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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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rein?«
    »Offensichtlich nicht. Übrigens fördert Knuffen nicht gerade meine Konzentration.«
    Artemis starrte die Anzeigetafel an. Was hatte er übersehen? Denk nach, Junge, denk nach. Benutz deine berühmten grauen Zellen. Unwillkürlich beugte er sich näher zu der zweiten Tür und verlagerte dabei sein Gewicht vom hinteren Bein auf das vordere. Plötzlich gab die rote Bodenplatte unter ihm ein leises Quietschen von sich.
    »Natürlich!«, rief er, packte Holly und zog sie zu sich. »Diese Platte dient nicht nur zur Markierung«, erklärte er hastig, »sondern ist auch ein Gewichtssensor.«
    Artemis hatte Recht. Glücklicherweise kam ihr gemeinsames Gewicht dem von Spiro nahe genug, um die Waage zu täuschen - offenbar ein mechanisches Gerät, denn ein Computer hätte sich dadurch niemals überlisten lassen. So aber versank die zweite Tür in einer Öffnung zu ihren Füßen.
    Artemis reichte Holly den abgetrennten Daumen. »Gehen Sie lieber«, sagte er. »Spiro bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich komme gleich nach.«
    Holly nahm den Daumen. »Und wenn nicht?«
    »Dann tritt Plan B in Aktion.«
    Holly nickte langsam. »Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt.«
    »Ja, hoffen wir's.« Mit diesen Worten betrat Artemis den Tresorraum. Er ignorierte das angehäufte Vermögen an Juwelen und Inhaberschuldverschreibungen und steuerte direkt auf das Plexiglasgefängnis des C Cube zu. Zwei bullige Wachmänner versperrten ihm den Weg. Beide trugen Sauerstoffmasken vor dem Gesicht, blieben aber ungewöhnlich reglos.
    »Entschuldigen Sie, meine Herren, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mir Mr. Spiros Würfel kurz ausleihe?«
    Keiner der beiden reagierte. Nicht einmal ein Augenbrauenzucken. Was zweifellos an dem Lähmungsgas in ihren Sauerstoffflaschen lag, das aus dem Gift einer peruanischen Spinnenart hergestellt worden war und von der chemischen Zusammensetzung her einer Salbe ähnelte, die südamerikanische Eingeborene als Betäubungsmittel einsetzten.
    Artemis tippte den Zahlencode ein, den Foaly ihm über den Ohrlautsprecher diktierte, und der Plexiglaskasten öffnete sich. Die Seitenwände verschwanden lautlos in der Säule und gaben den Würfel frei. Artemis streckte die Hand aus...
     
     
    Spiros Schlafzimmer
     
    Holly kletterte durch den Schrank in Spiros Schlafzimmer. Der Industriemagnat lag in derselben Haltung da, wie sie ihn verlassen hatten, und atmete ruhig und gleichmäßig. Die Stoppuhr in Hollys Visier zeigte 3 Minuten 57 Sekunden an. Gerade noch rechtzeitig.
    Vorsichtig wickelte sie den Daumen aus und hielt ihn an den Stumpf. Spiros Hand fühlte sich kalt und ungesund an. Sie schaltete ihr Visier auf Zoomfunktion, um den abgetrennten Daumen besser sehen zu können. Soweit sie es beurteilen konnte, waren die beiden Hälften exakt aneinander gefügt.
    »Heile«, sagte sie. Aus ihren Fingerspitzen sprangen Magiefunken und versanken in den beiden Daumenhälften. Fäden aus blauem Licht nähten die Hautschichten zusammen, und neue Haut brach unter der alten hervor, um den Schnitt zu verbergen. Der Daumen begann zu vibrieren und zu zucken. Dampf schoss aus den Poren und bildete eine Nebelwolke um Spiros Hand. Sein Arm zuckte heftig, als der Schock bis in seine knochige Brust wanderte. Sein Rücken bäumte sich so heftig auf, dass Holly dachte, er würde durchbrechen. Dann fiel Spiro zurück aufs Bett. Während des gesamten Vorgangs aber blieb sein Herzschlag vollkommen regelmäßig.
    Ein paar verirrte Funken hüpften über Spiros Körper wie Kieselsteine über einen Teich und sammelten sich hinter seinen Ohren, genau dort, wo Artemis vorhin herumgeschnüffelt hatte. Seltsam. Vorsichtig zog Holly an einem Ohr und entdeckte dahinter eine halbmondförmige Narbe, die rasch von der Magie entfernt wurde. Auf der anderen Seite dasselbe.
    Holly zoomte die Narbe heran. »Foaly, was könnte das sein?«
    »Operationsnarben«, erwiderte der Zentaur. »Vielleicht hat unser Freund Spiro sich liften lassen. Oder aber...«
    »Oder aber es ist gar nicht Spiro«, ergänzte Holly und schaltete um auf Artemis' Frequenz. »Artemis, der Mann ist gar nicht Spiro, sondern ein Double. Hörst du mich, Artemis? Antworte mir.«
    Doch Artemis antwortete nicht. Vielleicht weil er nicht wollte, vielleicht weil er nicht konnte.
     
     
    Tresorraum
     
    Artemis streckte die Hand aus, und in dem Moment glitt mit leisem Zischen eine Wand zurück. Dahinter standen Jon Spiro und Arno Blunt. Spiros Grinsen war so breit, dass ein Stück

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