Der Geheime Orden
großen, goldgerahmten Malereien ausgestattet war, die durch die gestreiften Satintapeten besonders hervorgehoben wurden. Alles sah kostspielig aus, von den bezogenen Sitzmöbeln, die einen langen Glastisch umstanden, bis zu den Marmorstatuen auf den Mahagonitischen. Ein dritter Türsteher griff hinter seinem Tisch nach einem Telefon und sprach ein paar Worte hinein, bevor er uns zu einem Aufzug begleitete, in dem der Liftboy uns herzlich begrüßte; er wusste bereits, wohin wir unterwegs waren, ohne dass er uns fragen musste. Den Aufzug zierte eine große Deckenbemalung mit Engeln und einer endlosen Hügellandschaft sowie eine Samtcouch an der gegenüberliegenden Wand. Ich war mir nicht sicher, ob sie tatsächlich zum Sitzen diente oder nur Dekoration war, deshalb beschloss ich, vorsichtig zu sein, und blieb stehen wie alle anderen auch.
Nach wenigen Sekunden befanden wir uns im Foyer einer Art Herrenhaus unter den Wolken. Ein Kronleuchter – groß genug, um ein Footballstadion zu beleuchten – hing vor einer Treppe aus pfirsichfarbenem Marmor, die irgendwo unter einer gewölbten Decke verschwand. Ein Gemälde, das lang genug war, um die Seite eines Schulbusses zu verzieren, hing an der linken Wand; die rechte Wand wurde von einem halb so großen Fresko beherrscht. Es war die einschüchterndste Zurschaustellung von Reichtum, der ich je begegnet war.
»Hallo, Jungs!«, hallte eine Stimme vom anderen Ende des Flurs herüber. Eine dunkle Gestalt kam mit zwei anderen im Gefolge auf uns zu. »Mi casa es tu casa«, sagte der Mann, nachdem er uns erreicht hatte, und stieß ein wildes Lachen aus, das durchs Foyer fegte und die Treppe hinaufdröhnte.
Waldo Bickerstaff war ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Sein langes, rotes Haar war von weißen Strähnen durchzogen, sauber hinter die Ohren gekämmt und fiel in Locken auf seine Schultern. Sogar unter der tief sonnengebräunten Haut konnte man eine Armee von Sommersprossen auf den Wangen und die schweren Tränensäcke erkennen, die aussahen, als hätte man winzige Kissen unter seine Haut geschoben. Er war muskulös, untersetzt und trug Jeans, die eng genug aussahen, um Verstopfungen zu verursachen. Dazu trug er ein zartbitterbraunes Jackett über einem blauen Hemd, das weit genug aufgeknöpft war, um einen Teppich roter Brusthaare herauskrabbeln zu lassen. Er hielt ein Glas in der Hand, in dem drei Oliven in einer Mischung aus Wodka und Soda schwammen, wie ich vermutete. Ein echter Mann. Ein junger Vietnamese und eine junge Vietnamesin, die wie Geschwister aussahen, standen hinter ihm und lächelten gastfreundlich.
Claybrooke trat vor. »Guten Abend, Mr. Bickerstaff«, sagte er und streckte die Hand aus.
»Mr. Bickerstaff?«, sagte der Mann und schaute mit großen Augen über die Schulter. »Wer soll das sein?« Er ließ ein weiteres Lachen ertönen, das einen roten Schimmer auf seine Wangen zauberte, und sagte: »Für die beiden hinter mir bin ich Mr. Bickerstaff, aber für meine Brüder vom Gas bin ich einfach nur Bickers.«
Claybrooke nickte und lächelte wie wir anderen auch. Ich mochte den Mann jetzt schon.
»Hab ich dich nicht schon mal getroffen?«, sagte Bickerstaff, ging ein Stück auf Claybrooke zu und musterte ihn.
»Jawohl, Sir, ich war vor zwei Jahren als Kandidat zum Abendessen hier. Ich bin Thaddeus Claybrooke III. Abschlussjahrgang ‘89.«
»Genau, ich erinnere mich. Du hast dauernd von deinem Urgroßdingsbums erzählt, der mit der Mayflower gekommen war.« Claybrooke grinste verstohlen. »Ihr habt oben gesessen und Filet Mignon verzehrt, während meine Leute sich im Unterdeck um fettige Essensreste gebalgt haben«, sagte er. »Letztes Mal warst du ein bisschen zugeknöpft.« Er griff nach Claybrookes Krawatte und zog daran herum, bis der Knoten aufging. »Dieses Mal solltest du ein bisschen entspannter sein. Du bist jetzt ein Mitglied und musst nicht mehr in jedermanns Arsch kriechen.«
Mit Bickerstaff als Puffer fühlten wir anderen uns sicher genug, in sein herzliches Lachen einzufallen, bevor wir uns ihm der Reihe nach vorstellten.
»Lasst eure Taschen alle hier liegen«, sagte er. »Tran und Huang werden sie in eure Zimmer hinauftragen. Wir haben euch im zweiten Stock untergebracht. Jeder hat ein eigenes Zimmer für den Fall, dass er ein bisschen später am Abend vielleicht Gesellschaft bekommt.« Er zwinkerte uns zu und lachte, bevor er sagte: »Und jetzt lasst uns etwas essen. Ich bin am Verhungern.«
Wir folgten ihm durch
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