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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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auf den Rückweg zum Lowell House. Mein Kopf schwirrte vor lauter Möglichkeiten. Ob es das bizarre Verhalten der Abbotts war oder das Glaubensbekenntnis der Altehrwürdigen Neun im Buch der Nachfolge, stets war die Religion der Leim, der alles zusammenhielt. Doch eine Sache konnte sie nicht erklä ren: warum Onkel Randolph meinen Namen als Kandidaten für die Altehrwürdigen Neun genannt hatte.
     
    Ich hatte mir gerade ein paar Shorts angezogen und wollte ins Bett, als ich mich an das Bild von Onkel Randolph erinnerte, wie er zerbrechlich und erschöpft im Bett lag. Sein Gesicht war ausgemergelt und seine Augen eingesunken, aber er schien immer noch genug Kraft gehabt zu haben, um länger zu überleben als die wenigen Stunden, die uns die Fahrt zur Bank und zurück zu seinem Anwesen gekostet hatte. Diese Geschichte mit Brathwaite, der uns ausgesperrt und nicht auf das Grundstück gelassen hatte, irritierte mich immer noch. Und dann dieser Ausdruck in Muriels Gesicht, als sie auf den Zaun zugerannt kam – eine erschreckende Mischung aus Schock und Angst. Es war schwierig gewesen, hinter ihren Tränen und dem breiten irischen Akzent ihre Worte zu verstehen, doch aus irgendeinem Grund hatte ein Satz, den sie gesagt hatte, sich in meinem Hinterkopf festgesetzt – dass Brathwaite, nachdem sie ihn angerufen hatte, »weniger als zwanzig Minuten« gebraucht hatte, um zu kommen. Er war in seiner schwarzen Limousine vorgefahren. Ich fragte mich, ob er so nahe an Wild Winds wohnte.
    Ich rollte zur Bettkante, griff nach dem Telefon, wählte Daltons Nummer und war überrascht, als er abhob. Er klang hellwach.
    »Du hast nicht geschlafen?«, fragte ich.
    »Nein, bin gerade erst nach Hause gekommen. Ich habe Biertennis im Owl gespielt.«
    »Ich glaube, Brathwaite wusste, dass dein Onkel sterben würde.«
    »Das wusste jeder«, sagte Dalton. »Onkel Randolph war schon lange krank gewesen.«
    »Nein, ich meine … er wusste, wann genau er sterben würde.«
    Eine Zeit lang herrschte Stille, bevor Dalton antwortete: »Augenblick, Spence. Willst du damit sagen, dass Brathwaite Onkel Randolph ermordet hat?«
    »Oder dass er wusste, wann jemand anders ihn umbringen würde«, sagte ich. »Weißt du, wo Brathwaite wohnt und wo er arbeitet?«
    »Nicht aus dem Kopf, aber ich kann es ziemlich schnell herausfinden«, sagte Dalton. »Einen Augenblick.«
    Ich konnte hören, wie Dalton den Hörer neben das Telefon legte und durchs Zimmer ging. Dann vernahm ich das scharrende Geräusch einer Schublade, die geöffnet und wieder geschlossen wurde, und dann das Rascheln von Papier.
    »Sein Büro befindet sich in New York City«, sagte Dalton. »Ich habe gerade eine Kopie von Onkel Randolphs Testament und dem Brief seines Anwalts in der Hand.«
    »Was ist mit seinem Wohnsitz?«
    »Da steht nichts, aber es ist eine Telefonnummer für Anrufe außerhalb der Bürozeiten angegeben. Sie hat die Vorwahl 203 – das ist Connecticut. Es könnte seine Privatnummer sein.«
    »Lass uns anrufen.«
    »Es ist halb zwei in der Nacht.«
    »Niemand weiß, dass wir es sind. Wir sagen einfach, wir hätten uns verwählt. Kannst du auf Konferenz umschalten?«, fragte ich.
    »Bleib dran«, sagte er.
    Das Telefon wurde erst still, dann konnte ich einen Klingelton auf einer dritten Leitung hören.
    »Bist du da?«, fragte Dalton.
    »Ja.«
    Das Telefon klingelte mindestens sieben Mal, bevor jemand antwortete.
    »Brathwaite-Residenz«, sagte eine verschlafene Frauenstimme.
    »Entschuldigung, verwählt«, sagte Dalton, bevor er die Verbindung unterbrach. »Gut, und was beweist uns das?«, fragte er dann.
    »Noch nichts, wir müssen erst noch einen weiteren Anruf machen. Verbinde uns mit der Vermittlung in Connecticut.«
    »Augenblick.«
    Wenig später klingelte es erneut in der Leitung.
    »Diesmal spreche ich«, sagte ich.
    Die Telefonistin meldete sich.
    »Ich habe hier eine Telefonnummer und würde gern wissen, in welcher Ecke von Connecticut sie liegt«, sagte ich. »Könnten Sie mir diese Information geben?«
    »Welche Nummer hat das Amt?«
    »761.«
    »Einen Moment, bitte.«
    Es folgte eine lange Pause, die vom Klappern einer Tastatur untermalt wurde.
    »Das ist die Gegend von Wilton«, sagte die Telefonistin. »Kann ich Ihnen sonst irgendwie behilflich sein?«
    »Das war alles«, sagte ich. »Vielen Dank.«
    Dalton unterbrach die Verbindung.
    »Weißt du, wo Wilton liegt?«, fragte ich.
    »Nie davon gehört«, sagte Dalton.
    »Percy hat einen Straßenatlas im Schrank«,

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