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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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legt uns beide Hände von hinten auf die Schulter und folgt uns. Wenn wir die Richtung ändern, einen schmalen Felsgrat vor uns haben oder eine Leiter hochklettern müssen, werden wir es euch früh genug sagen.«
    Jona und Timon stellten sich hinter ihren Führern auf und legten ihnen wie aufgefordert die Hände auf die Schultern.
    »Gut! Also dann... Abmarsch!«, rief Gerschon und gab damit das Zeichen zum Aufbruch.
    Es kostete Jona und Timon allergrößte Willenskraft, Herr ihrer Ängste zu werden und ihr Leben Gerschon und Gareb anzuvertrauen, die sie nun wie Blinde durch das felsige Gelände führten.
    Anfangs versuchte Jona noch, seine Schritte zu zählen und sich einzuprägen, welche Richtung Gerschon einschlug und ob sie sich auf ebener Strecke, abwärts oder aufwärts bewegten. Doch das hielt er nicht lange durch. Die nervöse Anspannung war einfach zu groß, um in dieser Situation einen kühlen Verstand zu bewahren. Und schließlich gab er es auf, sich Schrittzahl und Richtungsänderungen genau merken zu wollen.
    »Aufgepasst, wir kommen jetzt zu einem schmalen Felssteig«, warnte Gerschon sie auf einmal und gab das Kommando, kurz stehen zu bleiben.
    »Wo man die Füße schön eng zusammenbehalten sollte, weil der Steig nämlich schmaler als euer Arsch ist!«, kam es von vorn aus Bileams Mund. »Aber wer schwache Nerven hat und sich so dumm anstellt, dass er abstürzt, hat bei uns auch nichts zu suchen. Mal sehen, aus welchem Holz ihr geschnitzt seid!«
    »Hört nicht auf ihn! Bileam will euch bloß Angst einjagen. Aber ihr habt nichts zu befürchten!«, versicherte Gerschon schnell. »Der Pfad steigt an und die Wand ist zu eurer Linken. Am besten lehnt ihr euch leicht nach links und tastet mit der linken Hand an der Wand entlang, das gibt euch ein besseres Gefühl. Die rechte Hand lasst ihr auf unserer Schulter. Alles klar?«
    Jona schluckte, sah er vor seinem geistigen Auge zu seiner Rechten doch einen gähnenden Abgrund. Und Erinnerungen an den gefahrvollen Abstieg zur Oase En-Gedi stiegen in ihm auf. »Ja«, sagte er mit einem Würgen in der Kehle.
    »Dann lasst uns gehen!«
    Der Schweiß brach Jona aus allen Poren, während er Gerschons langsamen Schritt aufnahm, sich mit der rechten Hand an dessen Schulter festhielt und mit der linken den Kontakt zur Felswand hielt. Diesmal zählte er im Geiste wieder ihre Schritte mit, um seine Gedanken von der Gefahr abzulenken, die rechts in der Dunkelheit lauerte. Er zählte bis dreiundachtzig und die Zeit erschien ihm wie eine Ewigkeit.
    Endlich kam das erlösende Wort, dass sie den schmalen Felssteig hinter sich gebracht hatten. Jona zitterten ein wenig die Knie, und es tat gut, über ebenes Gelände zu gehen. Doch schon kurz darauf wartete die nächste Nervenprüfung auf sie.
    »Jetzt geht es eine Strickleiter hoch!«, teilte Gerschon ihnen mit. »Es sind genau vierundvierzig Sprossen.«
    »Mehr nicht?«, kam es sarkastisch von Timon. »Das machen wir doch mit einer Hand!«
    »Heb dir deine Kunststücke für später auf!«, rief Bileam ihm bissig zu. »Die beiden wackeligen Holzleitern kommen erst noch!«
    Jona verfluchte ihn im Stillen. Augenblicke später hatte Gerschon ihm das Ende der Strickleiter in die Hände gedrückt und mit wild schlagendem Herzen kletterte er die vierundvierzig Sprossen in die Höhe. Die Strickleiter musste zu einem weit überhängenden Felsen hochführen, denn sie schwang hin und her, ohne dabei jedoch eine nahe Felswand zu berühren.
    Der vierte Zelot, der auf den Namen Jaftah hörte, nahm ihn oben in Empfang und riet ihm, sich so lange auf den Boden zu setzen, bis auch Timon, Gerschon und Gareb bei ihnen waren. Ein Rat, dem Jona nur zu dankbar folgte.
    Nachdem auch die anderen bei ihnen eingetroffen waren und sie die Strickleiter hochgezogen hatten, ging es weiter. Es folgte noch ein weiterer steiler, jedoch zum Glück nur kurzer Felssteig. Dann erreichten sie die Stelle, wo zwei Holzleitern kurz hintereinander auf sie warteten.
    Jona verstand nun, warum es römischen Suchkommandos nicht gelang, die Zeloten in den Bergen aufzustöbern. Nur ein Verräter konnte sie an einen derart gut versteckten und schwer zugänglichen Ort führen!
    »Jetzt haben wir es gleich geschafft!«, machte ihnen Gerschon Mut. »Wenn wir die Leitern hinter uns haben, liegen unsere Höhlen nur noch einen Steinwurf entfernt.«
    Die Leitern führten beängstigend senkrecht nach oben. Die erste hatte zwei Dutzend Sprossen, die zweite über dreißig. Und die

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