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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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nun eine Hand voll von dem feuchten Gras und bedeckte damit einen Großteil des Feuers. Augenblicklich quoll grauer Qualm rund um das nasse Gras empor, während die Flammen gegen die feuchte Masse ankämpften, die sie zu ersticken drohte. Eine lange Rauchfahne stieg zur Öffnung in der Höhlendecke auf und folgte dem Schacht, der als natürlicher Rauchabzug wirkte und den Qualm ins Freie trug.
    Nach wenigen kritischen Sekunden setzte sich das Feuer gegen die Gefahr der Erstickung durch. Die Flammen brachen nun überall durch das feuchte Gras, sorgten dabei für noch mehr aufsteigenden Rauch und ließen das Gras schon im nächsten Moment in ihrer zerstörerischen Hitze zu Asche verglühen.
    Jona legte nun erst mal wieder Reisig nach, bevor Timon zur nächsten Hand voll feuchtem Gras griff. Noch weitere zwei Mal wiederholten sie diese Prozedur, dann war ihr mitgebrachter Vorrat an Reisig und Gras im Feuer verbrannt. Und sofort fielen die Flammen in sich zusammen.
    »Jetzt heißt es warten und hoffen, dass sie den Rauch auch gesehen haben und jemanden zu uns schicken, damit er uns zu ihrem Versteck bringt«, sagte Timon.
    Sie setzten sich rechts und links vom Eingang hin, um zumindest einen Teil der Schlucht im Blick zu haben, holten ihr Essen hervor und warteten darauf, dass sich ihnen jemand zeigte. Sie redeten über die zwiespältigen Eindrücke, die das Erlebnis mit dem asketischen Bußprediger aus der Wüste in ihnen zurückgelassen hatte, und über den ihnen noch immer unfasslichen Zufall, ausgerechnet dort am Ostufer des Jordan Michaja und Henoch über den Weg gelaufen zu sein.
    Zu ihrem Gespräch gehörten zwischendurch jedoch auch viele lange Pausen, in denen sie ihren Gedanken nachhingen, auf einer Dattel kauten und einfach nur hinaus in die Schlucht blickten, in der die Schatten immer länger wurden.
    Plötzlich sagte Jona nach mehreren Minuten einträchtigen Schweigens: »Sag mal, hast du den Eindruck gehabt, dass Gerschon der Anführer einer Zelotengruppe sein könnte?«
    »Nein, den Eindruck hat er nicht auf mich gemacht«, antwortete Timon, ohne dass er auch nur einen Moment überlegen musste. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das Zeug dazu hat, eine Gruppe von Aufständischen anzuführen und zusammenzuhalten. Und hat er nicht von einem Botendienst gesprochen? Außerdem hätte sich ein Anführer wohl kaum allein dort in der Schlucht herumgetrieben.«
    »Ich glaube es auch nicht«, stimmte Jona ihm zu. »Und deshalb frage ich mich, ob wir auch seinem Anführer und den anderen Männern willkommen sein werden. Denn wenn sich herausstellt, dass Gerschon den Mund zu voll genommen hat, kann es uns das Leben kosten!«
    Dass Timon dieser Gedanke bislang noch nicht gekommen war und ihn deshalb jetzt umso mehr erschreckte, stand ihm im Gesicht geschrieben. »Heiliger Horeb 31 !«, stieß er betroffen hervor. »Da sollten wir uns aber ganz schnell überlegen, was wir...«
    Weiter kam er nicht. Denn in diesem Moment drang ein Geräusch aus dem Inneren der Höhle.

2
    Das Geräusch ließ sie erschrocken zusammenfahren. Augenblicklich standen sie auf den Beinen und starrten angestrengt in die Höhle, in der es mit rasch sinkender Sonne mittlerweile um einiges dunkler geworden war.
    »Hast du das gehört?«, flüsterte Timon mit angespannter Stimme und zog sein Messer. »Da hat sich was bewegt!«
    »Da kann sich nichts bewegt haben, Timon! Es gibt bis auf den Schacht nur diesen Zugang hier. Das muss irgendein kleines Tier gewesen sein, das durch den Spalt in die Höhle gekommen ist. Vielleicht ein Nachtvogel...«, raunte Jona zurück, doch auch ihm war die Anspannung anzuhören.
    »Von wegen!… Für einen Vogel war das Geräusch doch viel zu laut!… Es klang, als hätte jemand mit seinem Schuh Steine angestoßen!... Da!... Da ist es wieder!«
    Vorsichtig wagten sie sich nun zurück in die Höhle. Und als sie sich der Stelle näherten, wo in der Felsdecke die Schachtöffnung klaffte, sahen sie im blassen einfallenden Licht, dass Sand und kleine Steine aus der Öffnung herabrieselten.
    »Gerschon, bist du das?«, rief Timon nach oben, hob die Hand zum Schutz über die Augen und versuchte, den Schacht hochzublicken, ohne von Sand und Steinen getroffen zu werden. »Gerschon?… Ist da oben jemand?«
    Im selben Augenblick registrierte Jona alarmiert, dass sich der Eingang hinter ihnen mit einem Schlag verdunkelte. Und wie ein Blitz traf ihn die Ahnung, dass man sie mit dem herabrieselnden Sand und den durch den

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