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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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du wünschst, Optio 65 !«, sagte Rufus eilfertig, trat mit klirrendem Schlüsselbund an das Gitter und schloss auf. Bevor er jedoch die Tür öffnete, zog er die Peitsche, die er vorsorglich in seinem Gürtel stecken hatte, und ließ die mit Knoten und Eisenhaken bestückten Riemen quer über die Eisenstäbe klatschen. »Zurück!… Alle!… Zurück an die hintere Wand!… Oder habt ihr schon vergessen, was wir euch beigebracht haben? Wenn ihr wollt, dass wir euch eine neue Lektion erteilen, dann könnt ihr das gerne haben!«
    Die Gefangenen wichen mit verbissenen Mienen, aber stumm nach hinten ins Gewölbe zurück und drängten sich dort an die Wand, wie man es ihnen befohlen hatte.
    Rufus stieß nun die Gittertür auf, kam zu Jona herüber und rammte ihm das Ende des Peitschenholzes vor die Brust. »Hoch mit dir! Hast du nicht gehört, was der Optio gesagt hat? Auf dich wartet ein nettes Plauderstündchen!«
    Jona riss sich zusammen, kam mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Beine und wankte benommen aus dem Kerker in den Vorraum. Der Römer, dessen Einschreiten ihn vor der grausamen Rache des Zeloten bewahrt hatte, war indessen zum Treppengang zurückgegangen und wartete dort in halb abgewandter Haltung auf ihn.
    Als der Optio sich zu ihm umdrehte, erstarrte Jona mitten im Schritt. Der Soldat war niemand anderes als der Römer, den er vor den Zeloten gerettet hatte und dessen Name Flavius Silvanus war, wie er von Tamar erfahren hatte.
    Der Legionär warf ihm einen warnenden Blick zu, während der Wachsoldat hinter Rufus die Zellentür wieder verschloss. Und grob herrschte er ihn an: »Setz dich in Bewegung, Jude! Ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier! Los, hoch mit dir! Man wartet auf dich!«
    Verstört stolperte Jona an ihm vorbei, während eine zaghafte Hoffnung in ihm erwachte, dass vielleicht doch noch nicht alles verloren war. Wenn dieser Mann zu seinen Gunsten aussagte, konnte er womöglich auf eine milde Strafe rechnen!
    »Kein Wort, dass wir uns kennen!«, raunte ihm der Optio im Treppengang zu, kurz bevor sie an den rechtwinkligen Knick kamen. »Nicht einen Ton gibst du von dir, sonst ist dein Schicksal besiegelt! Zeige Angst und Unterwürfigkeit!«
    Jona nickte hastig und presste die Lippen aufeinander.
    Als sie den oberen Vorraum erreichten, befahl Flavius Silvanus ihm mit lauter, barscher Stimme: »Auf den Boden mit dir, Jude! Und da bleibst du liegen, bis ich dir sage, dass du wieder aufstehen kannst!«
    Jona warf sich zu Boden. Und die Gedanken jagten sich hinter seiner Stirn. Was hatte all das zu bedeuten? Wenn der Optio nicht wollte, dass jemand erfuhr, was er, Jona, für ihn im Wadi Ajin getan hatte, wieso half er ihm dann?
    Indessen betrat Flavius Silvanus die Wachstube. »Weg mit den Würfeln!«, herrschte er die einfachen Wachsoldaten an. »Habt ihr nichts Besseres zu tun, als euren Sold zu verspielen? Da unten stinkt es wie in der übelsten Latrine! Los, hoch von den Stühlen und runter mit euch! Seht zu, dass die Aborteimer geleert werden! Und holt aus der Vorratskammer frisches Stroh, das ihr gegen den verseuchten Dreck auf dem Boden austauscht! Das Verbrecherpack soll nicht schon hier unten krepieren, sondern dort, wo ihre Landsleute sie zu ihrer Abschreckung sehen können, nämlich am Kreuz!… Na los, beeilt euch!«
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Jona, wie die vier zusammengestauchten Wachsoldaten sich beeilten, dem Befehl des Optio Folge zu leisten. Sie stürzten aus dem Wachzimmer, als wäre jemand mit der Peitsche hinter ihnen her, hasteten die Treppe hinunter und waren im nächsten Augenblick hinter der scharfen Biegung im Treppengang verschwunden.
    »Komm jetzt!«, rief ihm Flavius Silvanus leise zu und winkte ihn zu sich in die Wachstube. »Nun mach schon! Wir haben nicht viel Zeit!«
    Jona sprang auf und lief zu ihm.
    Der Optio hatte indessen eine faustdicke Bohlentür aufgeschlossen, die zwischen den aufgehängten Waffen in einen Nebenraum führte. »Hier hinein!«, raunte er, nahm eine der Öllampen, die auf einem Wandbord aufgereiht standen, entzündete sie an der Flamme einer in der Wachstube brennenden Leuchte, folgte Jona und schloss die Tür sofort hinter sich ab.
    Jona sah sich von noch mehr Waffen umgeben, als in der Wachstube nebenan aufbewahrt wurden. Kein Zweifel, sie befanden sich in einer Waffenkammer.
    Flavius ergriff einen der öligen Lappen, mit denen ein Großteil der Schwerter umwickelt war, um der Rostbildung vorzubeugen, riss ihn in Fetzen und stopfte die

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