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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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lange Schlange gebildet, also beschloss ich, mein Glück zu wagen und selber zu suchen. Ich ging an den Computer und fand auf Anhieb drei Bücher, die sich mit der Geschichte des Hosenbandordens von seiner Gründung bis zur Gegenwart beschäftigten. Zu meinem Entsetzen waren alle drei Bände irgendwo im Magazin vergraben. Ich schrieb mir die Titel und Signaturen auf und wagte mich in die kal ten Verliese.
    Ich bewegte mich schnell durch die schmalen Gänge und beschloss, lieber mehrere Treppenstufen auf einmal zu nehmen, als mich dem tückischen Aufzug anzuvertrauen. Die meisten Lesenischen lagen im Dunkeln, doch immer wieder brannten Lichter hinter hohen Bücherstapeln, wo ein armer Teufel bis zum Hals in Papieren steckte. Die meisten waren Examenskandidaten, die an ihren Abschlussarbeiten saßen, doch hin und wieder sah man auch einen ehrgeizigen Anfänger, der gehört hatte, dass das Magazin auch aus mittelmäßig begabten Geistern berühmte Intellektuelle machte, also ackerten sie dort ihre Stunden ab und hofften, dass ihre Namen dereinst in die Annalen der Wissenschaft eingehen würden.
    Ich richtete mich in einer Nische im zweiten Stock ein, ganz in der Nähe des einzigen Heizkörpers, der zu funktionieren schien. Dann machte ich mich auf die Jagd nach den drei Büchern, wobei man eigentlich erwarten sollte, dass sie direkt nebeneinander stehen müssten, wo sie doch dasselbe Thema behandelten. Aber nichts war einfach, wenn es um das Magazin der Widener ging. Überraschenderweise fand ich alle drei Bände innerhalb einer halben Stunde in verschiedenen Stockwerken. Ich brachte meine Schätze zum Tisch zurück und machte mich an die mühsame Aufgabe, sie zu durchforsten und zu notieren, welche bedeutsamen Gemeinsamkeiten möglicherweise mit den Altehrwürdigen Neun bestanden.
     
    Der Hochedle Orden des Hosenbands wurde um 1348 von König Edward III. gegründet. Er ist einer der ältesten und wichtigsten jener Orden, die sich den Prinzipien des Dienens und der Ritterlichkeit verschrieben. Die mittelalterliche Vorstellung von Ritterlichkeit und Rittertum kam zuerst in den Kriegerkasten des 11. und 12. Jahrhunderts auf. Die blutigen Kreuzzüge in den Nahen Osten befreiten diese Männer von den Banden der Feudalgesellschaft und schweißten Gleichgesinnte im Kampf für die Überlegenheit und die Ausbreitung des Christentums zusammen. Der Hosenbandorden brachte fünfundzwanzig der unbeugsamsten Heerführer des Landes in die Gefolgschaft ihres königlichen Ordensmeisters. Damit wurde eine neue Gemeinschaft im Dienst des allmächtigen Gottes, der Jungfrau Maria und des Heiligen Georg gestiftet.
    Im Sinne des religiösen Auftrags des Ordens erwählten sie den Heiligen Georg zu ihrem Schutzpatron und ließen die St. George’s Chapel errichten, die heute noch im unteren Burghof von Windsor Castle steht. Die Kapelle war einst ein viel genutztes Gotteshaus, doch seit dem achtzehnten Jahrhundert bis in die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts ließ die Intensität beständig nach, bis König Georg VI. den Orden wieder belebte und die Ordenszeremonie zu einem jährlichen Ereignis machte. Jedes Jahr im Juni zu einem bestimmten Datum treffen sich die Ordensritter in den Prunksälen des oberen Burghofs von Windsor Castle, bevor sie zu Fuß durch die Burg zur St. George’s Chapel marschieren. Nach dem Gottesdienst fahren sie in Kutschen zum oberen Burghof zurück und nehmen ein feierliches Mittagessen ein.
     
    Dann entdeckte ich in einem der Bücher einen Abschnitt über die Nomenklatur des Ordens. Hier konnte ich die erste handfeste Verbindung zwischen dem Hosenbandorden und dem Orden der Altehrwürdigen Neun herstellen.
     
    Ordensrittern ist es im Einklang mit der Tradition gestattet, vor ihren Vornamen den Titel »Sir« zu setzen; bei Damen lautet der Titel »Lady«. Ritter und Damen dürfen darüber hinaus die Abkürzungen »KG« und »LG« hinter ihre Namen setzen.
     
    Damit war geklärt, warum Onkel Randolphs Name im Handbuch zur Nachfolge von einem »Sir« und einem »KG« eingerahmt war. Ich verließ das Magazin und begab mich ins Untergeschoss der Hauptbibliothek, von wo aus ich Dalton anrief. Er nahm nach dem vierten Klingeln ab.
    »Ich glaube, ich habe etwas gefunden«, sagte ich.
    »Wo bist du?«, fragte er.
    »In der Widener-Bibliothek. Ich informiere mich gerade über den Hosenbandorden.«
    »Das hab ich mir schon angesehen.«
    »Ich weiß, aber du hast nicht so sehr auf die Geschichte und die Traditionen geachtet.

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