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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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den Wald. Plötzlich musste er daran denken, wie sehr er sich als Kind mit dem schweren Bottich abgekämpft hatte. Die harte Arbeit, die der Geheime ihm auftrug, hatte seinen Kinderkörper geschunden und gequält. Dennoch wünschte Mora sich manchmal, noch ein Menschenkind zu sein. Wenigstens die bösen Gefühle hatte es damals noch nicht gegeben.
    Als er die Hütte erreichte, war der Geheime noch nicht zurückgekehrt. Mora atmete auf und trug den Kübel zur Kochstelle. Schnell schüttete er das frische Wasser in einen sauberen Kessel, hängte ihn neben dem Suppentopf in die Vorrichtung und schwenkte ihn über die Glut.
    Als Kind war Mora manchmal fast ins Feuer gefallen bei dem Versuch, einen gefüllten Kessel einzuhängen. Allzu oft hatte er sich die Haut an den Flammen versengt.
    Vielleicht war es doch nicht so schlecht, ein ausgewachsenes Menschenscheusal zu sein.
    Mora zog das nasse Ledertuch aus, das er um die Hüfte trug, hängte es vor die Feuerstelle und holte sich ein sauberes aus der Wandnische neben seiner Schlafstatt. Hastig band er es sich um, damit der Geheime ihn nicht nackt hier stehen sah.
    Das Wasser im Kessel erhitzte sich schnell. Er musste darauf achten, es nicht zu heiß werden zu lassen. Wenn er dem Herrn auch nur den kleinen Zeh verbrannte, würde Mora die nächste Nacht in Schmerzen und Ohnmacht verbringen.
    Gerade, als das Wasser die passende Temperatur erreicht hatte, trat der Geheime in die Hütte. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, während er sich prüfend in der Wohnstatt umsah. Sein Blick blieb an dem nassen Hüfttuch hängen, das vor dem Feuer trocknete, spähte auf Moras neue Bekleidung und suchte in seinem Gesicht nach einer Spur seiner Schuld. Schließlich stieß er seine spitze Nase in die Luft, als könnte er damit wittern, wie Mora die letzten Stunden verbracht hatte, ob das Menschentier nur gearbeitet hatte oder ob es heimlich der Gier seines Körpers erlegen war.
    Mora hängte den Kessel aus und verneigte sich tief vor seinem Herrn. »Sein Diener hat ihm warmes Wasser bereitet. Wünscht der Geheime ein Fußbad?«
    Ein zufriedenes Grummeln löste sich aus der Kehle des Herrn. Sein spitzer Kinnbart wippte, während er mit dem Kopf zu seinem Schaukelstuhl deutete. »Dort! Und wehe dem Menschenscheusal, wenn es nicht genug Feingefühl in seinen Fingern hat.«
    Mora verneigte sich noch tiefer. »Jawohl, Herr.« Er schüttete das warme Wasser in den Waschbottich und trug ihn in geduckter Haltung zum Lieblingsplatz des Geheimen, wo dieser bereits Platz genommen hatte. Eilfertig hockte Mora sich vor seine Füße, um sich der unbequemen Haltung zu entziehen. Er testete noch einmal die Temperatur und hob die Füße des Geheimen ins warme Wasser. Für die geringe Größe des Herrn waren sie riesig, fast größer als Moras Menschenfüße.
    Mora massierte sie mit sanften Bewegungen, wie der Herr es gernhatte. Sorgfältig achtete er darauf, ihn nicht zu kneifen oder eine Stelle zu vergessen. Selbst bei dem geringsten Fehler wäre die Peitsche des Alten schneller als jede Entschuldigung, die Mora hervorbringen konnte.
    Ganz langsam rieb er den Dreck von den Fußsohlen, schob seine Finger zwischen die Zehen und reinigte die empfindlichen Stellen.
    Der Geheime lehnte den Kopf nach hinten und schloss die großen Lider über seine Augen. Seine dicken, roten Haare lagen struppig um sein spitzes Gesicht, während er im Takt der Massage ein tiefes Brummen ausstieß.
    Auf einmal wollte Mora den Herrn nicht mehr berühren, wollte nicht sanft zu ihm sein, damit dieser sich vor Wonne räkeln konnte. Vor allem wollte er dieses Brummen nicht länger hören.
    Moras Nasenflügel blähten sich, sein Körper spannte sich und wollte zurückweichen. Nur seine Hände erledigten die Arbeit, wie sie es gewohnt waren.
    Der Geheime gab einen tiefen Seufzer von sich. »Wenn das Menschenscheusal sich Mühe gibt, könnte man fast meinen, es habe Weibchenhände.«
    Moras Nackenhaare sträubten sich. Er sah auf und begegnete dem Blick des Herrn.
    Der breite Mund des Geheimen verzog sich zu einem Grinsen. »Nur ansehen darf man das hässliche Menschentier nicht.«
    Mora senkte schnell den Kopf und befahl seinen Händen, ganz ruhig weiterzumachen. Der Herr wartete nur auf einen Grund, ihn zu schlagen.
    Weibchenhände  … Allein bei dem Wort stellten sich die feinen Härchen in Moras Nacken auf. Es war falsch, den Geheimen mit Weibchenhänden zu berühren.
    Mora zog seine Hände von den Füßen zurück. Sollte der

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