Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
Vom Netzwerk:
Freunde. Dass der Fischhändler vom Wagen gestiegen war und sich an seine Seite begeben hatte, war Jona bei allem, was an neuen Eindrücken auf ihn einstürzte, völlig entgangen.
    »Noch ein paar Straßen und wir können uns der vorzüglichen Gastfreundschaft meines Schwiegersohnes anvertrauen«, sagte er, während er mit ihm ein wenig hinter dem Fuhrwerk zurückfiel, als sollten seine Frau und sein Gehilfe nicht hören, was sie miteinander zu reden hatten. »Aber bevor wir uns den Freuden hingeben, die uns im Haus meines geschätzten Hesed ben Elad erwarten, sollten wir doch noch eine Kleinigkeit bereden.«
    »Sprichst du von den drei Schekel, die du mir versprochen hast?«, fragte Jona.
    Der Fischhändler lachte. »Immer das Geschäftliche zuerst, ja? Das gefällt mir. Aber sei unbesorgt, wenn Esra ben Haschum sein Wort gibt, ist es so gut wie Gold. Hier sind die drei Schekel!« Er drückte ihm die Münzen in die Hand und lachte über sein verblüfftes Gesicht. »Ja, wir beide denken eben, wie man denken muss, wenn man es zu etwas bringen will.«
    Jona bedankte sich und schämte sich etwas, dass er so direkt nach dem Geld gefragt hatte.
    »Du hast dir deinen Lohn redlich verdient«, sagte Esra jovial. »Ich hatte mal wieder den richtigen Riecher, als ich beschloss, dich als Begleiter mitzunehmen. Aber lassen wir das. Deshalb wollte ich nicht mit dir reden.«
    Worum es dem Fischhändler ging, war leicht zu begreifen, auch wenn Esra viele blumige Worte und Umschreibungen brauchte, um seine Eitelkeit notdürftig zu tarnen. Er wollte im Haus seines Schwiegersohns und bei der Zusammenkunft mit dessen Eltern später spannende Geschichten von ihrer Reise berichten und Eindruck schinden können. Aber da ihre Reise ja recht ereignislos verlaufen war, wollte er die einzige Begebenheit, die gefährlich hätte werden können, so darstellen, als hätten sie tatsächlich großen Mut und Geistesgegenwart beweisen müssen, um nicht ein schlimmes Ende zu finden. Er hatte sich schon diverse Ausschmückungen zurechtgelegt, die jedoch mit Übertreibung und Prahlerei nichts mehr zu tun hatten, sondern schlichtweg Lügengeschichten waren.
    »Nun ja, so hätte es möglicherweise ausgehen können«, räumte Jona diplomatisch ein. »Aber deine Frau und Edom wissen doch, dass diese Dinge so nicht passiert sind.«
    Esra machte eine wegwischende Handbewegung. »Edom ist ein Hohlkopf, der immer schön brav nickt, weil er sowieso nicht versteht, worum es geht. Er taugt zum Einsalzen von Fischen und zum Versorgen des Viehs, aber damit hat es sich auch schon. Zudem wird er natürlich nicht mit uns am Tisch sitzen. Und was meine Frau betrifft...«, er zuckte mit einem verschmitzten Lächeln die Achseln, »... so kann ich ihr schon lange nichts mehr vormachen. Und davon mal abgesehen, ist sie nun mal eine Frau und weiß nur zu gut, dass sie zu schweigen hat, wenn Männer ein Gespräch führen.«
    »Tja, wenn das so ist...«, sagte Jona zögerlich.
    »Du wirst das Reden sowieso mir überlassen«, sagte Esra. »Es reicht, wenn du gelegentlich eine kurze zustimmende Bemerkung von dir gibst. Ich stehe auch zu meinem Wort, mich für dich bei Hesed und seinem Vater einzusetzen. Ich wette, sie können einen tüchtigen, aufgeweckten jungen Mann wie dich in ihren Werkstätten gut gebrauchen. Und das Töpferhandwerk ist ein krisenfestes Geschäft, vergiss das nicht. Da muss man nicht wie ein Fischer oftmals vergeblich auf einen guten Fang hoffen, schon gar nicht in Israel. Neue Tonware wird in jedem Haushalt ständig benötigt. Da braucht eine Frau nur einmal in Gedanken Milch in ein Gefäß zu geben, das nur für Fleischliches benutzt werden darf, und schon muss sie den Topf zu Scherben zerschlagen. Oder es tropft ihr mal ein wenig Blut drauf. Hinweg ist es. Auch tausend Waschungen können den Schaden nicht wieder gutmachen, um danach wieder koscheres Essen darin zubereiten oder auftischen zu können! Oder aber eine tote Fliege fällt in solch eine Schale, dann ist sie auch nicht mehr zu gebrauchen. Einmal von den vielen Scherben abgesehen, die Ungeschick und unbedachte Kinderhände in jedem Haus verursachen. Ja, das Töpferhandwerk wird immer florieren! Lass dir das von einem Mann gesagt sein, der sich in diesen Dingen auskennt!«
    Und so ließ Jona sich denn überreden, ihm den Spaß nicht zu verderben, vor seinen Verwandten als ein beherzter und mutiger Mann dazustehen, der gleich mehrmals mit dem Schwert in der Hand Räuber und anderes Gesindel

Weitere Kostenlose Bücher