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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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nur aus ihrer Höhle hervorlocken?
    Fina wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie es bald wissen würde. Auch das Wasser ging allmählich zur Neige, und schließlich wurde das Feuerholz so knapp, dass sie sich unter ihre Felle kuscheln mussten, um nicht zu erfrieren.
    Es war ein eisiger Morgen, als es dem Schnee zum ersten Mal gelang, über der schwachen Glut in die Höhle zu rieseln und neben dem Feuer auf dem Boden zu landen. Finas Magen schmerzte vor Hunger, und trotz der Felle war ihr so kalt, dass sie es kaum aushielt. Mora hockte noch immer mit abwesendem Blick auf seinem Lager und sah so aus, als würde er auf sein baldiges Ende warten.
    Plötzlich erwachte ein dunkler Trotz in Fina. Sie konnte Moras Regungslosigkeit nicht länger dulden. Er sollte irgendetwas sagen, irgendetwas tun, egal was. Und sie musste ihn dazu bringen!
    Mit einem entschlossenen Ruck stand sie auf, hockte sich zu Mora und schlüpfte mit den Beinen unter seine Felle.
    Er zuckte zusammen, wich ihrer Berührung aus und starrte sie erschrocken an.
    »Ich bin vielleicht eine dumme Maus in der Falle«, knurrte Fina grimmig. »Aber ich werde nicht sterben, ohne zu zappeln.« Sie tippte ihm an die Schulter. »Und du auch nicht! Hast du das verstanden?«
    Moras Augen wurden noch größer, dennoch sah er nicht so aus, als hätte er etwas verstanden. Vielmehr schien es, als wäre er noch immer weit entfernt und müsste erst ganz langsam zu ihr zurückkehren.
    Finas Wut kochte auf, das Bedürfnis, ihn anzuschreien: »Mora, wo bist du?« Sie packte seine Schultern und rüttelte ihn. »Wir können hier nicht länger sitzen bleiben! Wir haben nichts mehr zu essen, kein Holz mehr, um zu heizen, und kaum noch was zu trinken. Draußen lauert zwar irgendeine Kreatur auf uns, aber wenn wir hier unten bleiben, sind wir schon so gut wie tot. Wir müssen raus, Mora! Wir müssen sehen, ob noch ein kleines bisschen von unseren Vorräten geblieben ist.«
    Mora blinzelte, ein Krausen huschte über seine Stirn.
    »Ach! Verflucht!« Fina ließ ihn los. Plötzlich musste sie an ihre Notreserve denken, an das, was sie bis ganz zum Schluss aufbewahrt hatte. Sie schlug das Fell zur Seite, ging bibbernd zu ihrem Rucksack und holte die beiden Schokoriegel heraus. Schließlich schlüpfte sie zurück zu Mora, dieses Mal noch ein kleines bisschen näher. »Hier.« Sie warf ihm einen der Schokoriegel zu. »Damit du wieder auf die Beine kommst. Das ist ziemlich nahrhaft.«
    Mora nahm den Riegel in die Hand und schaute ratlos darauf.
    »Du musst ihn aufmachen!« Fina riss ihn aus seinen Fingern, öffnete das Papier und gab ihm die Schokolade zurück. »Und jetzt essen!«
    Mora hielt die Schokolade an seine Nase, biss schließlich vorsichtig hinein – und stöhnte auf, sobald er anfing zu kauen. Es war dieser Moment, in dem sich sein Blick veränderte, fast so, als würde er aufwachen. Mit einem seltsamen Wimmern senkte er den Kopf und duckte sich unter seine Arme. »Es tut mir so leid«, flüsterte er. »Ich wollte dich beschützen, ich wollte für uns kämpfen. Aber es gibt nichts – rein gar nichts, was ich tun könnte, ohne dich in noch größere Gefahr zu bringen.«
    Fina musste schlucken. Plötzlich wusste sie, was es bedeutete: Jeder Schritt, den sie nach draußen wagten, würde sie tatsächlich in Lebensgefahr bringen. Hier unten waren sie am sichersten gewesen – zumindest bis zu diesem Moment.
    Doch jetzt gab es nur noch die Wahl zwischen dem sicheren Tod durch Verdursten – oder dem wahrscheinlichen Tod durch die Hände der Kreatur.
    Als Mora zu Fina zurücksah, glühte noch etwas in seinen Augen, eine dunkle Gier, die sie kaum deuten konnte. Er biss erneut in seinen Schokoriegel – und auf einmal wusste sie, was das Glühen bedeutete: Es war Hunger, nackter, blutiger Hunger, den ein winziger Schokoriegel sicher nicht stillen würde.
    Die Spucke lief in Finas Mund zusammen, eine schmerzhafte Welle zuckte durch ihren Magen. Hastig biss sie in ihre eigene Schokolade, kaute auf den Nüssen und schmeckte das süße Karamell. Die Glut in ihrem Körper flammte auf. Sie wollte mehr davon, mehr Schokolade, mehr von den Nüssen, um sie zwischen ihren Zähnen zu spüren. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie den Riegel verschlungen, während sie aus den Augenwinkeln wahrnahm, dass Mora das Gleiche tat.
    Kurz darauf war der letzte Schokoladenkrümel verschwunden. Einzig die Gier zuckte noch durch Finas Körper und glühte in Moras Augen. Sie verlangte nach mehr, drohte

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