Ko mit ihren Kung-Fu-Weisheiten anfing. Butler hingegen hatte sie geradezu aufgesogen. Er schien seinen »stillen Raum« nicht nur zu finden, sondern er füllte ihn permanent aus. Genau genommen verließ er seinen »stillen Raum« überhaupt nur, um Leute auseinander zu nehmen, die Artemis bedrohten. Vielleicht war das der Grund, weshalb er den blauen Diamanten auf der Schulter hatte und sie nicht.
    Da verließen zwei bullige Gestalten das Hochhaus. Sie

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