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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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vertrieben hatte.
    Der Fischhändler hielt aber auch seinen Teil der Abmachung. Er sorgte in der Tat dafür, dass Jona in der großen Töpferei von Hesed ben Elad eine Anstellung als Gehilfe erhielt.
    Jona wunderte sich in seiner ersten Nacht in Jerusalem einmal mehr über die seltsamen Wendungen seines Lebens. Erst armer Bauernjunge, dann Tagelöhner und Schuldsklave auf einem Gutshof, danach Mitglied einer Bande von Zeloten, anschließend Fischer am See Genezareth und nun Töpfergehilfe in Jerusalem. Und all das in noch nicht einmal einem Jahr!
    Würde nun endlich Ruhe in sein Leben einkehren? Oder sollte er besser damit rechnen, dass das Leben mit ihm noch andere wilde Haken schlug?

2
    Der Morgen war frisch, als Jona aus der Herberge und Taverne Zum goldenen Krug an der Ecke des Töpferviertels trat. Es roch nach gebackenem Brot und den Kochfeuern, deren Rauchfahnen überall aus den Häusern und in den Gassen in den klaren Frühjahrsmorgen stiegen.
    Die Taverne, in der Hesed ben Elad ihn bei ihrer Ankunft vor zwei Tagen untergebracht hatte, obgleich sich in seinem geräumigen Haus sicherlich noch eine Schlafstelle für ihn hätte finden lassen, genügte seinen bescheidenen Ansprüchen, was ein Dach über dem Kopf betraf. Aber das Essen, das der Wirt seinen Gästen vorsetzte, sagte ihm weniger zu. Er hatte sich daher mit Hesed, der alles in allem ein recht umgänglicher Mann war, darauf geeinigt, dass er ihm das Essensgeld auszahlte, das ihm der Wirt sonst in Rechnung gestellt hätte, und er sich an den vielen Garküchen in der Stadt selbst seine Mahlzeiten kaufte. Das hatte für ihn, Jona, zudem noch den Vorteil, dass ihm einiges von dem Tagesgeld blieb, da er inzwischen wusste, wo er gut und zugleich preiswert seinen Hunger stillen konnte.
    Zielstrebig hielt er auf einen Verkaufsstand zu, der sich nur zwei Gassen weiter oberhalb des Töpferviertels an einer der belebten Hauptstraßen befand. Er kaufte dem Händler, der ihn schon mit einem wissenden Lächeln begrüßte, eines seiner köstlichen, süßlich gewürzten Brote ab und ließ sich einen Becher mit kaltem Tamarindensaft füllen.
    Er setzte sich in die Nähe auf den Steinsockel eines Hausportals, verzehrte mit genüsslicher Ruhe das noch warme Brot und nahm gelegentlich einen Schluck aus dem Steingutbecher, den er dem Verkäufer gleich wieder zurückgeben musste. Er lächelte unwillkürlich, als er den schweren Steinbecher in seiner Hand betrachtete und dabei daran dachte, was der Fischhändler ihm vor zwei Tagen über den krisensicheren Beruf des Töpferhandwerks gesagt hatte. Einen solchen Becher aus Kalkstein, wie ihn der Straßenhändler seinen Kunden wohlweislich reichte, brauchte man nicht zu Scherben zu zerschlagen, sollte er einmal verunreinigt werden. Den konnte man leicht rituell reinigen, da die harte, glatte Oberfläche im Gegensatz zur Tonware keine feinen Poren aufwies, durch die verunreinigende Substanzen eindringen und sich im Innern festsetzen konnten.
    Er fragte sich, wie er sich als Töpfergehilfe wohl machen und ob er daran Gefallen finden würde. Nun, in wenigen Tagen würde er seine ersten Erfahrungen damit machen. Hesed ben Elad war so großzügig gewesen, seinen Arbeitsbeginn in der Töpferei erst für den Tag nach dem Passah-Fest festzulegen und ihm die Zeit bis dahin freizugeben - als Dank für die Begleitung und den Schutz seiner Schwiegereltern. Vermutlich hatte der Fischhändler dabei seine Finger im Spiel gehabt. Es geschah nicht alle Tage, dass ein Herr seinen Arbeitern so viel freie Zeit einräumte, ohne dabei den Lohn, beziehungsweise in seinem Fall auch noch den Aufwand für Kost und Logis zu streichen.
    Esra hatte ihm ans Herz gelegt, er solle sich in diesen Tagen die Stadt erlaufen und sich die vielen Sehenswürdigkeiten anschauen, die Jerusalem zu bieten hatte. Und das hatte er auch getan. Überall gab es etwas zu bestaunen. Herodes der Große hatte nämlich nicht nur die neue majestätische Tempelanlage bauen lassen, sondern Jerusalem auch mit vielen Palästen, einem Amphitheater und einer Pferderennbahn bedacht. Aber am faszinierendsten von allem fand er das unglaublich farbenfrohe Leben und Treiben auf den Gassen, Straßen und Märkten, von deren Vielfalt er gar nicht genug bekommen konnte.
    Nur hoch auf den Tempelberg hatten ihn seine Füße noch nicht geführt. Vor diesem unfasslich gigantischen, hell schimmernden Prachtbau aus Kalkstein war er bislang noch zurückgeschreckt. Er hatte sich erst an den erhabenen

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