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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Mannschaft den Riemen durch das Wasser und dachte dabei an Timon, der irgendwo mit dem Nazoräer und seiner wachsenden Gefolgschaft unterwegs war. Er fehlte ihm mehr, als er gedacht hatte. Sein Freund hatte schon vor Wochen seinen Platz in der Mannschaft aufgegeben und sich den Anhängern des Rabbi angeschlossen, der nie lange an einem Ort verweilte.
    David, der stämmige Bootsführer, stand an der Ruderpinne. Er behielt den Mann im Auge, der am Ufer mit dem einen Seilende des Schleppnetzes zurückgeblieben war, und achtete darauf, dass das Netz sich richtig entfaltete und nirgendwo hängen blieb, während es über den Bootsrand glitt.
    Sie vollführten mit dem Fischerboot, das sechzehn Ellen in der Länge und vier Ellen in der Breite maß, einen weiten Bogen und nahmen dann wieder Kurs auf das Ufer, sodass sich das Netz zu einem Halbkreis spannte.
    Der Bootsrumpf knirschte über Ufersand, und mit Blick auf ihre noch fast leeren Fischkörbe rief David grimmig: »Also dann, an die Arbeit, Männer! Lasst uns sehen, ob diesmal endlich genug Fische im Netz zappeln, um wenigstens das nötige Geld für Flickzeug und noch etwas für die Küche unserer Frauen zusammenzubekommen!«
    Die Männer sprangen aus dem Boot ins seichte Wasser. Drei von ihnen liefen zu ihrem Kameraden hinüber, der noch immer das andere Ende des Schleppnetzes hielt. Jona blieb bei Jakob, David und dem wortkargen Joel.
    Auf Davids Zeichen hin begannen sich nun beide Gruppen gleichzeitig in die Seile zu hängen. Sie zogen das Netz mit routinierter Gleichmäßigkeit immer näher ans Ufer heran. Allmählich verkleinerten sie den Halbkreis, sodass ihnen kein Fisch entkommen konnte, der sich in diesem Wasserbogen befand.
    Aber noch bevor sie das Netz an Land gezogen hatten, verriet ihnen schon das Gewicht, dass sie auch diesmal keinen bedeutenden Fang zu erwarten hatten. Der Widerstand war einfach zu gering. Enttäuschung zeigte sich auf den Gesichtern der Fischer, die schon in der Nacht auf den See hinausgefahren waren. Weniger als anderthalb dutzend verwertbare Fische hatten sich verfangen. Zwar waren ihnen von den gut zwei dutzend Fischarten, die es im See gab, auch einige Welse, Aale und Neunaugen ins Netz gegangen. Aber diese Sorten galten als unrein, da ihnen Schuppen und Flossen fehlten. Zwar gab es so manchen jüdischen Fischer, der auch solche Fische mit zurückbrachte und heimlich an Heiden verkaufte. Aber David und seine Männer hielten sich an die Gesetze, die ihnen diese Praktiken verboten. Sie lasen nur die guten Fische auf, legten sie zu den anderen in die Körbe, bedeckten sie mit triefnassem Schilf und warfen die anderen wieder zurück in den See.
    Dann legten sie das schwere Netz zusammen, wuchteten es auf seinen Platz am Heck und stiegen alle wieder ins Boot, um ihr Glück weiter südlich zu versuchen.
    Doch schon nach einer Stunde, in der sich das Glück immer noch nicht zu ihren Gunsten gewendet hatte, warf David unablässig besorgte Blicke nach Osten. Und er war nicht der Einzige, der ein sorgenvolles Gesicht machte. Die Männer kannten die Launen der Natur und wussten nur zu gut, wie schnell sich das Wetter ändern konnte. Und da sich die Berge im Osten wie im Westen bis ganz an die Ufer erstreckten und steil zum See hin abfielen, konnten plötzlich auftretende Fallwinde den gerade noch trügerisch glatten See im Nu in ein stürmisches Wogen gefährlich hoher Wellen verwandeln. Denn es gab nirgends breite Strände, an denen die aufgepeitschten Wellen ausrollen konnten.
    »Das Wetter springt um!«, verkündete David, und die anderen Fischer nickten wissend. »Es wird gefährlicher Wind aufkommen. Und wir haben heute wahrlich keinen Grund, etwas zu riskieren. Also, kehren wir um!«
    Sie erreichten den Fischerhafen von Kapernaum gerade noch rechtzeitig, bevor die ersten Fallwinde von den Berghöhen herabjagten und den See aufwühlten. Sie teilten den mageren Fang auf, reinigten das Boot, das sie auf sicheren Grund gezogen hatten, und erledigten noch kleinere Flickarbeiten, bevor jeder seiner Wege ging.
    »Nun ja, es kann nicht jeder Tag einen so reichen Fang bringen, wie wir ihn vor drei Tagen hatten«, tröstete Jakob sich selbst und Jona. »Seien wir froh, dass wir trotz allem immer noch unser Auskommen haben und nicht über Hunger klagen müssen. Mit Fischfang sind nun mal keine Reichtümer zu verdienen, jedenfalls nicht für unsereins.«
    Jona wusste, wovon Jakob sprach. Der römische Kaiser und seine lokalen Herrscher und

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