Der Geheime Orden
sagte ich. »Ich kann Ihnen nicht einmal sagen, ob wir eines der Rennen gewonnen haben.« Ich wartete, bis sein Lachen abgeklungen war, und sagte dann: »Sir, ich wollte Ihnen noch eine Frage zu Erasmus Abbott stellen.«
»Ihr Jungs fischt immer noch im Trüben?«
»Wir verfolgen nur ein paar Spuren.«
»Was wollen Sie denn wissen?«
»Hat Abbott oft über seinen Vater gesprochen?«
»Sie sind nicht gut miteinander ausgekommen.«
»Wissen Sie warum?«
»Ich kann mich nicht an die Einzelheiten erinnern, bin mir aber ziemlich sicher, dass es etwas mit der Religion zu tun hatte. Der alte Herr war Großkapitalist, doch wie so viele Kapitalisten jener Zeit benutzte er die Religion, um die Sünde seiner Gier zu kaschieren. Erasmus war Atheist oder Katholik, ich habe es vergessen. Aber beides hätte zu Problemen mit seinem Vater geführt, einem eisernen Protestanten.«
»Sind Sie seinem Vater jemals begegnet?«
»Nie.«
»Und nachdem Abbott verschwunden war?«
»Selbst dann nicht«, sagte Dunhill. »Kein einziges Familienmitglied nahm am Gedächtnisgottesdienst teil, den wir in der Russell Hall für ihn veranstalteten. Seine Eltern hatten ihren Anwalt und einen Dienstboten vorbeigeschickt, um seine Sachen aus seinem Zimmer zu holen. Wir fanden das alle sehr merkwürdig, aber die Familie war bekannt dafür, dass sie sehr zurückgezogen lebte. Sie legte keinen Wert darauf, sich außerhalb ihres kleinen gesellschaftlichen Umgangskreises sehen zu lassen.«
»Wussten Sie, dass Mr. Abbott Mitglied des Delphic war?«, fragte ich.
»Natürlich wusste ich das«, sagte Dunhill. »Das machte alles ja noch viel tragischer. Ich war immer schon der Auffassung, dass einer der Gründe dafür, dass Ras so scharf darauf war, ins Gas einzusteigen, die Tatsache war, dass er seinen Vater damit treffen konnte. Ich glaube, da gab es eine ziemlich starke Rivalität zwischen Vater und Sohn. Eine traurige Geschichte.«
Mir waren die Fragen ausgegangen.
»Danke für Ihre Hilfe, Mr. Dunhill«, sagte ich.
»Lasst von euch hören, Jungs, wenn ihr wieder mal in der Gegend seid«, sagte er. »Ich kann euch alles über unsere nächtlichen Ausflüge zu den Schlafsälen der Mädchen im damaligen Radcliffe College erzählen.«
»Abgemacht, Sir.«
Ich schaute erneut auf diesen Absatz und las ihn mir noch einmal durch, als ich den Hörer auflegte. Mir kam ein seltsamer Gedanke. Wenn Collander Abbott gewusst hätte, dass sein Sohn ins Clubhaus eingebrochen war, und die Anweisung erteilt hatte, seinen eigenen Sohn umzubringen … ?
Es lief gerade eine alte Folge von Cheers, als endlich Dalton anrief. Er war gerade auf den Campus zurückgekehrt und bestand darauf, dass wir uns das Buch sofort anschauten. In Wild Winds hätten sich seltsame Dinge abgespielt, und er fragte sich, ob es irgendetwas mit dem zu tun hatte, was auf diesen Seiten geschrieben stand. Wir beschlossen, uns nicht bei ihm zu treffen, weil alle seine Mitbewohner zu Hause waren und sich einen Film anschauten. Percy hatte ein paar Jungs in unserem Wohnzimmer, die ihn davon zu überzeugen versuchten, für den Harvard Lampoon zu kandidieren, die älteste humoristische Zeitschrift der Welt, deren Redaktion sich in der berüchtigten Burg mitten auf dem Campus befand. Diese war von dem ehemaligen Chefredakteur und gefeuerten Harvardstudenten William Randolph Hearst erbaut worden, dem legendären Zeitungsmann und Leichtfuß. Da also beide Räume besetzt waren, entschieden Dalton und ich uns für eines der kleinen Arbeitszimmer im Keller von Lowell House, weit weg von allen Zerstreuungen und neugierigen Blicken.
Dalton war ganz außer Atem und sah erschöpft aus, als er erschien. Er trug eine Manuskriptmappe, von der ich annahm, dass sie das Buch enthielt. Das Licht in vielen Kellerräumen war entweder kaputt oder zu schummrig, um richtig sehen zu können, also hatte ich meine Leselampe mitgenommen und auf den Tisch gestellt, um unsere Untersuchung zu erleichtern.
»Großer Gott, hier unten ist es ja heißer als im Hades«, sagte Dalton und zog Mantel und Pullover aus. Er war bereits ins Schwitzen gekommen.
»Weiter hinten im Flur ist der Heizungsraum«, sagte ich. »Wenn die Heizung oben nicht funktioniert, komme ich hierher, um mich aufzuwärmen.«
»Hier unten ist es heiß genug, um ganz Boston zu heizen«, sagte er. Nachdem er es sich bequem gemacht hatte, fuhr er fort: »Ich glaube, wir tun das Richtige. Onkel Randolph hat mir genug vertraut, um mich in den Tresorraum zu
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