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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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fragte Dalton. »Am liebsten würde ich den alten Gauner in seinem Büro aufsuchen und ihn schütteln, bis er alles ausspuckt.«
    Ich musste lachen. »Entspann dich, Dalton«, sagte ich. »Der alte Knabe ist emeritierter Professor. Er tut nur das, was Professoren immer tun. Er will Eigeninitiative und selbstständige Forschungen von mir sehen. Wenn ich ihm zeige, dass ich es ernsthaft versuche, wird er mir auch mehr erzählen, wenn ich das nächste Mal zu ihm gehe, da bin ich sicher.«
    »Ja, falls er dann noch lebt. Gestern habe ich seine Biografie gelesen. Er ist älter als die meisten Fossilien.«
    »Keine Sorge, er gehört zu der unverwüstlichen Sorte«, sagte ich. »Wie auch immer, gestern Abend, nachdem ich mit Ashley auf dem Konzert war, habe ich mich noch mit Stromberger getroffen.«
    »Was läuft da eigentlich mit ihr?«
    »Mit wem? Stromberger oder Ashley?«
    »Was glaubst du wohl, du Idiot? Ashley.«
    »Was ist denn heute mit dir los? Du bist ja richtig mies drauf.«
    Rafi brachte unsere Drinks und die Käsesteaks, und wir machten uns augenblicklich an die Arbeit.
    »Gestern Abend nach dem Konzert habe ich sie geküsst«, sagte ich.
    »Nie im Leben!«
    »Doch. Mitten auf der Commonwealth Avenue in der Nähe vom Kenmore Square.«
    »Ich dachte, sie wollte niemals mit einem Harvard-Mann ausgehen.«
    »So war es, aber du weißt ja, wie das so ist«, sagte ich mit einem Lächeln. »Sie konnte meinem Charme nicht widerstehen.«
    »Dann geht ihr also offiziell miteinander?«
    »Nicht nach ihren Begriffen. Aber was scheren mich semantische Spitzfindigkeiten, wenn ich das schönste Mädchen der Welt küssen darf.«
    »Ich schwöre, wenn du sie herumkriegst, ist das einer der größten Coups aller Zeiten.«
    »Nun mal langsam mit den jungen Pferden«, sagte ich. »Ich hab immer noch eine Menge Arbeit vor mir. Sie wird es mir nicht leicht machen.«
    »Und was hatte Stromberger zu vermelden?«, fragte er und steckte sich das halbe Sandwich in den Mund.
    »Sie hat mir ein paar Artikel aus den Dreißiger- und späten Sechzigerjahren gezeigt, die sie über Diebstähle seltener Bücher aus der Widener-Bibliothek gefunden hatte.«
    »Hat jemand den Christlichen Feldzug gestohlen?«
    »Ich bin nicht sicher. Die Artikel haben nicht alle Titel genannt, die gestohlen worden waren. Aber ich denke, wenn irgendein Idiot beinahe die Gutenbergbibel aus der Widener-Bibliothek stehlen konnte, dann wohl auch den Christlichen Feldzug. «
    »Also, wie sieht der Plan aus?«
    »Ich gehe morgen früh in die Houghton-Bibliothek.«
    »Aber du hast doch noch gar keinen Termin bei einem Bibliothekar?«
    »Ich weiß, aber es wird Zeit, ein bisschen Druck zu machen. Wir sind zu nah dran, um uns jetzt noch zurücklehnen und abwarten zu können. Ich werde einfach dort auftauchen und sehen, ob ich sie bequatschen kann.«
    Dalton sagte: »Ich hatte vor, in ein paar Tagen noch einmal nach Wild Winds zu fahren und mich dort umzusehen. Vielleicht kann ich ja noch etwas finden.«
    »Ich dachte, Brathwaite hätte schon alles durchsucht?«
    »Hat er auch, aber es ist ein riesiges Haus. Vielleicht hat er etwas übersehen.«
    »Ich glaube nicht, dass Brathwaite irgendetwas übersehen könnte.«
    »Du würdest dich wundern«, sagte Dalton. »Sogar echten Profis unterlaufen hin und wieder Fehler.«
     
    Die Lamont-Bibliothek in der südöstlichen Ecke des New Yards war die mit Abstand beliebteste Leseecke der jungen Studenten. Sie war nicht einmal ein Zehntel so groß oder so angesehen wie die Widener-Bibliothek, doch was ihr an Größe fehlte, machte sie durch Gemütlichkeit wett. Sie war im Stil einer kalifornischen Ranch erbaut und bekannt für ihren speziellen Bodenbelag aus portugiesischem Kork, auf dem es sich viel weicher gehen ließ und der die beste natürliche Geräuschdämmung bot, die je mit einem Bodenbelag erreicht wurde. Lamont war auch der offizielle Sitz der Human- und Sozialwissenschaften, was bedeutete, dass die Kursleiter die gesamte Seminarlektüre hinter dem Eingangsschalter bereitstellen ließen. Durch ihre Lage direkt gegenüber der Freshman Union und gleich neben der Widener-Bibliothek war die Lamont-Bibliothek sofort zu einem beliebten Treffpunkt geworden, wo man sich vor einer langen Nacht des Studiums verabredete. Hier gab es alles, was das Herz eines Collegestudenten von einer Bibliothek begehrte: große, behagliche Ledersessel, in denen man hervorragend schlafen konnte, einen Freizeitlesesaal, der das Beste aus der

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