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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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gefallen.«
    Sein durchdringender Blick gab mir das Gefühl, nackt vor ihm zu stehen. »Die Wahrheit ist, Sir, dass ich Ihnen die Quelle, aus der ich das Zitat abgeschrieben habe, nicht preisgeben darf.«
    Nach einer peinlichen Pause sagte er: »Gut. Ich respektiere Ihren Wunsch nach Diskretion.« Er räusperte sich. »Nun, das Zitat stammt ganz sicher nicht aus der Heiligen Schrift, aber es scheint von ihr inspiriert zu sein. Es erinnert mich an die Schriften aus dem siebzehnten Jahrhundert, die ich studiert habe, aber ohne weitere Analyse kann ich kein genaueres Datum bestimmen. Der Tonfall ist energisch, beinahe trotzig. Die Worte hören sich an wie die eines Kreuzfahrers. Doch ohne zusätzliche Anhaltspunkte kann diese Meinung nur eine Spekulation bleiben. Wann brauchen Sie eine Antwort auf Ihre Frage?«
    »Ich habe es nicht eilig«, sagte ich. »Ich brauche es nicht für eine Hausarbeit oder so etwas, deshalb ist es nicht so wichtig. Eher für meine persönliche Neugierde.«
    »Unterschätzen Sie die Bedeutung Ihrer Entdeckung nicht, nur weil diese nichts mit einem Seminar und einem Abschluss zu tun hat«, sagte er. »Wissen für die persönliche intellektuelle Entwicklung zu erlangen ist von großem Gewicht. Auf diese Weise werden Gelehrte gemacht.« Er hielt die Abschrift hoch und sagte: »Darf ich die für eine Weile behalten, um weiter nach den Ursprüngen des Zitats zu forschen?«
    »Selbstverständlich«, sagte ich. »Soll ich Ihnen meine Kontaktinformationen dalassen?«
    »Das dürfte nicht notwendig sein«, sagte er mit einem ungekünstelten Lächeln, das sein rundes Gesicht erfüllte. »Ich werde Sie ohne größeren Aufwand finden.«
     
    Das Basketballtraining kam und ging, und das meiste davon nahm ich kaum wahr. Ich kann mich nicht erinnern, ob der Trainer einen Wutanfall hatte oder verärgert mit dem rechten Fuß aufstampfte, was er gewöhnlich mindestens zehn Mal bei einem Training tat. Die meiste Zeit war ich zu betäubt, um die Erschöpfung oder den Zorn oder irgendetwas anderes zu spüren. Ich spulte das Programm ab, und alles erinnerte mich irgendwie an dieses kleine blaue Buch. Ich stand an der Freiwurflinie und machte meine Dribbelübungen, bevor ich einen Wurf ansetzte; dann schaute ich zum Korb hoch und auf das kleine schwarze Rechteck, das aufs Brett gemalt war. Plötzlich, als würde ich halluzinieren, sah ich meinen Namen darauf, wie er auch auf dem Etikett gestanden hatte. Dann stand ich an der Seitenlinie und beobachtete Trainer Zimowski, wie er die Defensivspieler einwies, und ich zählte fünf Spieler, was mich an die fünf Schritte der Nachfolgeregelung denken ließ. So ging es das ganze Training hindurch, ein zweistündiger Marsch durch symbolischen Morast – neun Punkte auf der Ergebnisanzeige, neun Basketbälle in der Kiste, neun Spieler der Frauenmannschaft, die an der Seitenlinie Dehnübungen machten, als unser Training sich dem Ende näherte. Überall sah ich nur Neunen.
    Nach dem Training gingen die meisten von uns zum Abendessen ins Kirkland House, und auch davon blieben mir kaum Erinnerungen zurück, abgesehen von den neun Gläsern Eistee, die Mitch im Laufe der Mahlzeit in sich hineinkippte. Dann erschien Roz Minter mit einigen ihrer Kolleginnen aus der Fußballmannschaft, und jeder Junge im Speisesaal renkte sich einen Nackenwirbel aus, um einen Blick auf sie werfen zu können. Daran konnte ich mich natürlich erinnern. Und wie lautete ihre Rückennummer? Genau, es war die gute alte, dicke Neun.
    Ich rief in Daltons Apartment an, ob er zu Hause war. Ich hatte vor, einen kurzen Stopp bei ihm einzulegen, zumal Eliot House und Kirkland House direkt nebeneinander lagen. Doch einer seiner Mitbewohner sagte, er sei den ganzen Tag nicht da. Also kehrte ich ins Lowell House zurück, um in meinem eigenen Zimmer gemütlich weitere Neunen zu halluzinieren.
    Ich überquerte gerade den Parkplatz des MAC, als mir plötzlich eine Idee kam. Und wenn der Orden der Altehrwürdigen Neun nun nichts anderes war als ein Abklatsch des britischen Hosenbandordens? Könnten sie ähnliche Zielsetzungen und Traditionen haben? Vielleicht konnte man die Geschichte der Altehrwürdigen Neun und den geheimnisvollen Text, den sie zu ihrem Glaubensbekenntnis gemacht hatten, besser verstehen, wenn man sich die Geschichte des Hosenbandordens ansah.
    Ich stellte die Sporttasche in meinem Zimmer ab und ging die kurze Strecke zur Widener-Bibliothek. Vor dem Schalter der Referenzbibliothekare hatte sich eine

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