Der geheime Name: Roman (German Edition)
ducken, sondern ihm trotzen – denn dieses Mal ging es nicht um ihn. Es ging um Fina!
Mora drehte sich um und sprang in den Tunnel. Er rutschte hinab, lief durch die Tür und warf die Riegel in die Verankerungen. Doch das Lachen des Geheimen hallte ihm durch den Tunnel nach, flatterte über ihm durch den Wald und sprang durch die Öffnung über dem Feuer herein.
Auch wenn Mora sich noch nicht ergeben wollte – er wusste, dass er bereits verloren hatte. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
Sein Blick fiel auf Fina. Sie lag auf ihrem Lager und schlief, so vertrauensselig, dass sie von alldem nichts mitbekommen hatte.
Mora spürte, wie seine Beine wieder nachgaben. Er stolperte die letzten Schritte und ging neben ihr auf die Knie.
Sie lag auf der Seite, ihr Gesicht schmiegte sich in ihre Ellenbeuge, und ihre Hand ruhte daneben auf dem Fell. Mora konnte sich nicht länger zurückhalten. Er musste sie berühren, nur dieses eine Mal. Er streckte seine Hand aus, strich vorsichtig über ihre Finger und spürte, wie sein Körper weich wurde. Ohne es zu wollen, ließ er sich neben ihr auf den Boden fallen und betrachtete ihre Hand vor seinem Gesicht. Wärme strahlte von ihr ab. Mora schloss die Augen, rückte noch ein kleines bisschen näher und legte seine Wange in ihre Handfläche. Sie fühlte sich weich an, warm, so gütig wie ihr Blick, wenn sie lächelte.
Die Nähe rieselte mit einem sanften Schmerz durch seinen Körper. Ihre Haare dufteten noch immer nach Blumen, ihr Atem strich über seine Haut.
Als er die Augen wieder öffnete, war ihr Gesicht direkt vor ihm! Er müsste nur seine Hand ausstrecken, um Fina in den Arm zu nehmen, müsste kaum eine Nasenlänge näher rücken, um ihr Gesicht mit seinem Mund zu berühren. Obwohl er das verbotene Gefühl gerade erst gestillt hatte, wollte er sie erneut besitzen. Aber dieses Mal war es sein Herz, das schmerzhaft in seiner Brust schlug und sie für immer bei sich haben wollte.
Doch er war ihrer nicht wert. Er hatte nicht richtig für sie gesorgt, hatte sie nicht ausreichend beschützt. Er hätte bemerken müssen, wie sehr er den Herrn erzürnte, als er die Tür gebaut hatte – und er hätte wissen müssen, wozu der Geheime in seinem Zorn fähig war.
Er hätte die Vorräte schon viel eher in die Höhle holen müssen! Vielleicht hätte der Herr ihn dort oben gejagt und bestraft – aber dieses Risiko hätte Mora eingehen müssen. Stattdessen hatte er sich hier unten mit Fina versteckt, hatte mit ihr zusammen von einem fremden Leben geträumt, das niemals seines werden würde. Es war schön gewesen, das Schönste, was er je erlebt hatte – doch jetzt musste er die Konsequenzen für seinen Leichtsinn tragen.
Mora betrachtete Finas Gesicht im flackernden Licht des Feuers. »Es ist meine Schuld«, flüsterte er. »Alles, was heute Nacht geschehen ist – und alles, was noch geschehen wird.«
Plötzlich wünschte er sich, dass sie aufwachte, dass sie ihn so nah bei sich liegen sah und ihn für seine Schuld bestrafte. Sie sollte ihn schlagen, wie der Herr es tat, sollte ihn die Schuld spüren lassen und ihm jegliches Gefühl austreiben.
Doch Fina wachte nicht auf. Sie murmelte nur ein unverständliches Wort, und ihre Finger bewegten sich an Moras Wange. Es fühlte sich an wie ein Streicheln, ehe ihre Gesichtszüge sich wieder entspannten und ihre Hand zurück ins Fell sank.
* * *
Als Fina die Augen aufschlug, erkannte sie Moras Gesicht. Er schlief kaum eine Handbreit von ihr entfernt, sein Atem streifte ihre Haare, seine Finger ruhten auf ihrem Arm.
Ein weiches Gefühl rieselte durch Finas Bauch. Er hatte sich zu ihr gelegt, mitten in der Nacht. Er berührte sie, zum ersten Mal seit langem. Was hatte das zu bedeuten?
Mora lag auf dem nackten Boden. Nur in seiner Kleidung … ohne seine Felle … als wäre er versehentlich dort eingeschlafen.
Lag er häufiger nachts neben ihr? In der sicheren Dunkelheit, wenn sie es nicht bemerkte?
Fina wünschte sich, dass er jetzt aufwachte, dass sie mit einem einzigen Blick klären würden, was sie füreinander empfanden.
Doch Mora wachte nicht auf, eine ganze Weile nicht, bis Fina es nicht länger aushielt. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus, legte sie an seine Wange und fühlte seine rauhen Bartstoppeln unter ihren Fingern. Schließlich strich sie vorsichtig die Haare aus seiner Schläfe und bemerkte eine kleine Narbe neben seiner Augenbraue.
Mora schreckte auf. Für eine Sekunde starrte er sie an, ehe er hochfuhr
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