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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Misstrauen gemeinsam - und zwar gegen jeden, in dessen Adern nicht das Blut der eigenen Sippe floss. Er musste deshalb davon ausgehen, dass einige der Kameltreiber bei den Tieren schliefen und dass auch so mancher Händler die Nacht bei seinen Waren verbrachte, um sich vor nächtlichem Diebstahl zu schützen. Nur wusste er nicht zu sagen, in welchem Trakt der umlaufenden Arkaden Fracht und Tiere untergebracht waren. Daher konnte er gar nicht vorsichtig genug sein.
    Endlich hatte er die fünfte Säule erreicht. Die schwere Kiste tauchte vor ihm auf und wirkte in der Dunkelheit wie ein schwarzer, aus dem Boden wachsender Felsquader. Seine starke Anspannung wich großer Erleichterung, als er sah, dass die aufgerollten Seile noch immer dort auf der Kiste lagen. Zwei davon sollten genügen, um sich vom Dach des Obergeschosses in die Tiefe herablassen zu können.
    Er bückte sich und griff nach den beiden obersten Seilrollen. In Gedanken befand er sich schon mit Timon auf dem Dach, wo sie die Seile zusammenknoten und ein Ende zu einer Schlinge binden würden, damit sie diese über eine der Zinnen legen konnten.
    Im selben Augenblick legte sich etwas Kühles, Glattes von der Seite her und wie aus dem tiefschwarzen Nichts der Nacht gezaubert auf seinen rechten Unterarm.
    Es war die breite Klinge eines lang geschwungenen Krummsäbels!
    Zu Tode erschrocken, zuckte Jona von den Seilen zurück und fuhr nach rechts herum. Dort stand ein Nabatäer. Sein dunkler Körper verschmolz förmlich mit der Dunkelheit, war er doch nackt bis auf einen Lendenschurz. Die Augen des Mannes schienen wie losgelöst vom Körper in der Dunkelheit zu schweben.
    Fassungslos und vor Angst wie gelähmt, stand Jona vor ihm und starrte ihn an. Die Spitze des Säbels lag inzwischen auch nicht mehr auf seinem rechten Unterarm, sondern ritzte die Haut unter seinem Kinn. Er hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass die Klinge des Nabatäers seiner schreckhaften Bewegung mit atemberaubender Schnelligkeit gefolgt war und sich auf seine Kehle gesetzt hatte.
    Auf frischer Tat als Dieb ertappt! Jetzt ist alles vorbei!, schoss es Jona durch den Kopf, und Panik wallte in ihm auf.
    Der Mann sagte kein Wort. Der Blick seiner Augen war kalt und der Nabatäer verstärkte den Druck seiner Waffe.
    Jona spürte, wie die Klingenspitze die Haut über seinem Kehlkopf ritzte und wie Blut aus dem feinen Schnitt quoll. Ein Tropfen rann warm an seinem Hals hinunter und mit einem Würgen in der Kehle wich er einen halben Schritt zurück.
    Wortlos tat der Beduine es ihm gleich, ohne dass sein stechender Blick ihn losließ und ohne dass die Säbelspitze den Kontakt zu seiner Kehle verlor.
    Wieder wich Jona angstvoll einen Halbschritt zurück, und auch diesmal ließ der Nabatäer es wortlos geschehen, verstärkte jedoch sofort wieder den Druck, als wollte er ihn zu einem weiteren Schritt zurück auffordern.
    Jona war sich nicht sicher, ob er richtig verstand, was der Beduine ihm zu tun bedeutete. Aber seine Angst verlor ein wenig von ihrer übermächtigen Kraft, und er schöpfte vage Hoffnung, dass der Mann Gnade mit ihm haben würde.
    Als er jetzt erneut zurückwich, machte er zwar wie vorher auch nur einen ganz kurzen Schritt, blieb danach jedoch nicht stehen, sondern wagte gleich im Anschluss einen zweiten, dritten und vierten Schritt rückwärts.
    Der Nabatäer folgte ihm und nahm den Säbel nicht eine Sekunde von seiner Kehle, bedeutete ihm aber andererseits auch nicht, sein rückwärtiges Zurückweichen einzustellen.
    Jonas Zuversicht, vielleicht doch noch mit dem Leben davonzukommen, wuchs mit jedem Schritt, während er sich langsam zur Treppe zurückbewegte.
    Als er mit der Ferse gegen die erste Stufe stieß, blieb er unwillkürlich stehen.
    Im selben Augenblick zog der Nabatäer seinen Säbel zurück. Seine Waffenhand vollführte eine blitzschnelle Bewegung, der Jonas Augen kaum zu folgen vermochten. Erst als die breite Klinge schmerzhaft auf seine rechte Wange klatschte und der kräftige Schlag ihn straucheln ließ, begriff er, was geschehen war: Der Beduine hatte ihm mit der Breitseite des Säbels eine Ohrfeige versetzt!
    Jona kauerte auf einer der unteren Stufen, hielt sich die schmerzende Wange und sah zu dem Nabatäer auf, der ihm für den versuchten Diebstahl auch ebenso gut die Hand hätte abhacken oder die Kehle durchschneiden können.
    Der fast nackte Beduine bedachte ihn mit einem letzten stechenden Blick, der die unmissverständliche Warnung beinhaltete, sich bloß

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