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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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eine schallende Ohrfeige. »Du lügst schon wieder, du Schandmaul!«, zischte Kaiphas. »Ich weiß längst, dass dein Busenfreund unter diesem Gesindel nicht David heißt, sondern Thaddäus! Und nichts willst du von ihm erfahren haben? Ich habe aber durchaus schon genaue Kenntnis, wie sehr Jesus das Volk mit seinen Reden gegen die Priesterschaft aufzuhetzen versucht hat. Dieser Jesus ist ein Lügenprophet! Ein gefährlicher Aufrührer! Ein Feind unseres Volkes, auch wenn er anderes vorgibt! Als ob er nicht wüsste, dass Pontius Pilatus es nicht zulassen kann, dass es in seinen Provinzen zu Unruhen kommt und er gar beim Kaiser in Ungnade fällt! Pilatus rechnet doch nur damit, dass es zu politischem Aufruhr kommt, sodass die Römer eine härtere Gangart auch gegen die Priesterschaft anschlagen und den Hohen Rat entmachten können. Aber wir werden nicht zulassen, dass uns Rom wegen Unfähigkeit und zu spätem Eingreifen zur Rechenschaft zieht! Besser, dieser Aufwiegler stirbt, bevor sich Pontius Pilatus zum Eingreifen gezwungen sieht und uns Tatenlosigkeit vorwerfen kann, als dass das ganze Volk unter der Hetze des Nazoräers leidet!« Er fiel in ein kurzes, dumpf brütendes Schweigen. Dann sagte er mit kalter Stimme: »So, und nun zu dir, Jona ben Joram! Du sollst deinen verdienten Lohn erhalten, wie ich es dir versprochen habe!«
    Jona verging fast vor Angst. Er wollte um Gnade flehen, doch er war unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen.
    »Hasufa!«
    Der Schreiber erschien in der Tür. »Ja, Herr?«
    »Sag Meschellimot, er soll kommen! Und hol den anderen Zuträger, du weißt schon!«
    »Sehr wohl, Herr!« Der Schreiber huschte davon.
    »Du hast mich hintergangen, Jona!«, sagte Kaiphas grimmig, während er auf seinen Vertrauten wartete. »Ich hatte dir eine Chance gegeben, dich zu bewähren und deinem Volk und dem Hohen Rat einen wichtigen Dienst zu erweisen. Aber du hast es vorgezogen, dich feige hinter geschwätzigen Allgemeinplätzen zu verstecken und mit dem Aufwiegler Jesus gemeinsame Sache zu machen! Ich hatte dich gewarnt, dass ich nicht allein auf deinen Bericht baue, sondern noch andere Augen und Ohren habe, die mir gewissenhaft von allen Reden und Vorgängen Bericht erstatten. Ein zweiter Zeuge wäre mir zwar sehr recht gewesen, aber es geht auch ohne. Du bist so entbehrlich wie eine Hand voll Streu, was dich aber nicht vor deiner gerechten Strafe für dein Hintergehen bewahren wird.«
    Meschellimot trat in den Raum. »Du hast mich gerufen, Kaiphas?«, fragte er ehrerbietig, aber doch auch mit einer Vertraulichkeit, die nur einem Mann zustand, der dem Hohenpriester sehr nahe stand.
    »In der Tat! Schaff mir diesen Burschen aus den Augen!«, sagte Kaiphas mit einer Miene des Abscheus. »Ich habe für ihn keine Verwendung mehr. Er hat mein Vertrauen missbraucht und wird dafür bezahlen!«
    »Und was soll mit ihm geschehen?«, erkundigte sich Meschellimot, ohne sich überrascht zu zeigen.
    »Lass ihn auf die Antonia bringen!«, trug Kaiphas ihm auf. »Die Römer sollen ihn dort einkerkern. Sag ihnen, dass er mit dem Mörder unter einer Decke steckt, der das Mitglied unseres Hohen Rates auf offener Straße erstochen hat. Sie sollen mit ihm tun, was sie für richtig empfinden. Sie werden schon die passende Strafe für ihn finden!«
    »Nein, hoher Herr!«, stieß Jona entsetzt hervor und warf sich vor ihm zu Boden. »Ich habe nichts mit diesem Mann zu schaffen! Hab Gnade mit mir! Ich flehe dich an, lass mich nicht zu den Römern bringen! Lass mich auspeitschen, aber nimm mir nicht mein Leben, Herr! Ich bin doch ein Niemand!«
    »Du kannst mir dankbar sein, dass ich deinen Gönner und sein Mündel, dieses junge Ding, verschonen werde. Ich bin ein gerechter Mann. Und ein Wurm wie du ist es zudem gar nicht wert, dass ich mir unnütze Schwierigkeiten einhandle, nur um dir meine Macht zu beweisen. Ich habe wichtigere Dinge zu bedenken. So, und nun schaff ihn weg!«, befahl Kaiphas. »Ich habe keine Zeit, mir sein hündisches Wimmern anzuhören!«
    Meschellimot packte ihn und zerrte ihn hoch. »Auf die Beine mit dir, oder ich lasse dich wirklich bis aufs Blut peitschen, bevor ich dich den Römern überstelle! Such es dir aus!«
    Jona erhob sich wankend und ließ sich aus dem Zimmer des Hohenpriesters zerren. Im Gang kam ihnen der Schreiber Hasufa entgegen - und an seiner Seite ging Judas Iskariot!
    Jona starrte ihn ungläubig an, als er auf ihn zukam. Er also war der Verräter aus der Jüngerschaft des

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