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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Stücke fest in das Schlüsselloch. »So, jetzt dringt kein Lichtschein mehr hinaus!«
    Zitternd sank Jona auf eine der Kisten, die an der Wand neben der Tür standen. Er begriff immer weniger, was der Legionär mit ihm vorhatte. Und der Ahnung, die sich in ihm regte, wollte er einfach nicht glauben, kam sie ihm doch zu unwirklich vor.
    Flavius Silvanus stellte die Öllampe auf eine andere Kiste und sagte dann: »Ich denke, ich habe dir gerade da unten im Kerker das Leben gerettet.«
    Jona nickte. »Ja, das hast du, Flavius Silvanus«, gab er mit zitternder Stimme zur Antwort.
    Der Optio zeigte sich überrascht. »Du kennst meinen Namen?«
    »Ich habe Tamar in der Stadt wiedergetroffen. Sie hat mir von dir erzählt. Sie war sicher, dass du deine Verletzung überlebt hättest.«
    Flavius Silvanus atmete tief durch. »Ja, das habe ich - und das habe ich dir zu verdanken. Du hast viel Mut bewiesen und dein eigenes Leben für uns riskiert.«
    Jona wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Und so fragte er: »Woher hast du gewußt, dass man mich in den Kerker gebracht hat?«
    »Ich gehöre zu den Mannschaften, die sich oben auf dem Platz in Bereitschaft halten müssen, falls ihr Juden mal wieder gegen Pilatus aufbegehrt. Die Lage ist angespannt. Aber lassen wir das«, sagte er und kam wieder auf damals zurück. »Zweimal hast du mir das Leben gerettet. Und deshalb bin ich dir noch ein Leben schuldig.«
    »Nichts von dem, was man mir vorwirft und weshalb man mich eingekerkert hat, stimmt!«, beteuerte Jona nun. »Kaiphas wollte, dass ich zum Verräter werde und den Nazoräer ausspioniere, weil einer seiner Jünger mein Freund ist. Aber ich habe es nicht getan. Und aus Wut darüber hat er mich unter falschen Beschuldigungen auf die Burg bringen lassen.«
    »Das sieht dem scheinheiligen Kerl ähnlich!«, sagte Flavius Silvanus verächtlich. »Aber mich interessiert gar nicht, was du getan hast oder nicht. Ich bin dir noch ein Leben schuldig, wie ich gerade gesagt habe. Ein Ehrenmann bezahlt seine Schulden, das hat mich mein Vater schon als kleines Kind gelehrt. Und das werde ich auch. Ich weiß nur noch nicht, wie.«
    »Und warum hast du mich dann hier neben der Wachstube eingeschlossen?«, wollte Jona wissen. »Die Wachleute werden doch gleich wieder zurück sein. Wie soll ich denn je hier herauskommen, ohne dass sie uns sehen?«
    »Die Tür ist verschlossen und niemand kann sie ohne diesen Schlüssel hier öffnen. Zudem wird es auch niemand wollen, denn die hier gelagerten Waffen sind nur dazu bestimmt, um zusätzliche Soldaten rasch zu bewaffnen, sollte es da unten einmal einen gewaltsamen Ausbruch geben«, sagte Flavis Silvanus, während er zu dem schweren Vorhang trat, der an einer Seitenwand von einer Eisenstange herabhing. Er schob ihn zur Seite und enthüllte dahinter eine zweite Tür, die aus der Waffenkammer führte. »Hier hindurch werde ich dich herausbringen, zumindest hoffe ich das. Der dahinter liegende Gang verbindet nämlich die Kerkeranlage mit den Quartieren der Bereitschaft, sodass die Soldaten nicht erst auf den Hof hinausmüssen. Aber wie ich das bewerkstelligen will, ist mir selbst noch nicht klar. Ich hatte keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, sondern bin dir sogleich gefolgt, als ich sah, dass man dich hier hinuntergebracht hat. Aber keine Sorge, mir wird schon etwas einfallen.«
    »Hoffentlich!«, murmelte Jona, zwischen Hoffnung und Zweifel hin- und hergerissen.
    »Hör zu! Ich kann nicht länger bei dir bleiben, sondern muss zu meiner Abteilung zurück, sonst könnte es unangenehme Fragen geben. Und es kann einige Zeit dauern, bis ich wieder zurückkomme, unter Umständen sogar viele Stunden. Halte dich absolut ruhig! Rühr dich nicht und mach kein Geräusch, auch wenn die Tür noch so dick ist!«, schärfte er ihm ein.
    Jona nickte. »Aber wird man denn nicht wissen wollen, wohin du mich gebracht hast und wo ich geblieben bin?«
    Flavius Silvanus machte eine geringschätzige Geste. »Diese schlampigen Wachen kümmert es einen Dreck, was mit dir geschehen ist. Sie sind froh, dass sie einen weniger haben, der ihnen Ärger und Arbeit macht. Sie haben über ihrem Würfelspiel sogar vergessen, dich in das Wachbuch und in die Liste der Gefangenen einzutragen. Außerdem fragt ein einfacher Legionär nicht nach, wenn jemand wie ich einen Gefangenen nach oben bringt. Also sei beruhigt. Sorgen macht mir allein die Frage, wie ich dich unbemerkt über den Hof und an den Wachen vorbeibringe, ohne

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