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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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»Es gibt durchaus einen Ort, wo wir vor Berechja und seinen Männern sicher wären.«
    Jona hob verblüfft die Augenbrauen, denn er wusste sofort, worauf Timon anspielte. »Du meinst, wir sollten in die Berge zu Gerschon und seinen Zeloten?«
    »Ja, das meine ich, zumindest für einige Zeit, bis sie die Suche nach uns aufgegeben haben«, sagte Timon. »Oder hast du eine bessere Idee?«
    Jona schüttelte den Kopf.
    »Also dann, auf ins Wadi Quelt!«, forderte Timon ihn auf und versetzte ihm einen aufmunternden Schlag auf die Schulter. »Ich hoffe bloß, Gerschon hat uns den Weg genau genug beschrieben, damit wir die geheime Stelle auch wirklich finden und nicht in den zerklüfteten Schluchten in die Irre laufen!«

VIERTER TEIL
    Das Gesetz der Sica

1
    E in kurzer Moment der Unachtsamkeit, und Timon rutschte auf dem felsigen Berghang in einer kleinen, mit Geröll gefüllten Mulde aus, deren Boden mit lockerem Sand gefüllt war und der nun samt dem kleinsteinigen Schutt unter seinem Tritt nachgab. Der schwere Wasserschlauch rutschte ihm von der Schulter und tat ein Übriges, um ihn zu Fall zu bringen. Er schlitterte einige Ellen abwärts und schabte sich dabei die Knie blutig.
    Mit einer grimmigen Verwünschung rappelte er sich wieder auf, rammte seinen Hirtenstab neben sich zwischen die Felsen und tastete über seine brennenden Knie. »Das hat mir noch gefehlt, dass ich mir hier in dieser elenden Schlucht die Knochen breche!«, stieß er hervor, erblickte im selben Moment den Vogel mit den weiten Schwingen, der hoch über ihnen am Himmel enge Kreise zog, und deutete auf ihn. »Und da wartet offenbar auch schon ein Milan darauf, dass ich mir den Hals breche und er mir genüsslich das Fleisch aus den Rippen hacken kann!«
    Jona konnte sich ein belustigtes Lachen nicht verkneifen. Der Berghang war zwar mühsam zu ersteigen, aber längst nicht so beschaffen, dass man sich bei einem Sturz schwerwiegende Verletzungen zuzog. »Na, so wie du fluchst und redest, scheinst du ja nicht allzu viel abbekommen zu haben.«
    Timon verzog das Gesicht und winkte ab. »Nur ein paar blutige Kratzer«, räumte er ein. »Aber allmählich reicht mir diese Kletterei!… Sag mal, bist du dir auch wirklich sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind? Ich muss nämlich zugeben, dass ich nicht so genau zugehört habe, als Gerschon uns vorgestern den Weg beschrieben hat.«
    »Ich kann mich zum Glück noch gut an seine Beschreibung erinnern!«, erwiderte Jona und nutzte die kurze Pause, um einen Schluck Wasser aus seinem Schlauch zu nehmen.
    Timon tat es ihm gleich und warf ihm dann einen skeptischen Blick zu. »Und ich könnte wetten, dass wir im Wadi Quelt schon in das erste Seitental hätten abbiegen müssen.«
    Jona schüttelte den Kopf. »Wir sind hier schon richtig, Timon! Und jetzt lass uns weitergehen. In spätestens anderthalb Stunden wird es dunkel, und dann haben wir eine lange Nacht im Freien vor uns, wenn wir die Höhle bis dahin nicht gefunden haben.«
    Timon brummte etwas Unverständliches, hängte sich seinen Wasserschlauch wieder über die Schulter und stieg zu Jona auf.
    Zehn Minuten später hatten sie den Berghang erklommen, und als Jona den Kopf erwartungsvoll nach links wandte, fiel sein Blick wie erhofft in ein schmales, zerklüftetes Bergtal, das keine zweihundert Schritte in der Breite maß und nach einer halben Meile als Sackgasse vor einer halbrunden, fast senkrecht aufragenden Felswand endete.
    »Habe ich dir nicht gesagt, dass wir richtig sind?«, rief Jona mit ebenso viel Stolz wie Erleichterung in der Stimme. »Das ist das Sacktal, von dem Gerschon gesprochen hat! Und da drüben auf halber Höhe der linken Bergwand sind auch die beiden unverwechselbaren Felsspitzen, die wie Zwillingsnadeln nebeneinander aufragen! Dahinter muss die Höhle liegen, wo wir auf Gerschon und seine Leute warten sollen!«
    »In der Tat! Da soll einer noch mal sagen, es geschehen keine Zeichen und Wunder mehr!« Timon grinste, schlug ihm auf die Schulter und sagte mit freundschaftlichem Spott, der zu einem gut Teil auch Selbstironie war: »Aber ich habe ja immer gewusst, dass auf dich Verlass ist, Kleiner!«
    »Wie beruhigend für uns beide«, flachste Jona zurück.
    Die Kletterpartie hinauf zu den beiden spitzen Felsen erwies sich zu ihrer Überraschung als erheblich leichter, als es vom Bergkamm aus den Anschein gehabt hatte. Zwar stieg kein wirklich sichtbarer Pfad zu den markanten Formationen empor, aber erstaunlicherweise boten sich ihnen

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