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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Schacht polternden kleinen Steinen abgelenkt und zurück in die Höhle gelockt hatte. Aber noch bevor er Zeit für einen weiteren Gedanken, geschweige denn für eine Warnung an Timon hatte, sagte hinter ihnen auch schon eine dunkle, spöttische Stimme: »Ja, da oben ist jemand! Aber zuerst mal habt ihr es mit uns zu tun!«
    Wie von einem unsichtbaren Schlag getroffen, zuckten Jona und Timon zusammen und fuhren zum Höhleneingang herum.
    »Keiner rührt sich von der Stelle! Und Hände weg von euren Messern, wenn ihr nicht unser Eisen zu spüren bekommen wollt!«, befahl eine zweite Stimme, die im Gegensatz zur ersten schroff und kalt klang.
    In der Öffnung standen wie aus dem Nichts gezaubert zwei Männer, deren Gesichtszüge sie nicht erkennen konnten, da sie mit dem Rücken zum Licht standen. Sie vermochten nur die dunklen Umrisse von zwei breitschultrigen Gestalten auszumachen. Die Männer hielten kurze Lanzen stoßbereit in ihren Händen. Zudem trug jeder noch ein Schwert und einen Dolch bei sich. Doch im Gegensatz zum Dolch trugen sie das Schwert nicht am Gürtel, sondern auf den Rücken geschnallt. Deutlich ragte bei beiden der Griff der Waffe ein Stück über ihre linke Schulter hinaus.
    Jona schoss der Gedanke durch den Kopf, dass die Männer die Schwerter wohl deshalb auf dem Rücken trugen, weil die schwere Waffe sie auf diese Weise weniger beim Klettern behinderte. Und dass sie von oben gekommen sein mussten. Denn hätten sie sich der Höhle von jeder anderen Richtung genähert, dann hätten sie sie bemerkt.
    »Gehört ihr zu Gerschons Freunden?«, fragte Timon, ebenso wie Jona zur Salzsäule erstarrt, aber doch mit fester, scheinbar unerschrockener Stimme.
    »Wenn hier einer Fragen stellt, dann sind wir es!«, erwiderte der Mann mit der schroffen Stimme. »Und hoffentlich habt ihr auch die richtigen Antworten! Andernfalls werden Schakale und Milane es euch danken, dass ihr euch in diese Gegend verirrt habt!«
    Timon zeigte sich unbeeindruckt von dem drohenden Tonfall des Fremden. »Wir haben uns nicht verirrt! Gerschon hat uns den Weg zu dieser Höhle beschrieben und gesagt, dass wir durch ein rauchendes Feuer direkt unter dem Felsschacht auf uns aufmerksam machen sollen.«
    »So, hat er das?«
    »Ja, er hat uns aufgefordert zu kommen, wenn wir in Not sind, weil auch wir ihm geholfen haben, als er den sicheren Tod vor Augen hatte«, meldete sich nun Jona zu Wort. »Er scheint aber vergessen zu haben, uns mitzuteilen, dass wir seinen Kameraden keineswegs willkommen sind!«
    Hinter den beiden Männern tauchte im selben Augenblick eine dritte Gestalt auf. Und die vertraute Stimme des einstigen Töpfers Gerschon aus Gibeon rief ihnen vergnügt zu: »Keine Sorge, ihr seid uns schon willkommen! Bileam spielt nur gern den wilden Mann. Und er ist so misstrauisch, dass seine rechte Hand der linken nicht traut!« Und an seine beiden Komplizen gewandt, fügte er hinzu: »Ihr habt euren Spaß gehabt. Also hört jetzt auf, so zu tun, als wolltet ihr meinen Freunden jeden Moment eure Lanzen zwischen die Rippen stoßen. Sie haben mir das Leben gerettet!«
    Die Lanzenspitzen zielten nun nicht länger auf ihre Brust, sondern schwenkten zur Höhlendecke hoch. »Ich habe was gegen Fremde, und wenn sie dir zehnmal das Leben gerettet haben«, brummte der Mann, der auf den Namen Bileam hörte. »Die Welt wimmelt doch nur so von Verrätern!«
    »Nun übertreib mal nicht, Bileam«, sagte der Mann an seiner Seite und lehnte seine Lanze gegen die Felswand. »Nicht jeder ist gleich ein Verräter und römischer Spitzel, nur weil er ein Fremder ist.«
    »Deine einfältige Gutgläubigkeit wird dir eines Tages noch mal das Leben kosten, Gareb!«, blaffte Bileam ihn an.
    »Wir haben deinen Kommentar zur Kenntnis gekommen und jetzt gib endlich Ruhe!«, mischte sich Gerschon wieder ein und zwängte sich an seinen beiden Gefährten vorbei, um zu Jona und Timon zu kommen. »Du hast doch gehört, was unser Anführer gesagt hat, nämlich dass wir sie zu ihm bringen sollen, wenn es wirklich die beiden jungen Burschen sind, denen ich mein Leben verdanke. Und wenn dir das nicht passt, kannst du dich ja mit ihm anlegen!«
    »Ja, mir passt einiges nicht«, erwiderte Bileam mürrisch.
    Gerschon beachtete ihn nicht länger, sondern versicherte Jona und Timon, dass sie sich Bileams Grobheit nicht zu Herzen nehmen sollten. Auch der Mann namens Gareb fand einige freundliche Worte, als er zu ihnen trat.
    »Ihr seid von oben gekommen?«, fragte Timon

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