Der geheime Name: Roman (German Edition)
führte nun sein eigenes Leben. Der neue Mora wusste, was er wollte, wusste, dass es ihm gehörte. Sein Gesicht rückte näher, ein Lächeln huschte darüber. Fina konnte kaum auf ihn warten … wollte, dass er ihr Geheimnis in Besitz nahm.
Sie keuchte auf, als er es endlich tat, klammerte sich an ihn und fühlte seine nackte Haut an ihrer.
»Die Tage ohne dich werden zu lang.« Mora presste seine Lippen an ihren Hals. »Ich bin fertig mit ihm. Von nun an soll das Gras über unsere Körper wachsen. Bald werden auch die Weiden ausschlagen und sein Gesicht überwuchern. Dann ist es vorbei, Fina. Dann brauche ich nur noch dich.«
Sie schloss die Augen, streichelte seinen Rücken, wanderte daran hinab bis zu seinem Po.
Mora stöhnte, bewegte sich, hauchte an ihrer Wange: »Ich werde dir folgen, Fina, wohin du auch willst – in das Schloss, in irgendeine Stadt, irgendwohin, wo du studieren kannst.«
Fina spürte die Erleichterung, stieß auf einen Gedanken, der unter Moras Stimme verlorenging. Sie liebte seine Stimme, wenn sie miteinander schliefen. Lust und Qual mischten sich darin, spiegelten sich auf seinem Gesicht.
Fina konnte nicht aufhören, ihn anzusehen, die Bewegung seines Körpers, seine braune Haut unter ihren Händen. Die letzten Sonnenstrahlen strichen darüber hinweg, fingen sich in seinen Haaren und legten einen rötlichen Schimmer über das Schwarz.
Fina drängte sich an ihn, nahm sich den schönsten Jungen auf Erden und ließ sich mit ihm davontreiben. Ihre Stimmen wirbelten umeinander, stiegen zusammen mit der Lust immer weiter hinauf. Finas Herz raste. Der Schwindel färbte sich schwarz vor ihren Augen …
Moras Schrei explodierte, mischte sich mit ihrem, kurz bevor sie fielen, rasend schnell, immer tiefer hinab … Ihre Schreie zuckten durch den Pavillon, hallten an den Glaswänden wider und kehrten zu ihnen zurück.
Kurz darauf lagen sie still. Fina fühlte Mora noch immer in sich, hielt ihn fest, damit es so blieb. Sie ließ ihre Finger über seinen Rücken streichen, über seine Narben, als würden sie durch ihre Berührung heilen. Schließlich kehrte der verlorene Gedanke zurück, die Erleichterung, weil sich endlich alles fügte. »Ich habe schon einen Studienplatz bekommen. In Berlin. Ich muss mich nur noch entscheiden, ob ich zusage oder absage.«
Mora hob den Kopf. Das Schwarz seiner Augen schimmerte. »Seit wann weißt du das?«
Fina küsste ihn, wickelte die Haare in seinem Nacken um ihren Zeigefinger. »Schon eine Weile. Ich wollte dich nicht unter Druck setzen. Bis eben dachte ich, dass ich absage und es einfach in den nächsten Jahren noch einmal versuche.«
Mora stöhnte auf. »Warum sagst du mir so was nicht? Du darfst dich nicht von mir aufhalten lassen. Ich möchte nicht der Grund sein, warum du deinen Traum wegwirfst!«
Fina musste lächeln. Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände. »Mein Traum?« Sie küsste sein Kinn, seinen Mund, flüsterte an seinem Ohr. »Mein Traum bist du, Mora. Mein geheimer Traum, hast du das vergessen?«
Mora lachte. Sein Mund fing an, mit ihrem zu spielen, wich ihr aus und fing sie ein, bis sich ihre Lippen in einer langsamen Bewegung vereinten. Schließlich rollte er sich zur Seite und zog sie in seine Arme.
Fina fühlte seine Wärme an ihrem Rücken, seine Hand, die auf ihrem Bauch ruhte. Sie schloss die Augen, atmete tief ein und dachte an die Zukunft. Es gab nichts mehr, was ihnen im Weg stand. Selbst ihr Vater hatte sein dubioses Versprechen gehalten: In Moras Schreibtischschublade lag ein grüner Personalausweis, mit seinem Namen und seinem Foto, mit einem Geburtsdatum und deutscher Staatsbürgerschaft. Und darunter lag eine Geburtsurkunde, mit angeblichen Eltern, deren Namen Fina noch nie gehört hatte. Jedoch lebten sie beide nicht mehr, denn selbst ihre Sterbeurkunden waren in Moras Besitz. Fina wusste nicht, wie ihr Vater es angestellt hatte, und sie ahnte, dass es besser war, ihm keine Fragen zu stellen. Aber er hatte ihr versichert, dass Mora mit diesen Papieren sicher war. Angeblich so sicher, dass sie damit ohne Probleme heiraten könnten.
Fina musste lächeln, ein leises Flattern huschte durch ihre Magengegend. Irgendwann würden sie es tun, ganz bestimmt. Sie nahm Moras Hand in ihre, zog seinen Arm noch enger um ihren Körper.
Als sie die Augen öffnete, fiel ihr Blick auf die Holzfiguren, die draußen in den Schatten der Dämmerung versanken. Das schemenhafte Gesicht des Herrn blickte zu ihr herüber. Es war die große
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