Der Geheimcode
Leben geschenkt, Cube. Ich bin dein Schöpfer.«
»Tja, vielleicht haben Sie mir zu viel von sich selbst mitgegeben, Master Fowl. Aurum potestas est. Gold ist Macht. Ich tue nur das, was Sie mir beigebracht haben.«
Spiro tätschelte den Würfel zärtlich. »Ich mag den kleinen Kerl. Er ist wie der Bruder, den ich nie gehabt habe.«
»Ich dachte, Sie hätten einen Bruder?«, sagte Chips verwirrt. Ein Zustand, der bei ihm öfter vorkam.
»Meinetwegen«, erwiderte Spiro. »Dann eben wie ein Bruder, den ich auch leiden kann.«
Der Server von Phonetix stand in der Mitte des Labors. Ein Monolith von einem Rechner mit armdicken Kabeln, die sich wie Pythons zu verschiedenen Arbeitsplätzen schlängelten.
Spiro löste seinen neuen Freund vom Gürtel. »Wo musst du hin, Cube?«
»Stellen Sie mich einfach auf den Deckel des Servers, den Rest macht mein Omnisensor.«
Spiro folgte seiner Anweisung, und innerhalb von Sekunden flirrten Pläne über den winzigen Bildschirm des Würfels.
»Jetzt habe ich sie«, jubelte Spiro und reckte triumphierend die Fäuste. »Die Kerle werden mir nie wieder arrogante Mails mit ihren Aktienkursen schicken.«
»Download abgeschlossen«, sagte Foaly selbstgefällig. »Wir haben sämtliche Phonetix-Projekte der nächsten zehn Jahre im Kasten.«
Spiro drückte den Würfel an seine Brust. »Wunderbar. Ich kann unsere Version des Phonetix-Handys vor ihnen auf den Markt bringen und noch ein paar zusätzliche Millionen verdienen, bevor ich den C Cube in die Produktion gebe.«
Einer der Überwachungsmonitore weckte Blunts Aufmerksamkeit. »Äh, Mr. Spiro, ich glaube, wir haben eine Feindlage.«
»Feindlage?«, knurrte Spiro. »Was soll das heißen? Sie sind kein Soldat mehr, Mann. Sprechen Sie normal mit mir.«
Der Neuseeländer klopfte auf einen der Bildschirme, als könne das etwas an dem ändern, was er beobachtete. »Ich meine, wir haben ein Problem. Ein großes Problem.«
Spiro packte Artemis am Kragen. »Was hast du angestellt, Fowl? Ist das wieder einer deiner...« Spiro hielt mitten im Satz inne. Ihm war etwas aufgefallen. »Was ist mit deinen Augen? Warum haben sie eine unterschiedliche Farbe?«
Artemis schenkte ihm sein gefährlichstes Vampirlächeln. »Damit ich Sie besser sehen kann, Spiro.«
* * *
Der schlafende Wachmann am Eingang von Phonetix kam plötzlich wieder zu sich. Es war niemand anders als Juliet. Sie spähte unter dem Schirm der Mütze hervor, die sie sich ausgeliehen hatte, um sicherzugehen, dass Spiro keinen seiner Leute in der Lobby zurücklassen würde.
Nachdem Artemis im Tresorraum von Spiro überrascht worden war, hatte Holly Mulch und sie zu Phonetix geflogen, um Plan B in Gang zu setzen.
Natürlich gab es kein Betäubungsgas, und es waren auch nur zwei Wachen im Dienst. Einer war gerade auf der Toilette, und der andere drehte seine Runde durch die oberen Stockwerke. Doch das durfte Spiro nicht wissen. Dank einer Videoklemme, die sie am Kamerasystem von Phonetix befestigt hatten, lieferten die Kameras nur Bilder von Foalys Pseudowachmännern, die schnarchend im Gebäude herumlagen.
Juliet nahm den Telefonhörer ab und drückte nur drei Nummern.
9... 1... 1. Ein Notruf.
* * *
Vorsichtig griff Spiro mit spitzen Fingern in Artemis' Auge und nahm die Iriskamera heraus. Er betrachtete sie eingehend, wobei er das Mikroschaltsystem an der Innenseite entdeckte.
»Das ist ja elektronisch«, flüsterte er. »Unglaublich. Was ist das?«
Artemis blinzelte sich eine Träne aus dem Auge. »Nichts. Es ist nie hier gewesen. Genau wie ich nie hier gewesen bin.«
Spiros Gesicht verzerrte sich vor nacktem Hass. »Oh doch, Fowl, du warst hier, und du wirst für immer hier bleiben.«
Da tippte Blunt seinem Arbeitgeber auf die Schulter. Ein unverzeihlicher Fauxpas. »Mr. Spiro, Boss, das müssen Sie sich ansehen.«
* * *
Juliet schlüpfte aus ihrer Wachpersonal-Jacke. Darunter trug sie eine Uniform der Chicagoer Polizei. Die Situation im Forschungslabor konnte brenzlig werden, und es war ihr Job, dafür zu sorgen, dass Artemis nichts zustieß. Sie versteckte sich hinter einer Säule in der Eingangshalle und wartete auf die Sirenen.
* * *
Im Labor starrte Spiro auf die Überwachungsmonitore. Die Bilder hatten sich verändert. Keine Wachmänner mehr, die schlafend im Gebäude herumlagen, sondern Aufnahmen davon, wie Spiro und seine Genossen bei Phonetix einbrachen, liefen über die Schirme. Mit einem entscheidenden Unterschied: Von
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