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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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sich zu verwandeln. Fina streckte ihren nackten Fuß aus, legte ihre Fußsohle gegen Moras Knöchel. Wenn es schon nichts zu essen mehr gab, wollte sie wenigstens seine Wärme, seine Nähe, wollte wenigstens eine andere Art von Hunger stillen.
    Womöglich war dies die dritte Wahl, die sie hatten: »Das Wasser reicht noch für ein oder zwei Tage«, schlug sie leise vor. »Wenn wir dicht beieinanderliegen, halten wir es vielleicht noch so lange aus.«
    Moras Atem überschlug sich, formte sich zu einem verzweifelten Lachen. Sekundenlang schien er mit sich zu kämpfen, ehe seine Füße ihr entgegendrängten. Sein Bein streifte ihres, legte sich darüber. Für einen Moment beugte er sich über sie, als wollte er sie küssen, seine Hände suchten nach ihrem Körper, streiften ihren Arm …
    Mora sprang auf, blickte keuchend auf sie herab. »Es tut ihm leid!«, stammelte er. »Seine Gedanken sind … Ich bin …« Er sprach nicht weiter.
    Fina schloss die Augen. Er wollte sie! Plötzlich wusste sie es. Er verlangte genauso stark nach ihr wie sie nach ihm. Allein aus diesem Grund waren sie noch gemeinsam hier, bereit, zu verdursten, zu verhungern und zu erfrieren. Wenn er nicht so fühlen würde, hätte er sie längst ausliefern können – und wenn sie nicht so verliebt wäre, hätte sie längst versuchen können zu fliehen.
    »Du hast recht.« Moras Stimme unterbrach ihre Gedanken. »Wenn wir hier unten bleiben, sind wir schon so gut wie tot.« Plötzlich erschien sein Blick so klar, als wäre er niemals abwesend gewesen. Er schaute beunruhigt zwischen dem Loch in der Decke und der letzten Glut des Feuers hin und her. »Wir brauchen Feuerholz.«
    Fina schauderte. Sie folgte seinem Blick zu der Luke, und auf einmal begriff sie, was ihr größtes Problem war: Dort oben hatte die Kreatur mit den riesigen Augen gesessen. Wenn das Feuer erst erloschen war, wurde das Loch zum Eingang.
    Ein scharrendes Geräusch ließ Fina zusammenzucken. Mora wirbelte herum.
    »Was war das?« Finas Stimme zitterte.
    Mora hob die Schultern. Er legte den Kopf zur Seite und blickte auf die Tür.
    Wieder scharrte es, nur ganz leise, etwas Kleines, das am Fuß der Tür hockte. Ein gedämpftes Keckern drang durch das Holz.
    Das Eichhörnchen! Fina lachte auf.
    Mora ging zum Eingang, hob die Holzbalken aus ihrer Verankerung, und kurz darauf huschte das Tierchen herein. Es lief an Moras Hose hinauf, wuselte über seine Arme, während er hastig die Tür versperrte.
    Mora zupfte es von seiner Schulter, nahm es auf die Hände und kraulte es am Hals. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, sein warmer Blick, den er für das Tier bereithielt.
    Als er über den Nacken des Eichhörnchens streichelte, verschwand das Lächeln. Seine Hand wurde langsamer, hielt am Genick des Tieres inne, während der Hunger in seinen Augen aufglühte.
    Fina erstarrte. »Mora?«
    Er reagierte nicht. Sein Blick wurde abwesend, er schloss die Hand um das Genick.
    »Mora, nein!« Fina sprang auf. »Wir können es nicht essen, nicht das Eichhörnchen! Du magst es, es hat dein Leben gerettet!«
    Moras Blick klarte auf, seine Hand zuckte zurück. Hastig öffnete er die Tür und setzte das Eichhörnchen in den Tunnel. »Es soll verschwinden! Lauf es weg und komm nicht wieder!« Er rief ihm nach, schob die Tür zu und warf die Holzbalken davor. Für einen Moment hielt er sich daran fest und lehnte die Stirn an den Türrahmen.
    Der Schrecken saß Fina noch in den Knochen. Wenn sie ihn nicht daran gehindert hätte – hätte er das Eichhörnchen tatsächlich getötet?
    »Wir müssen Wasser holen«, flüsterte Mora. »Wir müssen neues Feuerholz schlagen und sehen, ob doch noch etwas von den Vorräten übrig ist.« Er löste sich von der Tür, sein Blick wanderte die Decke entlang, fast so, als könnte er die Gefahr dort oben orten.
    Fina tat es ihm gleich und lauschte. Doch sie konnte nichts hören. »Meinst du, dein Herr ist im Moment dort draußen?«
    Mora fuhr herum, starrte sie überrascht an.
    »Ich weiß, dass es dein Herr ist, auch wenn du nie darüber redest.« Fina hielt seinen Blick fest. »Was will er von uns? Will er uns töten? Uns essen? Sollen wir ihm dienen, oder will er uns nur quälen?«
    Winzige Muskeln zuckten an Moras Wangen, während er mit den Zähnen knirschte. Fina glaubte nicht daran, dass er ihr antworten würde. Doch schließlich schüttelte er den Kopf: »Ich weiß nicht, was er will. Er hat es mir noch nicht gesagt.«
    Fina schluckte. »Noch nicht? Das

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