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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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gedrungen. Denn zu diesem Schritt fühlte er sich nicht berufen.
    Timon unternahm auch keinen Versuch, deutlicher zu werden. So wie Jona seine Entscheidung respektierte, so respektierte auch er die seines Freundes. »Da ist aber noch etwas, was ich dir sagen muss.«
    Jona hob fragend die Augenbrauen und war gespannt, was nun kommen würde.
    »Ich habe mich entschlossen, wieder zu meinem alten Namen Thaddäus zurückzukehren«, teilte er Jona mit. »Es soll kein Falsch mehr in meinem Leben sein. Und Thaddäus ist nun mal der Name, den mir meine Eltern mit ins Leben gegeben haben.«
    »Ich verstehe, und es ist auch dein gutes Recht«, sagte Jona. »Aber du darfst es mir nicht krumm nehmen, dass du für mich immer Timon bleiben wirst.«
    Timon lachte. »Das ist auch in Ordnung so, gehören doch beide Namen zu mir, jeder auf seine eigene Art!«, versicherte er und legte ihm in einer Geste freundschaftlicher Verbundenheit den Arm um die Schulter. »Und jetzt freue ich mich auf Mirjams gute Küche!«

6
    Der Monat Sebat 44 war angebrochen. Die Pfirsich- und Mandelbäume hatten sich mit voller Blüte bekleidet und nach dem Frühjahrsregen stand die Gerste auf den Felder schon hoch im Halm. Weder Hagelschlag noch Ungeziefer hatten ihnen zugesetzt. Und so versprach die Ernte, die in einigen Wochen beginnen würde, den Bauern die Scheunen und Vorratskammern endlich wieder einmal reich zu füllen. Es war die Zeit, in der auch die kargen Landstriche für wenige Wochen die braune Trostlosigkeit von Wüsteneien verloren und sich mit frischem Grün und blühenden Sträuchern schmückten.
    »Ich freue mich, dass ich dich überreden konnte, doch einmal mit uns zu kommen«, sagte Timon, als sie im Morgengrauen aufbrachen und durch die Gassen von Kapernaum in Richtung der Grenzstation gingen. Und obwohl die Sonne sich noch hinter den Bergzügen der Golanhöhen verbarg, waren sie bei weitem nicht die Einzigen, die schon zu so früher Morgenstunde unterwegs waren. »Wenn auch nur für ein paar Tage. Aber solange Davids Boot nicht repariert ist, wird es dir ja auch keiner zum Vorwurf machen, dass du ein paar Tage weg bist.«
    »Du hast eben eine Menge von deinem Rabbi gelernt und kannst so gut argumentieren, dass man einfach nicht dagegen ankann«, erwiderte Jona und wunderte sich selbst am meisten, dass er mit seinem Freund auf dem Weg zu einem Ort östlich der Landesgrenze war, wo Jesus mit seinen Anhängern lagerte, um sich dort dessen Predigten anzuhören.
    Aber Timon hatte mit seinem unerwarteten Auftauchen im Ort einen überaus günstigen Zeitpunkt erwischt, um ihn zu diesem Ausflug zu überreden. Davids Boot war gestern bei einem Fischzug auf einen scharfen Felsen aufgelaufen, und dabei waren mehrere schon etwas morsche Planken im Unterwasserrumpf eingedrückt worden. Diesen beachtlichen Schaden zu beheben und die neuen Planken fachmännisch abzudichten, würde einige Tage dauern. Zumal David beschlossen hatte, im Zuge dieser Reparatur auch noch einige andere, kleinere Ausbesserungen vorzunehmen. Er hatte daher auch keine Einwände gehabt, als Jona ihn gefragt hatte, ob er für einige Tage mit Timon gehen könne.
    Hinzu kam, dass Timon sich monatelang nicht bei ihnen in Kapernaum hatte sehen lassen. Und vor die Wahl gestellt, ihn sogleich schon wieder ziehen zu lassen oder ihn zu begleiten, hatte Jona sich sofort für Letzteres entschieden. Natürlich spielte auch eine gute Portion Neugierde mit. Denn langweilig würde es sicherlich nicht werden, und es gefiel ihm, wieder einmal draußen auf dem Land zu sein und eine längere Wanderung mit seinem Freund zu unternehmen.
    Als sie die Zollstation erreichten, lamentierte schon ein Händler von jenseits der Grenze bei den Steuereintreibern über die Höhe der verlangten Gebühren, die sie ihm für seine Waren auf zwei Packeseln abnehmen wollten. Der Zöllner winkte sie nach einem flüchtig abschätzenden Blick wortlos durch. Denn dass bei ihnen nichts zu holen war, sah er sofort.
    Sie befanden sich nun im Herrschaftsgebiet des Landesfürsten Herodes Philippus, der über die Gebiete Gaulanitis, Batanäa, Trachonitis, Auranitis und Ituräa nordöstlich vom See Genezareth und südlich von Damaskus regierte. Er galt bei seinem Volk als ein milder und gerechter Herrscher, der seinen Untertanen keine unerträglichen Lasten auferlegte, keine Grausamkeiten verübte, keine Kriege anzettelte und auch in religiösen Belangen eine große Freizügigkeit an den Tag legte.
    Jona hatte von Timon

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