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Der geheime Brief

Der geheime Brief

Titel: Der geheime Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Ernestam
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Heiterkeit, die sie in all den Jahren so gut erhalten hatte. Als sie sich meldete, geschah das mit demselben tabakgeschädigten Alt wie immer.
    »Solveig, mitten beim Essen.«
    »Hallo, Solveig, entschuldige die Störung. Hier ist Inga.«
    Der Freudenschrei am anderen Ende der Leitung kam von Herzen. Solveigs Wortschwall drohte, sie in Wohlwollen zu ertränken. Wie schön, von ihr zu hören, und nein, das Essen könne sie doch wieder aufwärmen. Wie sehr sie sich über die Einladung zu Ingas Ausstellung in Strängnäs gefreut habe. Was für schöne Bilder! Wie traurig sie noch immer über Mårtens Tod sei, und wie schwer die Zeit seither für Inga gewesen sein müsse. Natürlich wisse sie, wie es sei, allein zu frühstücken, aber Herrgott, Arthur sei alt gewesen. Man müsse eben zufrieden sein, solange man gesund sei und Geld habe.
    »Und Geld natürlich. Es ist einfach alles leichter, wenn man ein bisschen Geld ausgeben kann.«
    Solveig holte Luft. Inga konnte dazwischen werfen, dass sie zum ersten Mal seit langer Zeit das Sommerhaus besuche. Sie erzählte, in welchem Zustand alles sei. Solveig seufzte.
    »Wir müssten etwas gegen dieses Elend tun. Ich war im Sommer da und habe versucht, den Garten in Ordnung zu bringen, aber ehrlich gesagt, fällt es mir schwer, die Spreu vom Weizen zu unterscheiden. So war das ja mit den Kerlen, aber damit ist schließlich Schluss: Ich habe natürlich Rolf. Aber wir sind nur gute Freunde.«
    Solveigs robuste Einstellung war eine Befreiung. Vor allem, da sie ihr noch immer Blumen geschickt hatte, nachdem alle
anderen Sträuße verwelkt waren. Inga würde niemals vergessen, wie sie als Mädchen mit Solveig, die klirrende Armreifen trug, in einen Spielzeugladen gehen durfte. Als alles bezahlt war, fand sie ein traumhaft schönes Malbuch. Solveigs damaliger Mann wandte ein, die Kleine habe doch schon genug bekommen. Solveig dagegen sah den Glanz in Ingas Augen und kaufte ihr das Buch. Inga besaß es noch immer.
    Solveig redete über das Haus, über die Renovierungen und über Vetter Ivar, den sie vor einigen Wochen besucht hatte. Inga nutzte abermals eine Pause.
    »Ich wollte dich etwas fragen. Ich habe im Schuppen aufgeräumt und einen Karton mit Papieren und einem Brief gefunden. Aus Afrika. Von einer Missionsstation in Mombasa. «
    Sie fasste den Inhalt zusammen. Solveig wirkte nachdenklich.
    »Ich kann natürlich nichts mit Sicherheit sagen … mein Vater war ja ein guter Christ und spendete Geld für die Mission. Genau wie alle seine Brüder. Und deine Großeltern. Sie hatten mehrere Freunde, die Missionsarbeit betrieben. Aber vielleicht hatte dein Großvater doch das größte Interesse daran. Deine Großmutter war gar nicht so fromm, obwohl sie Pastorengattin war. Sie gab sich alle Mühe, aber ich hatte immer das Gefühl, dass sie verächtlich schnaubte, wenn es übertrieben religiös zuging.«
    »Wie meinst du das?«
    Solveig lachte kurz.
    »Ich meine, dass sie Probleme hatte mit Leuten, die heuchelten und die Heiligen spielten, aber nie da waren, wenn man sie brauchte. Deine Großmutter war eine wunderbare Persönlichkeit. Und sie war auch eine sehr schöne Frau. Das hast du vielleicht auf alten Fotos gesehen. Sie hatte auch immer eine Menge
Verehrer. Das weiß ich ganz sicher. Angeblich ähnle ich ihr ein wenig, jedenfalls habe ich meine Tante sehr bewundert. Ich hatte immer das Gefühl, dass uns viel verband. Sie hatte ja keine eigene Tochter, sondern nur deinen Papa und Ivar. Es ist schade, dass du sie nie kennengelernt hast. Deine Mutter musste nach der Beerdigung sofort ins Krankenhaus, um dich auf die Welt zu bringen.«
    »Ich weiß noch, dass Papa meinte, dass Gott damals Freude und Kummer so dosiert habe, dass sie sich ausglichen. Der Herr sei gerecht gewesen.«
    Solveig schnaubte.
    »Das wäre dann aber das erste Mal. Nein, jetzt bin ich vielleicht ungerecht. Aber wenn es mit Arthur ganz besonders schlimm war, dann konnte ich nirgendwo Gerechtigkeit sehen. Das änderte sich, als ich Rolf kennenlernte. Obwohl wir, wie gesagt, nur gute Freunde sind.«
    »Nur gute Freunde …« Zum ersten Mal seit langer Zeit wagte sie, sich über jemanden lustig zu machen.
    »Daran gibt es nichts auszusetzen, nur gute Freunde zu sein. Niemand sitzt beim Essen gerne ganz allein da. Rolf bezahlt, ich koche, und niemand kann zufriedener sein als wir. Nur die alten Weibsen in der Nachbarschaft sind sauer darüber.«
    »Wie meinst du das?«
    Solveig schnaubte noch einmal.
    »Sehr viele

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