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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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dich, Quintus. Lucius hat gerade eine herrliche Pechsträhne! Wenn er so weitermacht, ist er heute schon seinen Sold vom nächsten Monat los! Schade, dass du nicht dabei bist. Wäre bestimmt auch einiges für dich aus seinem Beutel abgefallen!«
    »Ich bin gleich zurück und trag den Kerl erst später ins Buch ein«, antwortete der Soldat an Jonas Seite, der auf den Namen Quintus hörte. »Und dann werden wir ja sehen, wem Zeus die besten Würfe glücken lässt!«
    Seine Kameraden lachten spöttisch und wandten sich wieder ihrem Würfelspiel zu. Nicht einer von ihnen hatte auch nur einen längeren Blick auf den neuen Gefangenen verschwendet.
    »Weiter!«, herrschte der Wachsoldat Jona nun an und versetzte ihm einen Faustschlag in den Rücken. »Dein hübsches Ruheplätzchen liegt noch ein Stück weiter unten! Also beweg dich, sonst mach ich dir Beine!«
    Jona taumelte einen weiteren halbdunklen Gang hinunter, zu beiden Seiten umschlossen und an der Decke überwölbt von mächtigen Steinquadern. Auf halber Höhe machte der Gang einen rechtwinkligen Knick nach links und führte noch einmal gut zwanzig Stufen hinunter in einen zweiten großen Vorraum. Dieser besaß jedoch die Form eines Kreises. In dem steinernen Halbrund, das dem Treppenende gegenüberlag, waren drei breite Rundbögen eingelassen, die jeweils von einem schweren Eisengitter verschlossen waren. Dahinter lagen die höhlenartigen Zellen.
    Rechts und links neben dem Treppenaufgang brannten Ölleuchten. Ein aufgeschwemmter Wachsoldat saß auf einem Schemel, gegen die Wand gelehnt, und gähnte laut. Neben ihm hing ein Eisenring mit Schlüsseln an einem Wandhaken. Als er sah, dass sein Kamerad einen neuen Gefangenen brachte, erhob er sich schwerfällig, griff zum Schlüsselbund und fragte: »Wohin willst du ihn haben?«
    »Steck ihn zu der Meute, wo du auch den Mörder des Sadduzäers untergebracht hast, Rufus«, schlug Quintus vor. »Er soll mit ihm unter einer Decke stecken.«
    Der Soldat namens Rufus verzog das Gesicht zu einem gemeinen Grinsen und entblößte dabei ein verfaultes Gebiss. »Da werden die Milane und Krähen ja bald wieder eine Menge Fleisch von den Kreuzen vor der Stadt zu picken haben!«, sagte er mit bosartigem Wohlgefallen. Er gähnte erneut und schimpfte: »Verdammter Wachdienst! Ich wünschte, es wäre schon Zeit für unsere Wachablösung!«
    »Wenn du weniger gesoffen hättest, wärst du jetzt auch nicht so müde«, sagte Quintus und fügte, nicht ohne Schadenfreude, hinzu: »Kannst noch’ne Menge gähnen bis zur Ablösung am Morgen! Und jetzt sieh zu, dass du den Kerl hinter Gitter bringst. Lucius verliert ständig und ich bin nicht dabei!«
    »Ich etwa?«, maulte Rufus, wählte einen dicken Schlüssel von seinem Bund aus und trat zur Gittertür, die gleich rechts von ihm lag.
    »Mach’s dir gemütlich bei uns!«, höhnte er, als er Jona packte und mit einem brutalen Stoß in das dunkle Gewölbe stieß. »Bist ja hier in allerbester Gesellschaft!«
    Jona stürzte der Länge nach zu Boden und rutschte durch das dort ausgestreute Stroh, das von Kot und Urin verschmutzt war. Er hörte, wie die Gittertür unter lautem metallischem Krachen hinter ihm zufiel und sich der Schlüssel im Schloss drehte. Als er benommen hochkam und sich den Dreck von der Kleidung wischte, sah er die schemenhaften Umrisse von mehr als einem dutzend Gestalten, die hier mit ihm eingekerkert waren.
    Bevor er sich jedoch noch richtig orientieren konnte und seine Augen sich auf die Dunkelheit eingestellt hatten, trat jemand mit schnellem Schritt hinter ihn und versetzte ihm einen brutalen Fausthieb an den Kopf, sodass er sogleich wieder zu Boden ging.
    »Wusste ich doch, dass du Dreckskerl mir noch mal über den Weg läufst!«, sagte eine vertraute Stimme mit wilder Genugtuung. »Nur dass es ausgerechnet in diesem Rattenloch sein würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Aber dennoch, willkommen in meinem neuen Reich, Jona!«
    Zu Tode erschrocken, warf Jona sich herum und starrte voller Angst in die Augen von Barabbas.

2
    »Kennst du den Neuen?«, rief einer der Gefangenen aus dem Dunkel des stinkenden Gewölbes, und aus seiner Stimme klang die freudige Erwartung auf eine Abwechslung von ihrem eintönigen Kerkerleben. »Hast du mit ihm noch eine Rechnung zu begleichen?«
    »Worauf du einen lassen kannst!«, antwortete Barabbas und versetzte Jona einen Tritt, dass ihm die Luft wegblieb und er glaubte, sich im nächsten Moment erbrechen zu müssen. »Dieses

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