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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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Maus, die den Bussard bereits über sich kreischen hörte.
    Als sie die Landstraße erreichte, warf sie ihr Rad an den Straßenrand und streckte den vorbeifahrenden Autos den Daumen entgegen. Bereits in einer halben Stunde wollte ihre Mutter zum Flughafen losfahren. Spätestens in ein paar Minuten würde sie Fina vermissen und anfangen, nach ihr zu suchen.
    Vielleicht hatte sie auch längst bemerkt, dass die Pässe und ihre Kreditkarten verschwunden waren. Wahrscheinlich sogar. Aber wenn Fina Glück hatte, dann glaubte Susanne, dass sie die Papiere selbst verlegt oder längst eingesteckt hatte, und durchsuchte noch einmal alles.
    In jedem Fall musste Fina so schnell wie möglich aus der Gegend verschwinden, zu irgendeinem Bahnhof, nach Marseille, Aix-en-Provence oder Avignon.
    Tatsächlich hielt bereits das zweite Auto, und eine freundliche junge Frau winkte Fina auf den Beifahrersitz.
    Während die Frau sie in einen unbedeutenden Small Talk verwickelte, versuchte Fina, sich nicht allzu oft umzusehen. Sie musste sich beruhigen. Niemand hatte gesehen, dass sie hier eingestiegen war, also würden ihre Eltern sie wohl kaum in diesem Auto suchen.
    Fina hatte Glück. Die Frau fuhr nach Marseille zur Arbeit und setzte sie an einer Metrostation ab, wo sie nicht lange warten musste, um zum Hauptbahnhof Marseille-Saint-Charles weiterzufahren.
    Als sie endlich in der riesigen Ankunftshalle des Bahnhofes ankam, warf sie nur einen kurzen Blick auf eine der blau leuchtenden Anzeigetafeln: Der nächste Zug nach Paris fuhr in vierzehn Minuten ab.
    Mit schnellen Fingern tippte Fina ihr Ziel in den Ticketautomaten, der unerträglich langsam war, und lief endlich zu den Bahnsteigen, die einer neben dem anderen im dortigen Kopfbahnhof mündeten.
    Im nächsten Moment erstarrte sie. Nicht weit von ihr entfernt, direkt vor dem Bahnsteig, an dem der Zug nach Paris wartete, stand ein blonder Mann, dessen Anblick sie seit gestern nicht mehr vergessen würde.
    Ihr Vater!
    Fina huschte hinter eine Informationstafel und spähte durch einen Spalt in der Mitte zwischen zwei Fahrplänen.
    Wie konnte es sein, dass ihr Vater sie ausgerechnet hier suchte? Warum war er nicht in Aix-en-Provence oder in Avignon? Warum versuchte er es nicht auf dem Flughafen?
    Woher wusste er überhaupt, dass sie ohne ihre Mutter geflohen war? Hatte ihre Mutter ihn etwa angerufen und ihn um Hilfe gebeten?
    Anders war es nicht zu erklären. Wenn er glauben würde, dass ihre Mutter bei ihr war, hätte er sie auf dem Flughafen gesucht.
    Aber von den Bahnhöfen war dies der größte in der Gegend, derjenige, der sie am schnellsten weit wegbrachte. Dass sie hier auftauchte, war am wahrscheinlichsten.
    »So eine Scheiße!« Fina spähte auf ihren Zug, der bereits in wenigen Minuten abfahren würde, lugte durch den Spalt zu ihrem Vater, der inzwischen ein Handy in der Hand hielt und aufgeregt telefonierte.
    Mit wem? Mit ihrer Mutter? Konnte es tatsächlich sein, dass die beiden unter einer Decke steckten?
    Fina hatte keine Zeit, um darüber nachzudenken. Sie musste es irgendwie zu diesem Zug schaffen, ohne von ihrem Vater entdeckt zu werden.
    Hastig sah sie sich um und fand eine Gruppe junger Rucksacktouristen, die in ihre Richtung eilten und auf den Pariser TGV deuteten.
    Fina warf einen Blick durch den Spalt zu ihrem Vater. Er kehrte ihr den Rücken zu und überprüfte die Zugänge zu den anderen Zügen.
    Die Rucksackreisenden kamen an Fina vorbei. Ganz selbstverständlich reihte sie sich neben ihnen ein und ging mit ihnen zusammen auf den Bahnsteig. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben und sich nicht zu ihrem Vater umzudrehen. Wenn er ihre blonden Haare von hinten erkannte, hatte sie Pech gehabt. Aber es gab genug andere blonde Mädchen hier, hinter denen er auch nicht herlief – und an ihrem Gang oder ihrer Figur würde er sie wohl kaum erkennen.
    Die jungen Reisenden neben ihr scherzten auf Englisch. Fina hörte nicht auf die Worte, lachte aber einfach mit und lächelte einem Mädchen zu, das neben ihr ging.
    Noch mitten im Lachen stiegen sie in den Zug ein. Gleich darauf pfiff der Schaffner, und die Türen schlossen sich. Erst jetzt drehte Fina sich um und schaute aus dem Fenster.
    Sie entdeckte ihren Vater, der ein Stückchen auf den Bahnsteig gekommen war. Sein Blick flog die Fensterreihen des Zuges entlang. Fina wich noch einen Schritt zurück, als er sie streifte. Für einen Moment sah sie das Braun seiner Augen aufblitzen. Gleich darauf wandte er sich ab.
    Fina atmete

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