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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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verstecken sollst, für dich bereitlegen.«
    »Ich werde schnell sein!«, versicherte Jona und erwiderte Timons festen Händedruck.
    Timon nickte ihm noch einmal mit grimmig entschlossener Miene zu, hängte sich auch noch Jonas Wasserschlauch um die Schulter, ergriff beide Hirtenstäbe und schlich sich in geduckter Haltung davon. Das breite Dickicht bot ihm ausreichend Schutz, um außerhalb des Blickfeldes ihrer Verfolger den Eingang zum schmalen Uferweg zu erreichen und dort ungesehen unterzutauchen.
    Jona wartete mit klopfendem Herzen hinter dem Gesträuch, ohne Michaja und Henoch aus den Augen zu lassen. Stumm zählte er die Sekunden. Berechjas Unteraufseher schienen sich mit ihren Fragen gerade an Baruch gewandt zu haben, als er den Zeitpunkt schließlich für gekommen hielt, sich ihnen zu zeigen.
    Mit einem flauen Gefühl im Magen trat er mit seinem Proviantsack unter dem Arm hinter den Sträuchern hervor, den Blick bewusst nach links auf den Fluss gerichtet, wo der asketische Prediger gerade wieder einen Bußfertigen im Jordan untertauchte. Noch bevor er zehn Schritte gegangen war und den Kopf gewandt hatte, hörte er Henoch schon mit wütender Genugtuung rufen: »Das ist er!«
    Jona brauchte den schreckhaft Überraschten nicht zu spielen. Ihm fuhr tatsächlich der Schreck in die Glieder, obwohl er doch darauf hätte vorbereitet sein müssen. Abrupt blieb er stehen und blickte, scheinbar wie gelähmt vor Entsetzen, in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war.
    »Da ist dieser Dreckskerl!«, brüllte Henoch erneut und wies mit der ausgestreckten Hand auf ihn.
    Jona wirbelte wie in Panik herum und rannte los.
    Augenblicklich nahmen Michaja und Henoch die Verfolgung auf. Sie waren kräftige Burschen und schnell auf den Beinen. Als Jona in den Schatten des engen Uferweges eintauchte und im Laufen einen Blick zurück über die Schulter riskierte, sah er, dass er sich noch mehr anstrengen musste, wenn er den Vorsprung halten und gleich Zeit genug haben wollte, um sich an der vereinbarten Stelle unbemerkt in die Büsche schlagen zu können.
    »Lauf nur! Es wird dir nichts nützen!… Wir kriegen dich!… Und den andern… schnappen wir uns auch noch!«, schrie Michaja ihm abgehackt hinterher. »Diesmal entkommt ihr uns nicht!«
    »Und dann werdet ihr die Peitsche zu schmecken bekommen!«, brüllte Henoch.
    Bei einer der ersten Windungen ließ Jona seinen Proviantbeutel fallen, weil er ihn zu sehr im Lauf behinderte. Er ignorierte die Stiche in seiner Lunge und rannte, so schnell er konnte. Zweige peitschten gegen Arm und Schulter. Augenblicke später kam der scharfe Knick in Sicht. Als er um die Biegung lief, sah er etwa zehn Schritte vor sich seinen Hirtenstab am linken Buschrand liegen. Er stürzte fast, als er aus dem vollen Lauf abbremste und sich nach seinem Hirtenstab bückte. Aus den Augenwinkeln nahm er schräg gegenüber eine Bewegung wahr, mit der sich Timon kurz zu erkennen gab. Dann stolperte er zwischen die Büsche, deren dichtes Laubwerk einen perfekten Sichtschutz vor den Blicken Vorbeihastender bot - vor allem wenn man so schnell um die Biegung gerannt kam wie seine beiden Verfolger. In halb niedergekauerter Stellung und den Hirtenstab mit beiden Händen wie ein Schwert umklammernd, wartete er auf den Moment der Entscheidung.
    Und da erschienen sie auch schon!
    Michaja und Henoch hatten ebenfalls Mühe, bei ihrem Tempo nicht aus der scharfen Kurve getragen zu werden. Und da wohl jeder der Erste sein wollte, der ihn zu fassen kriegte, und sie deshalb nebeneinander rannten, rempelten sie sich gegenseitig an. Sie kamen aus dem Tritt, zumal sich dabei der Beutel löste, den Michaja auf den Rücken geschnallt mit sich trug.
    Ein, zwei Sekunden später befanden sie sich auf ihrer Höhe. Timon brach zuerst aus dem Gebüsch. Er schwang den Hirtenstab mit aller Kraft und zielte auf die Beine von Michaja, der auf seiner Seite lief und ebenso wenig wie sein Kumpan bemerkt hatte, dass vor ihnen niemand mehr auf dem Pfad zu sehen war. Ihnen blieb auch keine Zeit für solch eine Feststellung.
    Timons Schlag traf Michaja kurz unterhalb der Knie. Nur den Bruchteil einer Sekunde später stürzte auch Jona aus seinem Versteck und schlug Henoch seinen massiven Knüppel mit einem kraftvollen Hieb von hinten in die Beine.
    Mit schrillen Schreien stürzten die Unteraufseher des Gutsbesitzers in den Staub des Weges. Augenblicklich standen Jona und Timon über den beiden und versetzten ihnen, ohne dass es einer weiteren

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